Etwas muss die Bezeichnung eines wirklich neuen Kapitels aber relativiert werden: Denn obwohl Valkyria Chronicles 4 eine frische Geschichte erzählt, so ist die Handlung doch parallel zum PS3-Klassiker im Jahr 1935 angesiedelt. Das Setting ist wie gehabt eine fiktionale Version unseres Kontinents mit anderen Ländern, anderer Technologie und natürlich einem Schuss Fantasy. Wie in der Realität allerdings waren die 1930er Jahre der Beginn des zweiten großen Krieges jener Welt. Übernahm man im ersten Teil noch die Rolle einer Kampfeinheit des kleinen Landes Gallia, so erlebt man jetzt die Geschehnisse aus der Perspektive der Soldaten der Föderation im Kampf gegen das östliche Kaiserreich.
Genauer gesagt wird die Geschichte der Truppe E erzählt. Eine kleine Einheit unter der Führung des jungen Claude Wallace mit einigen seiner Jugendfreunde. Als Teil der Operation Nordkreuz marschiert Truppe E auf die kaiserliche Hauptstadt zu, den Sieg in greifbarer Nähe. Als der Winter früh einbricht, kommt der Vormarsch zum Halt, und eine Gegenoffensive des Kaiserreichs reibt die Föderationsarmee auf. Ums eigene Leben kämpfend versuchen die Föderationskräfte zu fliehen, doch im Rückzug liegt es an Truppe E, das Blatt trotzdem noch zu wenden.
Das Gameplay entspricht weitestgehend dem von Teil 1. Storysequenzen, Kapitel und Schlachten werden in Form von Fotos in einem Buch ausgewählt. Freie Erkundung von Städten oder Ähnliches gibt es nicht; Dinge wie das Hauptquartier sind rein menübasiert.
Vor dem Kampf werden die Einheiten auf einer Übersichtskarte platziert. Anders als in klassischen zugbasierten Strategiespielen findet die Bewegung der Truppen jedoch in Echtzeit in einer frei begehbaren 3D Welt statt.
Die Zahl der Züge pro Runde ist begrenzt, ebenso die Ausdauer jeder einzelnen Einheit. Das heißt: Will man einen Truppenteil bewegen, so geht das nur im Rahmen ihrer Reichweite pro Zug. Eine Aktion, ob Angriff mit verschiedenen Waffen, Reparatur oder Heilung ist zudem erlaubt. Derselbe Trupp darf unbegrenzt oft bewegt werden, solange noch Züge zur Verfügung stehen. Allerdings sinkt die Kondition mit jedem Mal, so dass der Bewegungsfreiraum schnell eingeschränkt ist. In der folgenden Runde sind alle Figuren glücklicherweise vollständig erholt. Sobald alle Möglichkeiten für die Runde erschöpft wurden ist es an Feind, seine Kompanien zu bewegen. Dabei kann man nur solche Aktionen verfolgen, die sich in Sichtweite der eigenen Einheiten abspielen.
Verschiedene Einheitentypen haben natürlich auch unterschiedliche Stärken. Ein Stoßtrupp ist ideal für Angriffe auf Infanterie, die Reichweite ist aber begrenzt. Aufklärer sind weniger für den Kampf geeignet, dafür aber gut zu Fuß und ideal zum Auskundschaften von Feindpositionen. Lanciers sind schwer gepanzert vor Explosionen geschützt und können mit ihren Raketenlanzen Panzer eliminieren, sind jedoch hilflos gegen sonstige Infanterie. Pioniere besitzen große Reichweite, können Munition anderer Soldaten auffüllen sowie Panzer, Leitern und Sandsäcke reparieren. Werden sie aber angegriffen, sind sie nahezu wehrlos. Scharfschützen können aus großer Distanz Feinde ausschalten, sich aber nicht weit bewegen oder gut verteidigen. Und ganz neu sind die Grenadiers: Mit tragbaren Mörsern ausgestattet können sie im hohen Bogen auch Gegner auf erhöhten Positionen und hinter Barrikaden wegsprengen. Dazu kommen natürlich verschiedene Arten von Panzern, schwer zerstörbare Fahrzeuge ... mit nur dem leuchtenden Ragnazit-Motor als Schwachpunkt.
Züge können auch verbraucht werden, um spezielle Befehle zu geben, anstatt eine Einheit zu bewegen. Stats können so vorübergehend erhöht, Radar eingesetzt oder ganze Bereiche unter Artilleriebeschuss genommen werden.
Die Missionen haben zumeist ein Capture-the-Flag-Element. Gegnerische Lager können besetzt werden, um künftig von dort Verstärkung zuholen. Ist das Hauptlager erobert, so ist die Schlacht meist gewonnen. Manchmal gibt es aber auch andere Siegbedingungen, wie das Retten isolierter Verbündeter, das Zerstören von Objekten innerhalb eines Zeitlimits oder die Flucht zu einem bestimmten Punkt. Generell gestalten sich die Missionen durch gut designte Karten und solche Variationen abwechslungsreich.
Die Grafik nutzt eine neue Version der proprietären CANVAS Engine, um dem Game einen tollen Artstyle zu verpassen. Eine Mischung aus Aquarell und Bleistift, hübsch anzusehen, aber kaum von Teil 1 zu unterscheiden. Die Settings sind dafür abwechslungsreicher.
Die Musik ist unauffällig, untermalt das Geschehen jedoch gut. Die englische Sprachausgabe schwankt dagegen stark. Deutsche Vertonung gibt es wie zu erwarten keine, aber Puristen dürfen auf japanische Voice Overs umschalten. Die Texte sind komplett in Deutsch, allerdings haben sich hier so einige Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen.
Valkyria Chronicles ist zurück, und nach den netten, aber vereinfachten Handheld-Teilen 2 und 3 wieder in Topform. Die Karten sind erneut größer, alle Funktionen sind wieder dabei, und die eine oder andere Ergänzung machen Teil 4 zur würdigen Fortsetzung. Valkyria Chronicles 4 bietet alles, was man sich wünscht und übertrifft selbst den exzellenten Erstling.