Rayman Raving Rabbids im Test

Nintendo Wii

Fragt man einen langjährigen Zocker nach den größten Jump´N´Run-Stars aller Zeiten, wird man innerhalb von Sekunden die Namen Mario und Sonic hören. Soll allerdings ein dritter Genre-Held genannt werden, steigt die Bedenkzeit und die Meinungen gehen weit auseinander. Crash Bandicoot, Jak, Tak und eine Menge weitere virtuelle Weltenretter streiten sich um die Bronzemedaille. Dabei gäbe es eine so nahe liegende Antwort. Ubisofts Firmenmaskottchen Rayman begeistert seit mittlerweile 11 Jahren Besitzer fast aller Systeme und hätte sich einen Platz auf dem Podest durch seine Auftritte in über einem Dutzend hochqualitativer und origineller Games redlich verdient. Der sympathische Wicht war sich nie zu schade, um über seinen Tellerrand zu blicken und auch andere Genres zu testen. Vom Racer bis zur Lernsoftware probierte er schon fast alles aus. Vielleicht gelingt es den Machern ja mit Raving Rabbids, dem neuesten Mitglied der Rayman-Familie, endgültig den arm- und beinlosen Helden fest als Superstar zu etablieren. Verdient hätte er diese Ehrung auf jeden Fall.

 

Rayman_Raving_Rabbids_11In einer der ersten Englischstunden lernen wir, dass sich das Wort Rabbit mit einem “t“ schreibt. Ist der Titel des aktuellen Rayman Games also erneut ein Zeichen dafür, dass Franzosen sich einfach weigern, andere Sprachen als ihre eigene zu verinnerlichen? Nein, die Ubisoftler bewiesen mit ihrer Wortkreation besonders viel Feingefühl im Umgang mit Englisch. “Rabid“ bedeutet nichts anderes als tollwütig, wodurch sich der Titel ungefähr mit “Verrückte, tollwütige Kaninchen“ übersetzen lässt. Und genau um solche Vertreter der Nagetierfamilie geht es auch in dem Spiel.

Die Story ist lustig aber gleichzeitig etwas sinnfrei. Der altbekannte Rayman sitzt mit den Kindern seines besten Freundes Globox dem Frosch beim Picknick als plötzlich eine kleine Gruppe von dämlich dreinblickenden Kaninchen auftaucht. Ohne Vorwarnung wird der Protagonist mitsamt dem Amphibiennachwuchs in eine unterirdische Nagerwelt verschleppt, wo er zu Unterhaltungszwecken in einer riesigen Arena allerlei Aufgaben bewältigen muss.

Diesmal wird keine klassische Lauf- und Hüpfkost geboten. Rayman stellt seine besonderen Fähigkeiten nicht in komplexen Levels voller Hindernisse unter Beweis. Und ehrlich gesagt tritt er in seinem neuen Abenteuer eher als Nebendarsteller auf, da seine Entführer wesentlich häufiger auf dem Fernseher zu sehen sind. Im Story-Modus muss man über 70 Mini-Games meistern, um aus dem Kaninchenimperium zu entfliehen. Dabei wurde vor allem darauf geachtet, dass die Möglichkeiten der Kombination aus Wii-Remote und Nunchuk Controller voll ausgeschöpft werden. Erfreulich ist, dass man immer eine gute Erklärung erhält, bevor man in die nächste Schlacht befördert wird. Nur selten weiß man nicht genau, was zu tun ist und muss ein wenig forschen. Man achtete darauf, dass jeder Zocker mindestens eine Handvoll Aufgaben findet, die zu seinen besonderen Begabungen passen. Neben Geschicklichkeit sind auch oft Ausdauer, Reaktionsvermögen und ein wenig Gehirnakrobatik gefragt. Für alle Vertreter dieses Genres ist ein gewisser Prozentsatz von mittelmäßigen bis schlechten Mini-Spielchen völlig normal. Allerdings fällt dieser Anteil bei Raving Rabbids erfreulich gering aus. Da es an dieser Stelle unmöglich ist, alle kleinen Aufgaben anschaulich zu beschreiben, folgt eine kurze Zusammenfassung der Highlights:

Rayman_Raving_Rabbids_16Rail-Shooter-Levels - Die Fernbedienung wird als Lightgun verwendet, mit der man Saugglocken (ja, so heißen die Teile, mit denen man verstopfte Toiletten frei bekommt) abschießen kann, um heranstürmende Karnickel abzuwehren.

Hasen-Disco - Durch abwechselndes oder gleichzeitiges rhythmisches Schütteln der beiden Steuergeräte werden die Antagonisten zum Tanzen gebracht.

Kuhweitwurf – Durch Lasso-Schwünge mit der Remote wird eine Kuh an einer Kette so stark wie möglich beschleunigt. Per Knopfdruck wird das Rindvieh anschließend in die Luft befördert, um Weitenrekorde aufzustellen.

Warzenschwein-Rennen – Rayman muss auf einem wilden Eber gegen diverse Hasen-Jockeys antreten. Mit dem Analog-Stick des Nunchuks wird gesteuert, während ein vertikaler Schlag mit der Fernbedienung einen Turbo auslöst, der das Schwein beschleunigt, aber die Kontrolle erschwert.

Rayman_Raving_Rabbids_22Paketdienst – Unser Held versucht sich als Kurier und muss ein Geschenk überbringen. Extrem schnelles Schütteln der beiden Controller-Elemente sorgt für die nötige Geschwindigkeit. Hier kann es äußerst anstrengend für den Zocker werden!

Hasenfütterung - Ein langohriger Gourmet hat Hunger und fordert diverse Speisen, die zubereitet werden, indem man die Umrisse eines eingeblendeten Bildes mit der Remote so genau wie möglich nachzeichnet.

Die Steuerung funktioniert. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Sobald man sich mit der Sensibilität des Controllers angefreundet hat, gibt es kaum noch unfaire Situationen. Der Schwierigkeitsgrad steigt im richtigen Maß, wird aber Profizocker kaum ins Schwitzen bringen. Den Story-Modus kann man als erfahrener Spieler gemütlich an einem Wochenende durchspielen, doch glücklicherweise hat Rayman Raving Rabbids noch ein wenig mehr zu bieten.

Selbstverständlich gibt es eine Reihe von Extras zu erzocken, um die Motivation hochzuhalten. Besonders die spaßigen Kostüme, in die man Rayman stecken darf, sorgen für Laune, da man diverse Kleidungsstücke und Accessoires frei kombinieren darf. Wer also das Jump´N´Run-Urgestein schon immer mit Punkfrisur, Sonnenbrille und Stöckelschuhen sehen wollte, bekommt hier die Möglichkeit dazu. Kurze, aber lustige Videos lassen sich ebenfalls freischalten, indem man Highscores in vielen Einzeldisziplinen aufstellt.

Rayman_Raving_Rabbids_27Dies ist im so genannten Punktemodus möglich, der mit bis zu vier Spielern bestritten werden kann. Etwas schade ist, dass die meisten Games keine direkten Duelle erlauben. Oft wird einfach nacheinander angetreten, um den besten Controller-Künstler zu ermitteln. Die Stärke des Multiplayer-Modus liegt darin, dass man eine unendlich lange Zahl von Runden spielen kann und sich dabei in allen Levels austoben darf, die zuvor in der Story zu sehen waren. Dennoch hätte man an dieser Stelle mehr tun müssen, um Raving Rabbids zu einem echten Party-Kracher zu machen. Auch Online-Duelle sind leider nicht mit dabei. Nur Codes ermöglichen es dem Zocker, seine Leistungen mit denen anderer Rayman-Virtuosen im Internet zu vergleichen.

Die Rayman-Games geizten noch nie mit Humor, aber mit Raving Rabbids werden die Pausen zwischen den Lachern noch einmal deutlich verkürzt. Das liegt vor allem an den absolut durchgeknallten Kaninchen, die fast jede Szene durch ihre Anwesenheit beehren. Die Mischung aus Niedlichkeit, Doofheit und Wahnsinn macht die kleinen Albinos zu echten Spaßkanonen. Besonders die Mimik, die im Bruchteil einer Sekunde von völliger Geistesabwesenheit zu absoluter Panik wechseln kann, macht es nahezu unmöglich, ein dickes Grinsen zu unterdrücken. Wenn die Fieslinge mit extrem ungeeigneten Waffen wie einem Bratenwender oder einem Staubwedel zum Angriff übergehen, sieht das einfach herrlich beknackt aus.

Rayman_Raving_Rabbids_37Oft hat man beim ersten Besuch in einem Level nicht die Zeit, alles genau zu betrachten, da im Hintergrund so viele verrückte Unfälle ablaufen. Besonders gelungen ist, dass die kleinen Antagonisten nach bester Cartoon-Manier unzerstörbar sind. Egal was man ihnen antut, eine dicke Beule ist das Schlimmste, was den Nagern passieren kann, so dass man bedenkenlos mit allen Zockern jenseits des Vorschulalters vor der Konsole sitzen kann. Neben den Stupid Invaders und Earthworm Jim dürfen sich die Raving Rabbids als echte Comedy Stars der Videospiele-Welt feiern lassen.

Zu Beginn einer Konsolenära ist es immer besonders schwer, die grafischen Qualitäten eines Games richtig einzuschätzen, da es so wenige Vergleichsmöglichkeiten gibt. Jedem Wii-Käufer ist bewusst, dass die neue Hardware nicht gebaut wurde, um in Sachen Optik mit den restlichen Next-Generation-Maschinen mithalten zu können. Wenn es in dieser Form für den Gamecube erschienen wäre, hätte man Raving Rabbids garantiert als einen technischen Leckerbissen empfunden, aber selbst auf dem Ahnen des Wii gibt es ein paar Titel, die schöner aussehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Wii-Minispiel-Spaß hässlich ist. Die niedlichen Animationen sind absolut gelungen und obwohl sich die Hauptdarsteller häufig überall auf dem Bildschirm gleichzeitig tummeln, bleibt die Framerate konstant. Beeindruckend ist die Arbeit, die sich die Grafik-Experten von Ubisoft beim Gestalten der Levels machten. Hier wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um dafür zu sorgen, dass fast alle Minigames ihren eigenen Look haben. Was fehlt, sind die großen, beeindruckenden Effekte, die Raving Rabbids von den Games der letzten Konsolenära unterscheiden würden.

Beim Soundtrack gibt es absolut nichts zu meckern. Viele der Levels haben ihre ganz eigenen Melodien, so dass von Klassik über Country bis Techno im Prinzip alles vertreten ist. Noch besser gelungen ist die Sprachausgabe. Die Kaninchen reden zwar nie in ganzen Sätzen, aber auch einzelne Angriffsschreie und Schmerzbekundungen sind dank der Heliumstimmen herrlich lustig. Genial wird es, wenn ein ganzes Lied von den Langohren vorgetragen wird. Cyndi Laupers “Girls just wanna have fun“, Beethovens “Ode an die Freude“ sowie eine Reihe andere Klassiker aus verschiedenen Musikepochen sind freispielbar und in den neuen Hasen-Fassungen durchaus hitverdächtig.

Die Effekte sind mindestens so abwechslungsreich wie die Levels, wodurch keine akustische Langeweile aufkommt. Auch der Mini-Lautsprecher der Remote wird unterstützt und gibt diverse Sounds von sich, die oft wichtig für das aktuelle Geschehen auf dem Bildschirm sind. Schön doof sieht man beispielsweise aus, wenn man die Fernbedienung wie ein Handy ans Ohr hält, um ein quietschendes Schwein durch diverse Störgeräusche zu hören. Was es damit auf sich hat, solltet ihr aber lieber selbst bei einer Runde Raving Rabbids herausfinden.




Tim meint:

Tim

Ein absolut gelungener Launch-Titel, der selbst nach dem ersten Durchzocken noch oft im Laufwerk landen wird, um neue Highscores aufzustellen oder den Mittelpunkt eines Multiplayer-Abends zu bilden. Allein aufgrund des schrägen Humors lohnt sich der Kauf von Raving Rabbids, aber ebenso das Gameplay weiß zu begeistern. Die Fähigkeiten der Controller werden noch besser in Szene gesetzt als im Gratisspiel Wii Sports. Fans früherer Rayman-Teile sollten eventuell Probe spielen. Wer sich allerdings nicht zu den exklusiven Jump´N´Runnern zählt, wird feststellen, dass Ubisofts Held auch in anderen Genres eine mehr als gute Figur macht. Negativ fällt auf, dass dem Mehrspieler-Modus eine klare Struktur fehlt. Spaß bringen die kleinen Spielchen aber trotzdem, wenn man mit ein paar Freunden vor der Konsole sitzt.

Positiv

  • Unglaublich witzig
  • toller Soundtrack
  • nutzt fast alle Vorteile der neuen Controller

Negativ

  • etwas zu leicht und kurz
  • zu viele Games werden im Multiplayer nach- statt miteinander gespielt
Userwertung
5.2 2 Stimmen
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Forum
  • von Undead:

    von Anfang an verbuggtes Game leider. Habe es damals mit der Wii zum Release gekauft und hatte auch meinen Spass mit, bis man halt merkt, das man nicht alles freischalten kann(bei allen Versionen, sogar die 360 Version...) Bubibob hätte lieber bei ihrer 1. Idee bleiben sollen und keine Minigame...

  • von Civilisation:

    Tim hat sich auf Rabids-Jagd gegeben und passend dazu den folgenden Review geschrieben. Rayman Raving Rabbids Fragt man einen langjährigen Zocker nach den größten Jump´N´Run-Stars aller Zeiten, wird man innerhalb von Sekunden die Namen Mario und Sonic hören. Soll allerdings...

  • von Sub0:

    Hey Leute , suche ein Spiel was ich mit meiner Freundin zocken kann , ist Rayman Raving Rabbits so etwas wie Marioparty wo ich Minispiele gegeneinander spielen kann? mfh...

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Rayman Raving Rabbids Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2006-12-08
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.1
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neXGam YouTube Channel
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