Rainbow Six: Lockdown im Test

Jede der beiden führbaren Waffen kann optional mit einem Schalldämpfer, Zielrohr oder Laserpointer ausgestattet werden. Die Auswahl an Schiessprügeln scheint wirklich unüberschaubar zu sein und Goodies wie Nachtsichtgeräte oder Bewegungssensoren sind Ehrensache bei einem Team wie Rainbow Six. Nach ein paar Klicks hat man sein Team ausgestattet und ein echter Rainbow Six-Fan würde nun die gewohnte Planungsphase erwarten. Mit Lockdown wollte Red Storm Entertainment jedoch einen neuen Weg gehen und sparte sich daher eben jene taktische Planung, um die Action im Spiel hervorzuheben.
Nach einem kurzen Ladebildschirm befindet ihr euch auf dem virtuellen Schlachtfeld und verfolgt das Geschehen aus der Ego-Perspektive. Mittels Wegmarkierungen, die ihr im Level mit eurem Fadenkreuz anlegt, folgen euch eure Teamkollegen, sodass ihr ihnen punktgenaue Positionsanweisungen übermitteln könnt. Habt ihr mit dem Fadenkreuz ein interaktives Objekt anvisiert, lässt sich sogar ein Menü mit einigen speziellen Befehlen aufrufen.
Beispiel: Ihr wollt einen Raum stürmen. Mit dem Fadenkreuz aktiviert ihr das Befehlsmenü und weist euer Team an, die Tür zu öffnen und dabei eine Handgranate oder ein Flashbang zu werfen. Alternativ könnt ihr eurem Team sagen, dass sie die Tür mit Hilfe von Waffengewalt oder Hammer einbrechen. Das hört sich auf dem Papier zwar sehr nett an, ist in der Praxis aber leider ein bisschen anders. Euer Team hat gewisse Probleme mit der Verständigung, was zue Folge hat, dass sie eure Befehle nicht befolgen oder missachten. So passiert es oft, dass ihr vor einer Tür steht und kein Teammitglied einen Finger rührt. Gebt ihr einen Wegpunkt an, wohin sich die Teamkollegen bewegen sollen, stehen sie stellenweise dumm in der Gegend rum und warten wohl darauf, dass ihr ihnen einen Tritt in den Hintern gebt.
Aber euer Team hat noch mehr drauf. Im fünften Level sollen sie in Schottland Geiseln aus dem Parlament befreien. Die Rainbows werden vor dem Hauptgebäude des Parlaments abgesetzt und schalten bereits kurz darauf erste Gegner mit dem Scharfschützen-Gewehr aus. Dann passiert der absolute Brüller. Während ich die entfernten Gegner bearbeite, schleicht sich ein Terrorist an meinem Team vorbei und nimmt die drei Experten unter Feuer. Meine Kameraden stehen auf offenem Felde und schreien mir entgegen, dass sie getroffen werden. Ich drehe mich um und sehe wie der Terrorist vor ihnen steht und sein ganzes Magazin auf mein Team abfeuert. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, was die hochspezialisierten Anti-Terror-Einheit da entgegenzusetzen hatte... Gar nichts!
Meine Teammitglieder haben es für gut empfunden für ihr Land zu sterben und mich dabei im Stich zu lassen. Und so leistet sich die Team-Intelligenz ein paar echte Schnitzer, die wirklich sehr spielentscheidend sind. Mit Häufigkeit werfen mir die Kollegen ihre Handgranaten vor die Füße, was nicht nur mich aus den Socken haut sondern auch gleich die ganze Mission. Leider ist das noch nicht mal das Ende der Fahnenstange...
Die KI-Gegner kommen nämlich anscheinend aus derselben Grundschule wie eure Teamkollegen und rennen gerne ins offenen Feuer eurer Kanonen. Sobald ein Alarm losgeht kommen die KI-Gegner lemmingartig aus ihren Löchern und gehen im Kugelhagel drauf. Gerettete Geiseln haben die Angewohnheit, sich vor euch zu stellen und die Kugeln der Gegner aufzufangen. Ich selbst finde das eine nette Geste, aber dadurch muss ich jedes Mal die Mission von neuem starten. So passiert es schon mal, dass man gewisse Abschnitte mehrmals meistern muss, weil die Geiseln den Rambo raushängen lassen müssen.
Lockdown versucht ein vielseitiges Missionsdesign vorzugaukeln. Oft müsst ihr allerdings einfach nur ein Gebäude oder Terrain von Terroristen befreien, Geiseln retten oder eine Bombe entschärfen. Von der Spannung her sollte man nicht zu viel erwarten, da sich mit der Zeit häufig Wiederholungen einstellen. So spielt sich Lockdown auch durch das simple Teammanagement extrem flott und mutet geradezu wie ein klassischer Ego-Shooter am. Dieses Gefühl wird ebenfalls dadurch vermittelt, dass es keine Möglichkeit gibt, Gegner festzunehmen oder zu betäuben. Ihr müsst konsequent alles über den Haufen schießen was euch vor die Flinte kommt.
Die Grafik ist im Vergleich zum Spielgeschehen unglaublich gut geworden. In den 16 Levels warten gestochen scharfe Texturen auf euch. Die Licht- und Schatteneffekte sind wirklich erste Sahne und können ein bisschen über das wenig prickelnde Spiel hinwegsehen lassen. Der Sound bei Lockdown ist eher bescheiden. Da es keinen Soundtrack während des Spiels zu hören gibt, müsst ihr in den Missionen gerade mal den (gelungenen) Kommentaren eurer Teammitglieder oder Vorgesetzten lauschen. Was allerdings wirklich gut rüberkommt sind die Explosionen der Granaten oder Raketen. Die Schusswechsel und Waffensounds hören sich für meinen Geschmack zu blechern und unecht an.
Was den Multiplayermodus angeht hat Red Storm Entertainment saubere Arbeit abgeliefert. So stehen die Standard-Spielmodi Deathmatch/Teamdeathmatch genauso zur Auswahl wie Bergung (Capture the Flag), Rivalitäten (Teambasiertes Spiel, ähnlich Counterstrike) oder Terroristenjagd (Teambasierte Matches gegen Bots). Am meisten hat mir aber der Modi Team-Missionen Spaß gemacht ist, in dem ihr zusammen mit Kumpels aus dem Internet die Singleplayerkampagne gemeinsam bestreiten könnt. Wollt ihr einem laufenden Match beiwohnen, müsst ihr die meiste Zeit leider in der Lobby warten, bis die reguläre Zeit abgelaufen ist. Ist das Match schließlich vorbei und der Server wechselt die Karte, kann es dann auch gleich losgehen.
Als überaus hilfreich hat sich der Bewegungssensor in den Multiplayermatches erwiesen, mit dem man die Gegner durch Wände hindurch sehen kann. Um Rainbow Six: Lockdown online zu spielen, solltet ihr erst einen Account bei Ubi Soft erstellen. Matches mit Hilfe von Gamespy o.ä. Programmen sind nicht möglich. Über eine interne Lobby von Ubi Soft werden alle Spiele geregelt. So ist es unglaublich einfach einen eigenen Server zu erstellen, wo ihr dann auch die Karten und Regeln bestimmen könnt. Bei genauer Betrachtung von Ubi Softs Gameportal ist mir aufgefallen, dass alle Server mehr als 200ms Ping haben. Jeder sollte denken, dass normales Spielen hiermit nicht möglich wäre. In meiner mehrstündigen Testphase sind mir jedoch keinerlei Lags (Aussetzer) aufgefallen. Ich denke da sollte Ubi Soft noch mal nachpatchen, um das Problem mit der hohen Pingzahl zu beheben.
Um Lockdown in vollen Details in einer Auflösung von 1024x768x32 Bit Farbtiefe zu spielen braucht ihr einen Pentium 4 3,0Ghz(Athlon XP 2800+), 1024Mb Ram und eine Grafikkarte der Klasse Geforce 6800 oder Radeon X800. Die Systemvoraussetzungen sind mit 1,5Ghz Rechner, 512MB Ram und eine DirectX8- Grafikkarte ziemlich gering. Die Virtuelle Qual braucht 6,2GB Festplattenspeicher.
Minimale Systemvoraussetzungen
Pentium 4, 1,5GHz oder vergleichbarer Athlon
512MB Ram
Geforce Ti 4600/Radeon 9000
6,2GB Festplattenspeicher
Kompatible Soundkarte
4x CD-Rom Laufwerk
Testrechner
Athlon64x2 4800+
2GB Ram
Geforce 7800GTX 512MB Ram
Creative SoundBlaster X-FI Platinum
Dominic meint:
Positiv
- Tolle Grafik
- Kurzweiliger Mehrspielermodus
Negativ
- Saudumme Gegner und Teamkollegen
Userwertung
Red Storm Entertainment hat sich wohl Republic Commando von Lucasarts angeschaut und sich gedacht: "Hey, so ein Spiel können wir auch machen". Nur leider hat Lockdown nicht die zwei Komponenten, die aus Republic Commando ein gutes Spiel gemacht haben, nämlich schlaue KI-Kollegen und eine spannende Atmosphäre. Und so ist Lockdown für einen normalen Ego-Shooter zu langweilig und für einen Taktik-Shooter zu oberflächlich. Was unterm Strich bleibt ist also ein Experiment, das niemand wirklich braucht. Der hervorragende Multiplayermodus hingegen kann auf lange Sicht voll begeistern und rettet das Spiel vor einer noch schlechteren Wertung.