Ridge Racer Unbounded im Test

PlayStation3Xbox 360

Stolze 18 Jahre ist es nun schon her, als Namcos Ridge Racer das Licht der virtuellen Rennspielwelt erblickte. In dieser Zeit besuchte die Serie sehr viele Konsolen und Handhelds, blieb dabei seiner Linie immer sehr treu. Nur zwei Mal leisteten sich die Japaner Variantionen des beliebten Rennspiels. Das Erste war R:Racing Evolution (GCN, PS2, Xbox) und kam mit einem realistischerem Gameplay und Lizenzautos daher. Der zweite Versuch ist ganz frisch im Handel erhältlich und heißt Ridge Racer Unbounded

Entwickelt von BugBear, verlässt Ridge Racer Unbounded das bekannte Terrain voller Rundkurse auf abwechslungsreichen Strecken, japanischer Popmusik und heißen Drifts. Geschichte sind herkömmliche Kopf-an-Kopf Rennen mit Gegnern. Die FlatOut Macher servieren uns ein Rennspiel, das neben dem Namen und ein paar klitzekleinen Details nichts mehr mit dem klassischen Ridge Racer zu tun hat. Unbounded ist ein Cocktail aus Burnout RevengeFlatOut Ultimate Carnage und Split/Second, der geduldige Spieler mit Nerven aus Drahtseil belohnt, alle anderen aber eher abschreckt.

Dabei dachten sich die Entwickler sogar eine Rahmenhandlung aus, die dem Singleplayer Modus eine Daseinsberechtigung geben soll. In Shatter Bay herrscht Chaos. Die Gesellschaft ist gespalten. Wohlhabende und Reiche wohnen in der Innenstadt, während sich in den unterentwickelten Randbezirken die untere Schicht herumtreibt. Dieser Entwicklung müde, treibt sich eine Gang mit dem Namen "The Unbounded" in den Straßen herum, angeführt von einer Frau namens Kara Shindo. In Form von high-speed Rennen kämpft sie gegen die herrschende Ungerechtigkeit an. An ihrer Seite fahrt ihr in der Haut eines neuen Rekruten mit. Bevor ihr aber was zu sagen habt, müsst ihr euch in verschiedenen Events beweisen.

 

Außer der Introsequenz werdet ihr von der Story im Verlauf des Spiels nicht mehr viel mitkriegen. Nur in den Ladebildschirmen bekommt ihr handlungsrelevante Texteinblendungen zu sehen. Aber mal ehrlich? Ist eine Geschichte so wichtig in einem Rennspiel? Laut EA (siehe die Need for Speed Reihe) sicherlich schon, aber bei Unbounded können wir uns getrost nur auf die Rennen konzentrieren.

Serienveteranen werden trotz Neuausrichtung einige Parallelen zu den Vorgängern finden. So müsst ihr immer noch driftend um die Kurven flitzen. Nitro, hier Power genannt, wird immer noch durch Drifts, Luftsprünge und Fahren im Windschatten des Gegners gesammelt. Außerdem werdet ihr die Rennen immer in der hintersten Reihe starten, egal, wie gut ihr im Rennen davor gefahren seid. So weit, so gut! Das waren nämlich alle Gemeinsamkeiten mit früheren Ridge Racern. Eine der größten Änderungen betrifft die Drift Mechanik. Früher leitete man das Driften per kurzem Knopfdruck ein und lenkte mit dem Analogstick in den Kurven gegen die Fahrtrichtung. Ein System, das zwar anfangs eine gewisse Eingewöhnungszeit in Anspruch nahm, aber recht schnell in Fleisch und Blut überging und Ridge Racers Markenzeichen wurde.

Bei Unbounded funktioniert das Ganze anders. Hier müsst ihr den Knopf (B in der Xbox 360 Variante) länger gedrückt halten. Zudem spielt Timing eine entscheidende Rolle. Drückt ihr den Drift-Knopf nur kurz, kann es passieren, dass ihr euren Wagen abbremst und euch so einen Nachteil im Rennen verschafft. Haltet ihr ihn zu lange gedrückt, kommt ihr mit dem Gegenlenken nicht mehr parat, kracht in ein Gebäude oder dreht euch mit rauchenden Reifen im Kreis. In Zusammenhang mit den verschiedenen Attributen der Fahrzeuge ist die Eingewöhnungszeit hier viel länger und kratzt zuweil gehörig an den Nerven. Nämlich dann, wenn ihr glaubt, das System verstanden zu haben, und trotzdem unkontrolliert in euer Verderben kracht.

Zweite große Änderung ist die implementierte Zerstörungsorgie. Ganz wie in den Burnout Spielen oder der hauseigenen FlatOut Serie macht ihr es euch zum Ziel, ins selbige möglichst weit im Fahrerfeld zu gelangen. Auf der anderen Seite wollt ihr natürlich alles dransetzen und verhindern, dass eure Gegner vor euch die Ziellinie überqueren. Rammen ist hier also an der Tagesordnung. Die Zerstörung begrenzt sich aber nicht nur auf feindliche Vehikel. Ganz zum Vorbild von Split/Second lässt sich die Umgebung demolieren. Gesetz dem Fall eines vollen Power-Balkens könnt ihr in Gebäude jagen und so Abkürzungen schaffen. Oder aber ihr rast mit voller Geschwindigkeit in euren Gegner und wirbelt ihn mit einem Frag (Takedown für Burnout Spieler) aus dem Rennen. Hier und da stehen sogar spezielle Fahrzeuge herum, wie beispielsweise ein Truck, der beim Hindurchrasen explodiert und die entstehende Schallwelle Chaos im Fahrerfeld verursacht. Dünne Wände und einzelne Pfeiler lassen sich zwar durch normales Hindurchfahren zerlegen, für alles andere braucht ihr aber eine volle Power-Anzeige, was ein wenig Taktik in die sonst hektischen Rennen bringt.
 

Wo wir auch schon beim Thema wären. In Ridge Racer Unbouded findet ihr nur einen einzelnen großen Singleplayer Modus: Shatter Bay. Die Stadt ist dabei von Anfang bis Ende ein einziger Spielplatz. Aufgeteilt in verschiedene Bezirke, müsst ihr eine Reihe von Events bestehen, um so neue Rennstrecken freizuschalten und voran zu kommen. Die Domination Events werdet ihr am häufigsten bestreiten müssen. Das sind Rennen, wo ihr am besten unter den ersten drei ins Ziel fahren solltet. Unterwegs könnt und müsst ihr die Umgebung und eure Gegner zermürben. Time Attack erklärt sich von selbst. Gegen die Zeit rast ihr der Ziellinie entgegen. Unterwegs sind Symbole verstreut, die euch einige Sekunden gutschreiben. Fleißiges Sammeln ist hier also angesagt, um die bestmögliche Zeit einzufahren. Frag Attack steht für reines Chaos auf der Piste. Holt so viele Frags wie nur möglich, bevor die Zeit abläuft. Hier macht ihr Jagd auf eure Gegner und benutzt neben eurem Wagen die Umgebung, um eure Widersacher zu schrotten.

Vorletztes Event nennt sich Drift Attack. Hier gehts ums Driften. Eine Uhr läuft ab, während ihr um die Kurven fegt. Legt ihr einen gelungenen Drift hin, werden wertvolle Sekunden gutgeschrieben. Am Ende zählt die Distanz, die ihr erfolgreich "gedrifted" seid. Last but not least wären da noch die Shinto Rennen. Diese Rennevents erinnern am ehesten an Ridge Racer, denn hier gehts ohne Schnickschnack auf die Piste. Nur ihr und die Gegner. Keine Zerstörung.

Obwohl euch die Events euren Aufenthalt in Shatter Bay so abwechslungsreich wie möglich gestaltet, haben sie alle etwas gemeinsam: sie sind richtig schwer! Der Schwierigkeitsgrad in Unbounded ist nicht von schlechten Eltern. Von Anfang an konfrontiert euch das Spiel mit einer agressiven KI, die es sich zum Ziel macht, ohne wenn und aber schnellstmöglich ins Ziel zu flitzen. Solltet ihr im Weg stehen, werdet ihr einfach demoliert. Der vorhandene Gummiband Effekt macht das Ganze nicht gerade besser. Wenn ihr euch durch das Gegnerfeld gekämpft habt und euch siegessicher seid, reicht ein kleiner Fehler und ihr landet wieder im Mittelfeld.

Zudem kam es in meiner Testphase vor, dass gegnerische Fahrzeuge willkürlich vor mir auf der Strecke erschienen. Crasht ihr (ob Eigenfehler oder KI-Rempler), so werdet ihr zurückgesetzt und könnt euren Gegnern nachjagen. Hier gilt es, die Kurse in- und auswendig zu kennen, die Driftsteuerung zu verinnerlichen und sich von der harten KI nicht unterkriegen zu lassen. Sonst kann das Spiel sehr schnell demotivieren, noch bevor ihr den zweiten Bezirk erschließt.
 

Die Rennen neustarten solltet ihr aber in keinem Fall! Egal, wie es steht: Fahrt die Rennen zu Ende! Ridge Racer Unbounded belohnt euch mit Punkten, die es nach jedem Rennen aufs Konto gibt. Dadurch werden neue Wagen und Bauteile für den Streckeneditor freigeschaltet. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil der Online Komponente. Ihr könnt eurer Fantasie freien Lauf lassen und eigene Kurse bauen. Dabei ist der Editor kinderleicht zu bedienen. Im Bauklötzchenstil heftet ihr einfach ein Bauteil ans andere und erschafft so eure eigene Stadt. Absolviert ihr erfolgreich ein Testrennen, könnt ihr eure Kreationen online mit anderen Mitspielern teilen. Und genau das ist ein großer Pluspunkt des Spiels. Ähnlich wie in TrackMania oder ModNation Racers werden kontinuierlich neue Strecken hinzugefügt, sodass ihr online mit ausreichend Content vorsorgt werdet, um euch in Domination Rennen mit anderen menschlichen Gegnern zu messen. Das Erobern der erstellten Städte, wie auch das Rasen mit bis zu acht Gegenspielern, macht online ordentlich Laune und läuft flüssig und lagfrei. Sehr gut!

Nicht ganz so gut ist dagegen die technische Seite des Spiels. Unbounded spielt nur in städtischen Umgebungen. Wer idyllische Rennstrecken sucht, wie sie in Ridge Racer 7 zu finden waren, wird hier leider nicht fündig. Die dunkle Stadtatmosphäre schafft zwar eine ordentliche Stimmung, versagt aber in Sachen Abwechslung. Die Strecken ähneln sich einfach zu sehr, da nützen auch die verschiedenen Bezirke von Shatter Bay nichts. Im Online Modus sieht es nicht anders aus. Das liegt an den Bauteilen des Streckeneditors. Mehr als Stadtkurse lassen sich nicht kreieren. Schade! Dafür sehen Fahrzeuge, Rauch und Lichteffekte sehr hübsch aus. Die Umgebungen machen ebenfalls eine gute Figur und überzeugen mit dunklen Gassen oder stylishen Häuserschluchten. An der grafischen Eintönigkeit ändert das aber nichts. Im Vergleich mit anderen Genrekollegen wie Split/Second oder Blur zieht Unbounded den Kürzeren.


Zumindest stellt der Sound beide Seiten zufrieden, Fans wie auch Neulinge. So gibt es einige Tracks aus den Vorgängern, wie auch komplett neue, lizenzierte Musik, die passend zum Renngeschehen eingespielt wird. Dem nervigen Sprecher wurde glücklichweise gekündigt, obwohl so auch das berühmte Ridge Racer Flair verloren geht. Motorengeräusche und weitere Soundeffekte gehen ebenfalls in Ordnung.




Andrej meint:

Andrej

Ich habe lange über die endgültigen Wertung von Ridge Racer Unbounded nachgedacht. Legt man das Spiel als Serien Fan ein, macht sich schnell Ernüchterung breit. So bei mir geschehen. Betrachtet man Unbounded aber als reinen Arcade Racer, bekommt man einige Stunden Spielspaß im Singleplayer und genügend Motivation im Online Modus dank Streckeneditor. Trotzdem hinterlassen der harte Schwierigkeitsgrad, der Gummiband Effekt der KI und die abwechslungsarme, grafische Präsentation bei mir einen faden Nachgeschmack. So bleibt Namcos neuester Streich ein guter Arcade Racer für geduldige Genrefans. 

Positiv

  • Viel Action im Renngeschehen
  • Streckeneditor
  • Tolle Community Features

Negativ

  • Harter Schwierigkeitsgrad
  • Gummiband KI
  • Grafisch abwechslungsarm
Userwertung
6.3 4 Stimmen
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Forum
  • von Flat Eric:

    konsolenfreaky schrieb: Wertung irgendwo im niedrigeren 80er Bereich wäre angemessen, vor allem auf Grund des coolen Editors. Schade das die Verkaufszahlen mal wieder unterirdisch sind.. Jepp, ganz meine Meinung! Hat mir jedenfalls...

  • von konsolenfreaky:

    Bin fast durch, fehlen nur noch fünf Evtens wenn ich mich nicht irre. Bisher überall den 1. Platz erreicht. Insgesamt finde ich RRU auch leichter als Burnout 3, Revenge oder auch Flautout UC, daher kann ich nicht unbedingt nachvollziehen, dass der Schwierigkeitsgrad zu hoch sei. Und mittlerweile...

  • von Darkshine:

    Die L.E. wird schon für £15 bei Zavvi verramscht.

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Ridge Racer Unbounded Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 1080p
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2012-03-30
Vermarkter Namco Bandai
Wertung 7.5
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