Fear Effect 2 - Retro Helix im Test

PlayStation1
Für die PSone sind im Laufe der Jahre Dutzende von guten Action-Adventures erschienen. Allerdings konnten nur sehr wenige in Sachen Story und Spielspass mit den Referenz-Titeln aus dem Hause Capcom mithalten. Fear Effect ist sicherlich eine dieser Perlen, die sich weder hinter irgend einem Teil der Resident Evil-Reihe noch hinter Dino Crisis verstecken muss. Genre-Fans waren im Jahr 2000 vor allem von der düsteren Geschichte, den coolen Protagonisten und den kniffligen Rätseln begeistert. Darum ist es sehr erfreulich, dass es auch zweiter Teil der Science-Fiction-Saga auf die PSone geschafft hat.

'Rain geizt nicht mit ihren virtuellen Reizen. Leider scheint sie bereits an ihre Mitstreiterin Hana vergeben zu sein.'


Wer den Vorgänger kennt, erlebt gleich zu Beginn des Spiels eine kleine Überraschung. Nach bester Star Wars: Episode 1-Manier wird in Fear Effect 2 - Retro Helix nämlich die Vorgeschichte des Originals erzählt. Im Jahr 2032 werden drei sehr zwielichtige Gestalten, die nichts voneinander wissen, angeheuert, um einige geheimnisvolle Gegenstände zu beschaffen. Für die erfahrenen Söldner sieht zunächst alles nach einer Routinemission aus, aber schon bald wird klar, dass es hier um sehr viel mehr geht als Spionage und Diebstahl. Am Ende muss, wie so häufig in der Welt der Videospiele, die gesamte Menschheit vor der Vernichtung bewahrt werden. Der Spieler schlüpft während des Games in die Rollen von vier verschiedenen Helden. Neben den beiden knapp bekleideten Spionage-Expertinnen Hana und Rain, die etwas mehr als Freundschaft zu verbinden scheint, sind auch noch die Anti-Helden Glas und Deke mit von der Partie. Der eine ist ein psychopathischer Alkoholiker, der andere trägt einen tödlichen Virus in sich und ist bereit alles zu tun, um an ein Heilmittel zu kommen.


'Wirklich gute Agenten können auf kugelsichere Westen verzichten. Wer zuerst schießt, darf auch bauchfrei tragen.'


Wer ein Spiel mit einer guten Story und interessanten Charakteren sucht, der wird bei Fear Effect 2 bestens bedient. Einige der Ereignisse sind absolut unvorhersehbar und die Dialoge der eiskalten Killerin Hana und ihrer Mitstreiter waren in dieser Art bisher selten in einem Game zu hören. Hier werden allerlei schlüpfrige Bemerkungen gemacht und auch mit Schimpfwörtern wird nicht gegeizt. Leider gibt es nur eine englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln. Das Game ist eine gelungene Mischung aus Action und kniffligen Denksportaufgaben. Wie in fast allen Vertretern des Genres läuft man hauptsächlich von einem Raum zum nächsten, ballert immer neue Gegner über den Haufen und sammelt nützliche Sachen, die an anderer Stelle benötigt werden.




'Gut bewaffnet zieht man in die Schlacht. Solide Ballereinlagen sind in Retro Helix keine Seltenheit.'


Ein Teil der Rätsel ist sehr leicht zu lösen. Steht man beispielsweise vor einer kaputten Maschine, die dringend zum Laufen gebracht werden muss, probiert man einfach alle mitgeführten Gegenstände aus, bis etwas passiert. Bleibt eine Reaktion aus, kann man davon ausgehen, dass man das nötige Ersatzteil noch nicht gefunden hat. Da innerhalb des Inventars keine Objekte kombiniert werden können, bleibt Fear Effect 2 auf dieser Ebene ein recht langweiliges Spiel. Zum Glück bietet das Game aber auch noch eine andere Art von Rätsel, die eine wesentlich größere Herausforderung darstellt. Von Zeit zu Zeit müssen beispielsweise Computer-Codes geknackt werden, um weiter zu kommen. Da dies manchmal unter Zeitdruck geschieht, sind spannende Momente garantiert. Leider wirken manche der Aufgaben etwas deplaziert und können anscheinend nur durch das Ausschlussverfahren bewältigt werden, was extrem zeitraubend ist.

Im Vordergrund des Spiels steht aber trotz allem die Action. Schon zu Beginn verfügt Hana über ein beeindruckendes Waffenarsenal, in dem sich von einer einfachen Pistole bis zur durchschlagstarken Handgranate alles befindet, was das Zockerherz begehrt. Diese Vernichtungswerkzeuge sind auch bitter nötig, denn schon nach wenigen Minuten steht man vor den ersten Gegnern. Diese Wachroboter mit integriertem Maschinengewehr, denen man in den ersten zwei Stunden des Games immer wieder begegnet, können allerdings mit einer Spezialwaffe kurzzeitig eingefroren werden, wodurch sie keine große Gefahr mehr darstellen. Wenig später zieht der Schwierigkeitsgrad dann aber in allen Bereichen an. Fiese Gegner, die fast immer in Gruppen angreifen, hammerharte Rätsel und einige schwierige Geschicklichkeitstests machen Fear Effect 2 zu einem Spiel, dass nur für Fortgeschrittene geeignet ist. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es glücklicherweise jede Menge Speicherpunkte, die meistens erlauben, das Spiel direkt vor einer gefährlichen Passage zu sichern.



Wie so häufig bei Spielen dieser Art ist die Steuerung etwas kompliziert. Aber nach einer kurzen Einarbeitungsphase sollte man trotzdem in der Lage sein, durch enge Gänge zu rennen ohne anzuecken oder eine Bodenrolle zwecks Richtungswechsel auszuführen. In den Kämpfen kommt es aber immer wieder zu Problemen. Obwohl die perfekte Position zum Schießen durch ein kleines Fadenkreuz angezeigt wird, ist es fast unmöglich mehrere Gegner nacheinander schnell anzuvisieren und auszuschalten. Die Figuren drehen sich zu langsam und so muss man versuchen, zwischen den einzelnen Schüssen schnell die Position zu wechseln oder eine gute Deckung suchen, um nicht im Kugelhagel sein Leben zu verlieren.

Genauso innovativ wie gewöhnungsbedürftig ist das Fehlen einer Energieleiste. Auch Power-Ups zur Wiederherstellung der Gesundheit sucht man vergebens. Statt dessen wird in gefährlichen Situationen eine Pulsanzeige eingeblendet. Wird man zu häufig getroffen, kommt es zum Herzstillstand. Leider ist dieses System nicht immer klar zu deuten. Die klassische Variante, in der jederzeit erkennbar ist, wie viele Lebenspunkte verbleiben, hätte hier einfach besser gepasst.


'Das neXGam-Logo sieht auf schwarzem Hintergrund ganz besonders schick aus. Im Spiel selbst nerven die dicken Balken allerdings ziemlich.'


Grafisch macht Fear Effect 2 eine recht gute Figur. Hana und ihre Freunde sind nett animiert und durch eine ständig wechselnde Perspektive wird dem Spiel ein wenig Spielfilm-Atmosphäre verliehen. Zwar strotzen die einzelnen Charaktere nicht gerade vor Details, aber dieses kleine Manko machen sie durch ein recht ungewöhnliches Design wieder wett. Die Helden sind in einem sehr erwachsenen Comic-Stil gehalten und heben sich dadurch deutlich von der düsteren Umgebung ab.



Um den Hintergründen Leben einzuhauchen, bedienten sich die Programmierer eines kleinen Tricks, der schon beim Vorgänger für einiges Aufsehen sorgte. Jedes Szenario ist eigentlich eine kurze Filmsequenz, die sich in sehr kurzen Abständen wiederholt. So ist es möglich, eine ganze Reihe beweglicher Objekte gleichzeitig darzustellen. Wenn man einen neuen Raum betritt, ist man häufig überrascht, wie lebendig die Umgebung wirkt. Abgerundet wird das Ganze durch jede Menge Zwischensequenzen, die sich sehen lassen können und viel zur Atmosphäre beitragen. Mit wirklich neuen Ideen wartet Fear Effect 2 aber nicht auf, denn alle Innovationen konnten schon im ersten Teil bewundert werden. Leider sind auch die dicken schwarzen Balken am unteren und oberen Rand geblieben, die gut ein Drittel des Bildschirms rauben. Wenn man nur einen kleinen Fernseher hat, sollte man es sich daher zweimal überlegen, ob man sich das Game zulegt.

Die düstere und meist lahme Musik bietet keine Überraschungen, stört aber auch nicht. Gelungen sind hingegen die wenigen Soundeffekte, die sich hauptsächlich auf Schüsse aus den verschiedenen Waffen und herunterfallende Patronenhülsen beschränken. Die Sprecher überzeugen auf ganzer Linie und verleihen den Dialogen jederzeit die gewünschten Emotionen.


'Atmosphärisch hat das Game viel zu bieten. Spannung kommt vor allen dank der düsteren Story auf.'

Tim meint:

Tim

Fear Effect 2 kann vor allem durch die spannende Geschichte überzeugen, die trotz des teilweise fiesen Schwierigkeitsgrades zum Weiterspielen ermutigt. Da ist es verzeihbar, dass technisch eigentlich kein nennenswerter Unterschied zum Vorgänger erkennbar ist. Die etwas komplizierte Steuerung und die dicken schwarzen Balken schränken den Spielspass aber doch etwas ein. Von den 4 CDs sollte man sich übrigens nicht täuschen lassen, denn das Game ist nicht besonders lang. Wer es schafft eine funktionierende Taktik für die Kämpfe auszuarbeiten und bei dem ein oder anderen Rätsel im Internet nach einer Lösung sucht, der wird Retro Helix an einem Wochenende durchspielen können.

Userwertung
9.3 1 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Fear Effect 2 - Retro Helix Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 22.03.2001
Vermarkter Eidos
Wertung 7
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen