Der Spieler tritt in das Game ein, als er mit seinem Charakter einen Angriff auf die Kolonie Eden Prime abwehren muss. Dahinter stecken die Geth, eine verschollene Rasse von intelligenten Maschinen, angeführt von dem Turianer Saren. Das pikante an dieser Situation ist, dass Saren ein Spectre ist, ein Mitglied der absoluten militärischen Elite der Citadel, ausgestattet mit besonderen Vollmachten. Allerdings ist er inzwischen abtrünnig geworden, was jedoch keiner weiß. Sein Ziel ist ein protheanischer Sender. Um diesen zu erreichen ist er sogar bereit, alte Freunde kaltblütig umzubringen. Doch auch der Spieler gelangt zu dem Sender, der ihm unheimliche Visionen übermittelt. Und so gelangt er in einen uralten Konflikt, der die gesamte Galaxie bedroht. Saren ist dabei nur die äußere Form einer massiven Bedrohung, deren Ursprünge bis in die Zeit der Protheaner zurückreichen.
Diese wiederum setzten sich aus drei verschiedenen Fähigkeiten zusammen. Als Kämpfer bedient man sich den Waffen und Rüstungen, die man im Handel kaufen kann, von erlegten Feinden erbeutet oder in gesicherten Schränken findet. Bei der Technik kann der Spieler Computer und Gegenstände knacken und Gewehre überladen. Die letzte der drei Fähigkeiten ist die Biotik. Hier darf man die physikalische Welt manipulieren. Das heißt, man kann Leute mit einer Art Kraftblase wegwerfen oder in die Luft heben. Jede Charakterklasse setzt sich entweder aus einer oder zwei dieser Fähigkeiten zusammen. Der Techniker nutzt, wie sein Name schon sagt, exklusiv Technik, während ein Späher Biotik mit Kampf kombiniert. Und jede Gabe hat ihre eigenen speziellen Fertigkeiten, die der Spieler später weiter verbessern kann.
Man kommt immer wieder in Situationen, in denen man sich entscheiden kann, entweder die Waffen sprechen zu lassen, oder seine Fähigkeit zu Reden zu beweisen. Fällt die Wahl auf letzteres, kann Sheppard, wie es für Bioware üblich ist, zwischen drei verschiedenen Tonarten wählen. Man kann entweder aggressiv, neutral oder höflich vorgehen. Später erhält man noch die Fertigkeit, seine Ansprechpartner einzuschüchtern oder sich einzuschmeicheln. Je nachdem, wie man sich verhält, hat dies Auswirkungen auf das Spiel.
Jeder Charakter, den man trifft, hat seine eigene Geschichte, was das Spiel so lebendig wirken lässt. Da wäre zum Beispiel der Kroganer Urdnot Wrex, dem man seine bewegte Vergangenheit wirklich am Gesicht ablesen kann. Von ihm kann man unter anderem erfahren, was ihn dazu bewogen hat, seiner Rasse den Rücken zu kehren. Auch kommunizieren die verschiedenen Figuren miteinander. So unterhält Wrex beispielsweise in einem Lift mit der Quarianerin Tali'Zorah nar Rayya über die Fehler ihrer Rassen. Der Dialog ist zwar nur äußerst kurz, aber vertieft dafür umso mehr die Persönlichkeiten.
Eher unpersönlich geht es im Kampf zu. Durch die Fähigkeiten und die Möglichkeit, Waffen noch mal extra aufzurüsten, hat man zwar diverse Optionen, das Kampfgeschehen zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Doch die beste Taktik und fleißiges Deckung aufsuchen bringen nichts, wenn Massen von Gegner im wahrsten Sinne des Wortes auf einen einstürmen. So kann es oft passieren, dass man plötzlich stirbt. Immerhin weiß die Computer KI stellenweise zu überzeugen. Einige Widersacher suchen Schutz oder nutzen ihre besonderen Fähigkeiten aus, um dem Spieler das Leben schwer zu machen, ehe sie auf ihn schießen. Dasselbe tun auch die Begleiter, wobei man diesen noch extra Anweisungen geben kann, damit sie einen im Kampf unterstützen.
Ein Lob muss man der deutschen Synchro aussprechen. Auch wenn es schade ist, dass man die Originalsprache nicht auswählen kann, lassen die deutschen Sprecher darüber keine Wehmut aufkommen. Ihre Leistung ist für ein Videospiel enorm gut und weiß zu überzeugen.
Was in Sachen Ton allerdings zu bemängeln ist, ist dass an einigen wenigen Stellen die Sprachausgabe nicht zu hören ist, oder die Abstimmung mit der Musik nicht ganz so gut gelingt. In diesen Passagen dominiert nämlich die rhythmische Untermalung zu sehr.
In Sachen Grafik weiß das Spiel ebenfalls zu gefallen. Alles wirkt durchdacht, und auch die zahlreichen Planeten überzeugen. Allerdings gibt es auch hier einige Wehrmutstropfen. Zum einen haben die Entwickler sich bei den Innen-Darstellungen der Nebenquests nicht gerade vor Kreativität überschlagen. Im Prinzip gibt es nur zwei Designs, eines für eine menschliche Unterkunft und eines für Untergrund-Level. Um diese noch ein bisschen aufzupeppen wurden unterschiedliche Gegenstände mit eingefügt, doch das war es dann auch. Wesentlich ärgerlicher ist es jedoch, dass wenn du ein neues Gebiet betrittst, oder einen Spielstand ladest, erst nach und nach die Grafik mit allen Details aufgebaut wird. Dieser Bug ist zwar nicht spielrelevant, aber nichtsdestotrotz ärgerlich. Es ist einfach unschön anzusehen, wie innerhalb von 5 Sekunden Details nach und nach sich geladen werden.
Wenn man ein Must-Have Spiel für die Xbox 360 sucht, so ist man bei Mass Effect an der richtigen Adresse. Das Spiel überzeugt in nahezu jeder Hinsicht. Es ist äußerst spielbar, hat eine wahrhaft epische Story mit überzeugenden Persönlichkeiten und, was eine wahre Seltenheit, eine überzeugende deutsche Synchro. Da fallen die Mängel, wie zum Beispiel spontane Nachlader und eine sich eher langsam aufbauende Grafik nicht so sehr ins Gewicht.