Bright Falls ist alles andere als die verschlafene Kleinstadt, die sie tagsüber vorgibt zu sein und schnell wird klar, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Einige der Bewohner des kleinen Örtchens verhalten sich, selbst für so ländliche Gegenden äußerst merkwürdig. Und wenn erst einmal die Nacht hereinbricht, ist mit der Bevölkerung nicht gut Kirschen essen. Viele von ihnen scheinen von einer dämonischen Finsternis besessen zu sein, welche ihre Körper in ein unheimliches Dunkel hüllt und als mordhungrige Marionetten einsetzt. Auf die ersten albtraumhaften Begegnungen im Wald folgt die kaum überraschende Erkenntnis, dass die Polizei Alan nicht glaubt. Dem unter Schlafmangel leidenden Schriftsteller bleibt also nichts anderes übrig als selber aktiv zu werden.
Das Missionsdesign besteht im Grunde genommen nur darin bestimmte Orte oder Gegenstände zu finden bzw. untersuchen und gegen Besessene zu kämpfen. Die Faszination des Spiels rührt in erster Linie von der packenden Geschichte und den schlichtweg wunderschönen, abwechslungsreichen Schauplätzen her. So besuchen wir unter anderem ein Holzwerk tief in den Wäldern oder natürlich Bright Falls selbst.
Wie zu erwarten, ist Alan alles andere als eine Kampfmaschine und schon wenige gegnerische Treffer reichen, um uns zurück zum letzten, fair verteilten, Checkpoint zu bugsieren. In der Nacht bekommen wir es unter anderem mit unterschiedlich starken, von der Dunkelheit infizierten Holz- und Minenarbeitern und vielen anderen, gefährlichen Bewohnern Bright Falls zu tun. Zwischenzeitlich trachten uns sogar ganze Vogelschwärme und besessene Gegenstände, Maschinen oder Baufahrzeuge - die sogenannten Poltergeister - nach dem Leben.
Nur danach werden sie nämlich verwundbar und können durch mehrere Ladungen Blei ins Jenseits befördert werden. Anstelle von Blut-Effekten gibt es dabei ansehnlichen Funkenflug zu betrachten, was auch die USK 16 Freigabe von Alan Wake erklärt. Kommt uns ein Besessener zu Nahe, besteht die Möglichkeit auf Knopfdruck ein Ausweichmanöver zu starten oder schleunigst eine Leuchtfackel oder Blendgranate auf den Boden zu pfeffern. Nahkampfangriffe gibt es nicht! Ein Hieb mit der Taschenlampe oder dem Gewehrschaft wäre doch nicht zu viel verlangt gewesen. Zumal das „auf Abstand“-Halten der oft in Rudeln auftretenden Feinde, vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden, nicht so leicht fällt. Um den Besessenen die Finsternis schneller auszutreiben, empfiehlt sich die Sekundärfunktion unserer Taschenlampe! Wird der linke Trigger gedrückt verstärkt sich der Strahl für kurze Zeit und verursacht wesentlich mehr Schaden. Ähnlich wie die Health-Energie lädt sich diese Funktion ebenso selbstständig wieder auf. Allerdings ist oftmals nicht genug Zeit um zu warten, bis die Lampe wieder Saft hat. Deshalb ist es sinnvoll in kritischen Situationen einfach schnell die Batterien zu wechseln und den treuen Begleiter komplett neu aufzuladen.
Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Nicht selten fliegen diverse der Dunkelheit besessene Gegenstände wie Bänke oder ganze Zug-Waggons wie von Geisterhand geworfen durch die Luft. Schnelles Ausweichen ist hierbei das Maß aller Dinge! Gelegentlich lassen sich auf uns zusausende Objekte mit etwas Geschick in Richtung eines im Weg stehendes Gegnergrüppchens steuern. Manche Durchgänge sind ebenfalls von der Dunkelheit versperrt und dürfen erst betreten werden, nachdem wir die Hindernisse mit Licht aus dem Weg räumten. Reicht der Schein unserer Taschenlampe nicht, finden sich in der Nähe oft Generatoren, die durch ein Quick Time Event gestartet werden und beispielsweise einen kraftvollen Such-Scheinwerfer oder Deckenstrahler mit Energie versorgen. Um höher gelegene Punkte zu erreichen muss auch mal eine Leiter hinaufgeklettert oder über Plattformen gesprungen werden. Falls nötig kann Alan ebenso Kräne oder Lasten-Aufzüge bedienen.
Die kleineren Ingame-Denkspiele sind nicht sonderlich knifflig, lockern aber das Gameplay auf und wurden gut in den Spielverlauf integriert. Oberstes Spielziel ist es natürlich Alice zu finden und dem Mysterium Bright Falls auf den Grund zu gehen! Die meiste Zeit sind wir zwar solo unterwegs, bisweilen erhalten wir aber auch tatkräftige Unterstützung von unserem leicht trotteligen Agenten/PR-Manager Barry, der extra nach Bright Falls kam, um auf Alan „aufzupassen“.
Als krassen Gegensatz zu den Albtraum-Nächten erleben wir Bright Falls aber auch tagsüber, wo alles heile Welt zu sein scheint. Vögel zwitschern, die Sonne strahlt, der örtliche Radiomoderator philosophiert über das Leben und die Bewohner des Städtchens bereiten sich in freudiger Erwartung auf das bevorstehende Hirschfest vor. Diese Sequenzen strahlen eine merkwürdige Ruhe aus, die sich nur schwer beschreiben lässt.
Um längere Strecken zu überbrücken, stehen von Zeit zu Zeit Autos bereit, die uns nicht nur schneller machen, sondern dank Scheinwerfern und stabiler Bauweise auch hervorragend dazu geeignet sind, bei Nachtfahrten übermütige Besessene umzumähen. Doch Vorsicht, bei zu viel Blechschaden beginnen die Karren zu qualmen und wir müssen zu Fuß weiter. Die Steuerung der Vehikel ist simpel, störend ist nur die leicht zickige Perspektive bei schnellen Kamera-Richtungswechseln. Mit Ausnahme einer Sequenz gegen Ende des Spiels sind die Fahrzeug-Abschnitte zwar eine nette, gameplaytechnisch aber kaum relevante Dreingabe.
Was die Präsentation angeht, ist Alan Wake natürlich über jeden Zweifel erhaben. Wie nicht anders zu erwarten, liefert Remedy ein audiovisuelles Meisterwerk ab, das definitiv zu den schönsten Spielen der aktuellen Konsolengeneration gehört. Die Detailverliebtheit, die beim Design der Schauplätze und Orte an den Tag gelegt wurde, ist beeindruckend. Sieht man sich erst einmal an dem tollen Panorama der Natur um das Städtchen herum satt, stechen unzählige Kleinigkeiten ins Auge die eine vermeintlich lebendige Spielwelt erzeugen. Die optische Abwechslung ist enorm und hinterlässt trotz meist nur recht kurzer Besuche im jeweiligen Gebiet einen hervorragenden Eindruck. Licht- Schatten- und Partikel-Effekte sind ebenfalls vom Feinsten und der fließende Wechsel zwischen Tag und Nacht sorgt in Verbindung mit der oft kilometerweiten Sicht nicht selten für ungläubiges Staunen.
Da es aber bekanntermaßen kein Spiel ohne Makel gibt, sollte auch erwähnt werden, dass die Animationen von Alan etwas steif geraten sind und die Cut Scenes nicht immer ganz lippensynchron über den HD-Schirm flimmern. Bei schnellen Kamerawechseln kommt es zudem des Öfteren zum unschönen Tearing-Effekt. Unverständlicherweise scheint es in der „Jagdhochburg“ Bright Falls, mit Ausnahme eines Hundes, dem Pappmaché-Hirsch auf einem Festwagen und haufenweise Krähen, keinerlei tierisches Leben zu geben. Dafür überzeugen die menschlichen Charaktere sowohl mit Persönlichkeit als ebenfalls durch ihre Mimik und Gestik.
Alan Wake im Test

Der Polarkreis ist bekannt für blonde Traumfrauen, überteuerten Alkohol, Elche im Straßenverkehr und? Genau, Remedy! Das finnische Entwickler-Studio zeigt sich für die Max Payne-Reihe verantwortlich und brachte schon mehrere äußerst erfolgreiche Titel an den Start. Mit dem spielbaren Mystery-Thriller Alan Wake kommt jetzt das neueste Produkt der ambitionierten Spieleschmiede in die Regale …
Gregory meint:
Positiv
- Abwechslungsreiche Spielabschnitte
- Gut funktionierendes Gameplay
- Packende Story
Negativ
- Etwas mehr „Horror“ hätte nicht geschadet
- Keine Nahkampf-Attacke
- Keine alternativen Entscheidungen oder Enden
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von Konatas_Diener:
Hat eigentlich mal jemand Alan Wake mit FPS Boost auf den Series Konsolen gezockt? Ich habe es und konnte auch mal einen direkten Vergleich mit dem Remaster (PS4 Pro) ziehen. Fazit : Texturen und Charaktermodelle fallen hinter das Remaster zurück. In Sachen Framerate hat die Series S Fassung...
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von cd32:
Ray schrieb: Interessanter Artikel zum Projekt Alan Wake 2, Stand 2010, inklusive Demo Gameplay Video: polygon.com/features/2015/4/20…prototype-video-interview Kommt angeblich tatsächlich jetzt,...
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von aldi404:
Mistercinema schrieb: Hatten wir uns intern mal drauf geeinigt, dass es wenn "richtige Remastered" sind, neue Threads eröffnet werden sollen. Was ist an der Mass Effect Legendary Edition ein "falsches...
Die erwachsene Story ist hollywoodreif inszeniert, bietet ordentlich Mystery und sorgt über die gesamte Spielzeit hinweg für beste Unterhaltung. Die insgesamt hervorragende Präsentation sorgt für viel Atmosphäre, übermäßig viel Horror oder Schock-Momente solltet ihr allerdings nicht erwarten. Was den Langzeitspielspaß angeht… Nun ja, ein gewisser Wiederspielwert ist definitiv vorhanden, nach dem zweiten oder spätestens dritten Durchlauf hat man allerdings alles gesehen. Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass Alan Wake ein absolut gelungener, spielbarer Psycho-Thriller geworden ist, den ihr euch keinesfalls entgehen lassen solltet.