Outrun 2006: Coast 2 Coast Multi im Test

Viele die OutRun 2006: Coast 2 Coast zum ersten Mal spielen, werden vom simplen Spielprinzip überrascht sein: Breite Straßen und ausladende Kurven zeugen nicht von fahrerischen Geschick. Daher sollten sich Gran Turismo und Forza Motorsport erfahrende Gamer bewusst sein, dass OutRun direkt aus der Spielhalle kommt. Höchstgeschwindigkeiten von über 300 km/h und mehrere hundert Meter lange Drifts gehören hier zur Tagesordnung und haben nichts mit realistischem Fahrverhalten zu tun. Das zu Beginn simpel anmutende Gameplay entpuppt sich aber nach ausgiebigem Zocken als durchaus tiefgründig, denn richtiges Driften mit Full Speed und dabei noch grazil durch die langen Kurven zu lenken, will gut trainiert sein. Daher ist ein Vergleich mit simulationslastigen Racern von Anfang an ausgeschlossen.

Als aller erstes, muss man ein Fahrerprofil erstellen, welches aus Name, Nationalität und Sternzeichen besteht. Wofür das gut ist, wird sich spätestens beim ersten Online Rennen und Blick auf die Rankings herausstellen. Vom Optionsumfang steigerte sich OutRun 2006: Coast 2 Coast auch enorm gegenüber dem Vorgänger. So wird man im Hauptmissionsmodus mit einer Reihe von verschiedenen Aufgaben konfrontiert. Hier sind ca. 100 Missionen in zwei Hauptkategorien unterteilt: Im »Flagman Modus« muss man als Erster ins Ziel kommen, während man im »Heart Attack Modus« kleine vorgegebene Missionen, welche von der netten Beifahrerin gefordert werden, bewältigen muss. Diese sind unterschiedlich und gehen vom simplen Linien fahren, Konvoi überholen, Unfälle vermeiden, Aliens ausweichen über Geister fangen etc. Also alles was ein Frauenherz begehrt. Im OutRun Modus kann man dann noch mal einzeln den Herzschlag Modus spielen, oder sich für Time Attack entscheiden oder sich im Ghost-Car Online Modus die besten Runden von anderen Gamern runterladen oder seine eigenen hochladen.

Dieses Mal gibt sich der Multiplayer Part auf der Xbox umfangreich. So ist es möglich, via Xbox-Live gegen bis zu 6 anderen Fahrern anzutreten. Weiterhin halten die umfangreichen Online-Time-Attack Rankings die Langzeitmotivation auf hohem Niveau. Man kann selbst bis zu sechs Xboxen im LAN (Xbox System Link) zusammenschließen, um gegeneinander zu zocken. Die Entwickler deckten alle Möglichkeiten ab.

Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Fuhrpark und die Streckenanzahl deutlich aufgestockt. So warten insgesamt 15 Ferraris in 13 zusätzlichen Modelvariationen und 30 verschiedene Strecken (15 aus jedem OutRun Teil), mit Reversal sogar 60, auf den Spieler. Durch gefahrene Strecken und besonders gute Leistungen kann man sich die so genannten »OutRun Meilen« dazu verdienen, die man anschließend wiederum im Ausstellungsraum gegen neue Autos, Kurse, Wagenfarben und Hintergrundsongs eintauschen kann.

Das wichtigste neue Gameplay Feature ist die Option im Windschatten des Widersachers zu fahren, um noch mehr Geschwindigkeit aus dem Auto heraus zu kitzeln. Dieses aus OutRun 2 SP bekannte Feature sorgt dafür, dass es jetzt noch heißere Gefechte um die Pole Position im Online- und Multiplayer Modus gibt. Um möglichst viele »OutRun Meilen« (Punkte) abzustauben ist nicht nur die Rundenzeit entscheidend, sondern wie bei Arcade Racern üblich, auch die Fahr- bzw. Driftweise und Kollision mit anderen Verkehrsteilnehmern. Da gibt es mehrere Techniken, die zum Erfolg führen, so muss man z.B. bei schneller Änderung der Driftrichtung kurz vom Gas gehen und in die andere Richtung lenken, um weiter zu driften etc.

Grafisch zeigt sich der Titel, der im Grunde auf dem Konsolen ähnlichen Automatenboard »Chihiro« entwickelt wurde, von seiner starken Seite: Hochauflösende, blitzschnelle und knallbunte Grafik erzeugen einen Flair, welches nur in der Arcade vorzufinden ist. Die Ferraris könnten dabei kaum schöner aussehen und überzeugen mit einer realistischen Lackierung, in der sich die komplette Umgebung spiegelt. Die Xbox gibt dabei kein Murren von sich und man entdeckt bei der schier endlosen Weitsicht kaum einen Ruckler. SEGA bleibt sich dabei treu und präsentiert das ganze Spiel im typischen SEGA Design, welches die Fans schon seit Jahren zu schätzen wissen.

Wer schon vorherige Automatenspiele von SEGA kennt, weiß was einem für abwechslungsreiche Strecken erwarten, die vom ersten bis zum letzten Meter komplett durchdesignt sind. Daher kommt bei den 30 verschiedenen Streckendesigns keine Langeweile auf, egal ob Dschungel, Wüste, Großstadt, Küste, Gebirge, Inka-Ruinen etc. Die unterschiedlichen Wetterverhältnisse in jeder Stage machen darüber hinaus jede Fahrt zu einem grafischen Highlight. Am besten lässt sich das mit dem »Lost World« Abschnitt, der durch die Anden führt, beschreiben. Hierbei fährt man unter dichten Nebelschwaden durch einen Bergkamm, bis man über eine Kuppe kommt und sich das sonnendurchflutete Tal offenbart. Links und rechts liegen alte Inka Ruinen über denen sich leichte Wolken vor einem gewaltigen Berg ziehen. Durch die gigantische Weitsicht kann man jetzt schon sehen, wie sich die Straße im Hintergrund um den Berg schlängelt. Hier läuft SEGA zur alten Höchstform auf, denn das alles wirkt beeindruckend.

Kommen wir zum Sound: Hier scheiden sich wie schon bei so vielen SEGA Titeln zuvor die Geister, denn der gesungene, pop-rockige Soundtrack ist nicht jedermanns Sache. Für mich gehört er aber zu jedem guten SEGA Automatenspiel und ich mochte bereits bei Daytona U.S.A. den unvergleichlichen und unvergesslichen Soundtrack. Für alle anderen gibt es glücklicherweise die Möglichkeit auf die auf der Xbox Festplatte gespeicherten Songs zurückzugreifen. Allerdings kommen wir nun zum größten Schnitzer im gesamten Spiel und zwar handelt es sich um die deutsche Sprachausgabe. Selten hat man auf den Konsolen solch qualitativ schlechte und unmotivierte Sprachsamples gehört, da hätte man sie lieber gleich komplett englisch lassen sollen.

Im Vergleich mit der PlayStation 2 kann die Xbox Version mit einer stabileren Bildrate und etwas detaillierten Randbebauungen glänzen. Die verschiedenen Wettereffekte kommen zudem sehr viel besser zur Geltung. Die PlayStation 2 kann aber dafür mit der PlayStation Portable Version via USB-Kabel verlinkt werden. Das geht leider nicht mit der Xbox.