Nun, auf den ersten Blick ist da nicht viel zu entdecken. Im aufgeräumten Hauptmenü lassen sich eine Meisterschaft oder ein einfaches Zeitrennen starten, wer gar nicht mehr warten möchte findet beim Punkt "Schnelles Rennen" einen raschen Einstieg ins Spiel. Zeitrennen sowie Meisterschaft lassen sich auch mit bis zu vier Spielern zocken, wobei dies leider nur nacheinander abwechselnd vonstatten geht. Über Split-Screen dürfen unverständlicherweise immer nur zwei Gamer gleichzeitig ran.

Von Atmosphäre und Effekten her die schönste Perspektive - die Cockpit Ansicht
Dank fescher Originallizenz dürft ihr euch vor dem Start noch einen von 14 Fahrern der WRC auswählen, bevor Tuningfreaks im Service Bereich noch letzte Einstellungen am Fahrzeug verändern dürfen. Danach gehts dann endlich auf die Strecke.
Was fällt uns gleich als erstes auf? Nun zum einen sind Landschaft wie Fahrzeug schön detailreich und es ist herrlich anzusehen, wie sich das Sonnenlicht auf der Motorhaube eures Wagens spiegelt. Weniger fein und ganz und gar nicht ansehnlich ist hingegen das PS2-typische Kantenflimmern (Gruß an meinen Optiker!), die altbekannten Zuschauer der Marke "Pappaufsteller" und ein paar Pop-ups, die sich vereinzelt auf einigen Strecken eingeschlichen haben. Für den echten Rallyefan trotzdem sicherlich alles zu verschmerzen, noch dazu wo er mit einem ausnahmsweise mal sehr wohlklingend realistischen Motorsound akustisch verwöhnt wird.

Das Fahrverhalten wurde sehr gut den Gegebenheiten der Strecken angepasst
Optisch ebenfalls sehr ansprechend ist das ausgefeilte Schadensmodell, daß je nach Zustand auch merklich Einfluß auf das Fahrverhalten nimmt. So zerbersten eure Fensterscheiben, die Motorhaube ist verbeult und die Fahrertür eingedrückt. Zuviele unfreiwillige Kollisionen und schon kann es passieren, daß der Wagen leicht in eine Richtung zieht oder aber nur noch sehr schwerfällig beschleunigt. Den Veranwortlichen bei Evolution Software muß man da schon ein Lob für die gute Umsetzung aussprechen, allerdings kommt es meiner bescheidenen Meinung nach nicht an das bis dato unerreichte Schadensmodell eines Colin McRae 2005 ran.
Um gleich beim Altmeister zu bleiben - was die Kontrolle und das Fahrverhalten angeht, fühlt man sich ebenfalls stark an Colin erinnert. Allerdings ist der Wagen nicht ganz so gut zu beherrschen, da er hier etwas "nervöser" durch die empfindlichere Steuerung ist. Dies wird auch teils noch vom Untergrund gefördert, da ihr sofort merken werdet, ob ihr auf Schotter oder auf einer asphaltierten Straße fahrt. Und besonders auf Schlammpisten ist der Wagen praktisch nur noch am ausbrechen, was den Faktor Frust manchmal doch ganz schön nach oben klettern lassen kann.
Wer trotzdem unerbittlich weiterfährt wird irgendwann mit viel Übung und ein klein wenig Glück es auch einmal schaffen, die Etappe mit einer sehr guten Zeit abzuschließen. Doch was ist das - trotz fast fehlerfreier Fahrt (lediglich ein kleiner Dreher) nur der fünfte Platz!? Ja, auch das ist Realität bei WRC 4, denn selbst die kleinsten Fehler werden euch hier nicht verziehen und die Zeiten sind wirklich extrem knapp bemessen. Wer also eine richtige Herausforderung sucht, findet hier mit Sicherheit ein neues Betätigungsfeld.
Ich kann außerdem mit Bestimmtheit sagen, daß ich persönlich eines hasse - nämlich wenn ich bei Rallyespielen munter durch die Bäume am Straßenrand fahren kann, ohne dabei irgendeine Art von Schaden zu nehmen.
Dies ist glücklicherweise bei WRC 4 nicht der Fall, allerdings ist es hier auch nicht gerade besser! Denn lächerlicherweise bleibt ihr an jedem noch so kleinen Busch hängen, als wäre es ein Betonpfeiler und nehmt dabei teilweise übelsten Schaden. Dabei wäre so ein max. 30 cm hoher Busch normalerweise nicht die geringste Gefahr für meinen flotten Flitzer...

Online Impressionen...
Was das Spiel vielleicht noch retten kann, ist der Onlinemodus. Allerdings auch hier gleich schon ein Wehrmutstropfen - ihr dürft nicht wirklich gegen echte Fahrzeuge antreten, sondern vielmehr nur gegen die Ghosts von insgesamt 15 Spielern pro Server. Dafür dürft ihr euch aber jederzeit auf die Rennstrecke begeben und müsste nicht warten bis eine Etappe beendet ist. Alle 30 Sekunden fahren Neuankömmlinge ihre Etappe zeitversetzt zu den anderen. Wer dabei dann besonders gut ist, findet womöglich seinen Namen auch gleich im Anschluß nochauf einer von Sony's Online Ranglisten wieder.
Tolles Rallyespiel, schön und gut. Aber es stellt sich doch ernsthaft die Frage, wer das bei der zahlmäßigen und qualitativ hochwertigen Konkurrenz im Genre wirklich braucht? Wäre der durchaus spaßíge Onlinemodus nicht, dann würde WRC 4 vermutlich schon sehr bald seine Reise ins Land des Vergessens antreten, so dürften aber zumindest Onlinefahrer bei Duellen gegen menschliche Gegner ein paar Stunden Spaß mit dem Game haben.