Colin McRae Rally 04 im Test

Nach dem Einschalten der Konsole sticht ein nüchtern-schmuckloses Optionsmenü ins Auge. Sofort fällt Kennern der Reihe die ungewohnte Modi-Vielfalt auf - der Meisterschaftsmodus bildet auch diesmal das Herzstück. Vor und nach jeder Etappe könnt ihr selbst an euer Gefährt Hand anlegen und nahezu alle entscheidenden Parameter modifizieren. Bestimmt den Reifentyp, die Stärke der Federung, passt Steuerung und Getriebe an die Gegebenheiten der Strecke an. Blessuren und Schäden können nach dem Rennen unter harschem Zeitlimit repariert werden. Bringt ihr euren Wagen in Testfahrten ans Limit, wirken zudem neue Einzelteile. Arcade-Freaks, die lieber gleich ans Eingemachte wollen, klicken hingegen auf »Schnelleinstieg« und brettern wenige Sekunden später über einen zufällig ausgewählten Kurs. Bei geselliger Runde bieten sich die zahlreichen Multiplayer-Modi an - alle Einzelrennen und Rallyes können auch mit Freunden befahren werden, entweder nacheinander oder im Splitscreen. Im Weltmeisterschaftsmodus kämpft ihr entweder Seite an Seite oder konkurriert in unterschiedlichen Teams.

Ungeschlagen ist ebenfalls die Kursvielfalt - ganze 48 Strecken (keine Rundkurse!) sind auf die DVD gebannt. Die angenehm langen Pisten nutzen im vierten Colin auch die Vertikale besser aus: Ständig machen euch kleine Hügel und Schanzen das Leben bzw. die Wagenkontrolle schwer. Eure Reise führt euch durch das australische Outback, griechisches Hinterland, tiefe japanische Wälder und über skandinavische Eisseen - jede Strecke besitzt ihren individuellen Look. Um die Schotter- und Schlammpisten schnellstmöglich hinter euch zu lassen, könnt ihr aus 23 fahrbaren Untersätzen das passende Rallyecar (2WD, 4WD, Gruppe B) wählen. Diese unterscheiden sich stark im Fahrverhalten. Während die vierradangetriebenen Exemplare wie Lancer und Ford Focus gekonnt um Kurven schlittern, erfordern die zweiradgetriebenen Wagen wie VW Golf und die PS gestählten Rennwagen wie Audi Quattro deutlich mehr Einarbeitungszeit.

Die brillante Fahrphysik des dritten Teils macht noch einmal einen großen Sprung nach vorne - jetzt wird das Verhalten aller vier Räder einzeln simuliert und berechnet! Dadurch zieht der Schwierigkeitsgrad zwar merklich an - dafür bietet Colin McRae Rally 04 umso mehr Finessen für Profis. Wer dezent mit dem Gaspedal umgeht und den richtigen Einsatz der Bremse beherrscht, driftet nach der nötigen Einarbeitungszeit gekonnt um die Kurven. Unterstützt werdet ihr hierbei von eurem treuen Co-Piloten, der euch per Sprachausgabe die Richtung weist - wer genau lauscht verpasst keine Biegung. Zudem können die Anmerkungen über den Kursverlauf dank kleiner Pfeile ebenfalls visualisiert werden.

Auch die grafische Präsentation gefiel mir. Im Vergleich zum Vorgänger wurden vor allem die Umgebungen ansprechender modelliert und die Texturen verbessert. Rast ihr durch den Wald, so vermitteln unzählige akkurat nachgebildete Bäume und Stämme das typische Flair düsteren Gestrüpps. Zudem beeindrucken die Pisten mit einer überragenden Weitsicht - Pop Ups oder Ruckler machten sich nicht bemerkbar. Wie gewohnt wurde auch bei den Boliden nicht mit Polygonen gespart. Des Weiteren verfügen diese über ein realistisches Schadensmodell... nach einem Crash zersplittern die Fensterscheiben, die verbeulte Haube gibt den Blick auf den Motorblock frei. Dank dem ausgefeilten Environment Mapping spiegelt sich die Umgebung in den glänzenden Lackierungen der Wagen wieder. Das Innenleben der Sportwagens vermittelt ebenso Realismus pur - selbst die Gesichtstexturen der Fahrer sehen authentisch aus!

Das Sahnehäubchen bilden schließlich die Partikeleffekte - düst euer Subaru durch eine Pfütze, so wird Schlamm aufgewirbelt, der zum Teil an eurem Boliden kleben bleibt. Fahrt ihr in der Cockpit-Perspektive und ziehen düstere Wolken auf, so prasselt es echt wirkende Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Einen Minuspunkt gibt es nur für die etwas billig aussehenden Kurven: Diese sind teilweise aus graden Straßenstücken modelliert und wirken daher äußerst eckig und unrealistisch.

Die Akustik präsentiert sich nicht so üppig. Aufgrund des Simulationsaspektes bekommt ihr während des Rennens keine Musikuntermalung auf die Ohren, nur die Menüs bieten stampfende Rhythmen. Umso mehr fallen die fantastischen Soundeffekte eurer PS gestärkten Rennflitzer auf: Das dumpfe Röhren des Motors mischt sich mit dem Knallen des Auspuffs und dem schlitternden Pisten-Geräuschen zu einem stimmigen Soundpotpourri - falls entsprechende Hardware vorhanden ist auch in Dolby ProLogic 2.