Yetisports Arctic Adventures im Test

PlayStation2
Noch vor kurzer Zeit hat alle Welt Reinhold Messner belächelt, weil dieser einmal behauptet hatte, den sagenumwobenen Schneemenschen gesehen zu haben. Inzwischen wissen wir natürlich, dass der Yeti tatsächlich existiert. In unzähligen Mini-Games, die man wahlweise direkt im Browser spielen oder auch herunterladen kann, hat sich der früher so schüchterne Einsiedler bereits Millionen von Menschen gezeigt. Die sportlichen Aktivitäten des unterkühlten Protagonisten, die er fast immer mit Hilfe von Pinguinen ausführt, haben ihn zu einem Internet-Phänomen gemacht, dass einen ähnlichen Kultstatus besitzt wie die Moorhuhn-Reihe. Bei so viel Erfolg ist es natürlich klar, dass neue Produkte unters Volk gebracht werden müssen. Yetisports Arctic Adventures nennt sich das neue PS2-Abenteuer des weißen Pelzmonsters. Besonders interessant ist, dass dieses Game auf der Sony-Konsole, im Gegensatz zur Xbox-Version, ausschließlich mit der Eye Toy Kamera gespielt wird.

Gleich knallt es. Wenn der nächste Sportartikelladen mehrere tausend Kilometer entfernt ist, muss man kreative Formen der Körperertüchtigung entwickeln.


Genau wie man erwartet, bleibt die Serie ihren Wurzeln treu. Sechs Mini-Spiele, bei denen sich selbstverständlich alles um Sport, Schnee und Pinguine dreht, bilden den Kern des Games. In den Disziplinen Baseball, Pingu Flight, Pingu Tennis, Free Flight, Snowboarding und Halfpipe-Racing darf man antreten, um eine möglichst beeindruckende Highscore zu erreichen. Der größte Unterschied zu den bisherigen Yeti-Abenteuern ist, dass erstmals alles in 3D abläuft, was sich natürlich auch auf das Gameplay auswirkt.

Trotz der unterschiedlichen Herausforderungen sollte man nicht auf allzu viel spielerische Abwechslung hoffen. Das Grundprinzip der meisten Sportarten ist nämlich identisch. Fast immer breitet der Zocker nach einer Startaktion, die aus einer bestimmten ruckartigen Bewegung besteht, seine Arme aus und beeinflusst durch Heben oder Senken eines der Gliedmaßen die Richtung seines virtuellen Gegenstücks. Natürlich gibt es unterschiedliche Ziele, die wiederum bestimmte Bewegungen erforderlich machen. Beim Baseball ist beispielsweise die erreichte Weite entscheidend und daher sollte man möglichst versuchen, im richtigen Moment durch das Abprallen vom Boden oder anderen Objekten erneut an Höhe zu gewinnen. In der Halfpipe zählt nur die Rundenzeit, die man durch das Einsammeln von diversen Extras wie Zusatzsekunden oder Beschleunigern verbessern kann.


In der Disziplin Pingu Flight kommt es darauf an, den niedlichen Frackträger möglichst zielgenau abzuwerfen.


Eye Toy ist im Grunde eine innovative Idee und als die skurrile Hardware vor zwei Jahren auf den Markt kam, fand sie auch schnell eine breite Käuferschicht, die auf der Suche nach einem neuen Spielgefühl war. Inzwischen ist viel Zeit vergangen und leider hat sich auch gezeigt, dass es doch einige Nachteile gibt, wenn man eine Kamera als Controller benutzt. Wirklich komplex kann die Steuerung eigentlich nie werden. Selbst wenn man bei besten Lichtverhältnissen spielt und eine weiße Wand gefunden hat, die Fehlinterpretationen des Gerätes verhindert, bleiben die Bewegungen der Arme weit weniger exakt als ein gezielter Knopfdruck auf einem Standard-Pad. Je abwechslungsreicher das Gameplay eines Eye Toy Titels ist, desto mehr frustrierende Momente muss es also zwangsläufig geben. Und genau an dieser Krankheit leidet Yetisports auf der PS2. Das Game fordert viel vom Zocker, stellt ihm aber gleichzeitig nicht die Mittel zur Verfügung, um die hohen Ansprüche zu erfüllen.


Eine Runde Tic-Tac-Toe gefällig. Im 2-Spieler-modus kann man sich eine lange Schlacht um jedes der 16 Felder liefern..


Gerade die Tatsache, dass es in jedem der Mini-Games so viele Extras, Geheimnisse und knifflige Passagen gibt, die sich positiv oder negativ auf die Gesamtpunktzahl auswirken können, sorgt dafür, dass man den Controller oft genervt hinschmeißen würde, wenn man einen in der Hand hätte. Immer wieder rauscht man haarscharf an kleinen Symbolen vorbei, die eine Verdoppelung der Punktzahl bedeutet hätten oder schlittert über das Ziel hinaus ins Wasser, weil die Steuerung per Eye Toy einfach nicht feinfühlig genug ist, um einen Pinguin oder einen anderen arktischen Helden durch die spielerisch durchaus anspruchsvollen Levels zu dirigieren. Sicherlich war es nur nett gemeint, dass die PS2-Fassung des Games die Sony-Kamera unterstützt, jedoch wäre es noch netter gewesen, trotzdem die Möglichkeit zu integrieren, einen normalen Controller zu benutzen, um als ehrgeiziger Zocker auch mal ein paar Erfolge feiern zu können.

Wenn man nicht im Vorfeld eigene Regeln aufstellt und beispielsweise das Schubsen des Gegners erlaubt, muss man sich in den Multiplayer-Modi darauf beschränken, nacheinander anzutreten, um herauszufinden, wer mehr Punkte abstauben kann. Neben Einzeldisziplinen darf auch eine kleine Yeti-Olympiade gestartet werden. Ganz nett ist die Idee, dass man bei einer Runde Tic-Tac-Toe um einzelne Felder kämpfen kann, indem man verschiedene Mini-Games bestreitet.


Das simpelste Mini-Spiel ist gleichtzeitig das beste. Pingu Tennis bringt ein wenig Abwechslung in den sonst so tristen Yeti-Alltag.


Die drei Schwierigkeitsgrade pro Disziplin sind mehr als ausreichend, wenn man bedenkt, dass mehrere der Herausforderungen schon auf dem Einstiegslevel recht knifflig sind. Eine gewisse Sonderrolle kommt Pingu Tennis zu, da es sich dabei um ein relativ simples aber spaßiges Mini-Game handelt, welches außerdem exklusiv in der PS2-Fassung enthalten ist. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass es deutlich besser mit Eye Toy steuerbar ist als der Rest des Games, der einfach nicht so wirkt, als wäre er an die Hardware angepasst worden. Statt Bällen werden beim Yeti-Tennis natürlich Pinguine hin und her geschlagen, was zwar simpel ist, aber durchaus für Spaß sorgt. Die extrem langen Ladezeiten und die Tatsache, dass selbst die unnötig komplizierten Menüs mit Muskelkraft durchsucht werden müssen, kann man hingegen schon fast als Dreistigkeit der Programmierer bewerten.

Das aktuelle Yetisports ist optisch sehr nah an einem PSone-Titel. Die Umgebungsgrafik erinnert besonders stark an diverse Landschaften aus 32-Bit-Episoden der Crash Bandicoot-Reihe. Auch wenn sich dieser Vergleich nicht sonderlich abwertend anhört, ist er durchaus so gemeint. Für ein neues Spiel sollte es jedenfalls nicht erstrebenswert sein, auszusehen wie ein Titel der letzten Generation, selbst wenn es sich dabei um einen Oldie-Klassiker handelt. Schließlich hört niemand die Worte: “Du siehst genau aus wie dein Vater!“ gern. Das Yeti-Modell ist recht grob ausgefallen. Was offensichtlich als zotteliges Fell geplant war, sieht im Endeffekt eher aus wie Eiszapfen, wodurch der Namensgeber des Games einen völlig anderen, aber nicht unbedingt besseren Look hat als in früheren Spielen. Die Animationen der Pinguine und aller anderen vorkommenden Kreaturen beschränken sich auf das Nötigste. In der Luft wird extrem wenig Abwechslung fürs Auge geboten, so dass ein kleiner Freudentanz der flugunfähigen Vögel nach geglückter Landung tatsächlich zum optischen Highlight wird.


Die Grafik ist nicht mehr zeitgemäß. Das Wasser sieht auch in Bewegung nicht viel besser aus, als auf diesem Screenshot.


Außer dem herrlich bescheuerten Yeti-Song, der aus unverständlichen Wortkreationen besteht und in den Menüs zu hören ist, wird leider wenig für die Ohren geboten. Lustlos zusammengestellte Simpel-Melodien und spärlich gesäte Soundeffekte lassen nur wenig Stimmung aufkommen. Die wenigen Sprachsamples sind zwar niedlich, können aber auch nicht mehr viel retten.

Tim meint:

Tim

Wenn sich die Spiele ihre Tester selbst aussuchen dürften, hätte Yetisports Arctic Adventures wahrscheinlich einen großen Bogen um mich gemacht. Ich zähle mich weder zu den großen Fans der Flashgame-Vorlagen noch halte ich Eye Toy für eine wirklich interessante Hardware. Selbst Zocker, die bereits viele Stunden ihres Lebens in die kleinen Internet-Yeti-Spielchen investiert haben, sollten den Kauf in aller Ruhe überdenken. Im Gegensatz zu anderen Eye Toy Titeln wirkt dieses Game eher so, als hätte man weder Zeit noch Gedanken an eine vernünftige Anpassung verschwendet. Was mit einem Dual Shock 2 eventuell noch als nettes Partygame durchgegangen wäre, ist mit Kamerasteuerung eine ziemliche Spielspaßbremse.

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Yetisports Arctic Adventures Daten
Genre Geschicklichkeit
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 12.07.2005
Vermarkter KochMedia
Wertung 4.8
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