Wheelman im Test

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Vin Diesel, der Name des Hollywood-Schauspielers steht zwar bekanntermaßen nicht unbedingt für intellektuelle Kost, im Gegenzug aber für Action par´ excellance. In den Filmen "The Fast an The Furious" und "XXX" zeigte er bereits haufenweise Stunts am Steuer von diversen Motorrädern und Supersportwagen. Demnächst soll sein neuester Streifen „The Wheelman“ in den Kinos anlaufen in dem sich, wie der Name schon sagt, ebenfalls alles um schnelle Boliden dreht. Passend dazu gibt es auch eine entsprechende Versoftung. Wir haben uns The Wheelman genauer angesehen und sind positiv überrascht.

Barcelona, 30° im Schatten, auf der Straße ist die Hölle los… Die Polizei liefert sich eine wilde Verfolgungsjagd mit dem wohl besten Fluchtfahrer unserer Zeit, Milo Burik. Der amerikanische Draufgänger erledigt jeden Auftrag ohne Fragen zu stellen, Hauptsache die Bezahlung stimmt. Transportiere von A nach B, einfacher könnte die Job-Beschreibung gar nicht sein! Aber was ist schief gelaufen und warum zur Hölle sind plötzlich überall Polizeifahrzeuge. Egal, keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ein beherzter Griff zur Handbremse, das Auto schleudert herum und wir sehen unseren Verfolgern durch die Windschutzscheibe direkt in die Augen… Ein Schuss im richtigen Moment und ihr Wagen endet mit einer ansehnlichen Explosion an der nächsten Häuserecke. Eine weitere Drehung und einige Ausweichmanöver später haben wir auch die letzten verbliebenen Häscher abgehängt und verschwinden in den verwinkelten Gassen der Stadt. Willkommen an einem typischen Tag im Leben von Milo Burik, willkommen bei The Wheelman.

Damit kein falscher Eindruck entsteht… Milo ist kein Krimineller! Als Fahrer und Mann fürs Grobe wird er im Auftrag der CIA in die Unterwelt Barcelonas eingeschleust um selbige zu infiltrieren. Seit geraumer Zeit wird die Stadt nämlich von verschiedenen Banden unter Kontrolle gehalten und mit einer Welle aus Verbrechen, Gewalt und Korruption überschwemmt. Milo´s Ziel ist in erster Linie die Informationsbeschaffung für den amerikanischen Geheimdienst. Letzteres lässt sich aber nur durch das Herankommen an die Drahtzieher und jeweiligen Anführer der Gangs bewerkstelligen. Dazu ist es unumgänglich sich sowohl einen „guten“ Ruf als auch Respekt in der Szene zu verschaffen. Also beginnt der Wheelman die Karriereleiter in der Verbrecherhierarchie der spanischen Mafia nach oben zu klettern und tut, was er am besten kann… Er fährt! Allerdings nicht Taxi oder Zeitungen aus, Milo´s Aufträge sprengen eigentlich grundsätzlich die Grenzen der Legalität wobei er meist als Mittelsmann zwischen zwielichtigen Auftraggebern fungiert und sich um den Transport von brisanten „Paketen“ kümmert.


Wie unschwer zu erkennen ist, orientiert sich die Geschichte stark an Luc Beson´s bekannter Transporter-Reihe und wird in unterhaltsamen und actionreichen Zwischensequenzen präsentiert. Von den Dialogen der einzelnen Charaktere sollte man aber nicht zu viel erwarten. Vin Diesel´s typisches Machogehabe hat es auch ins Spiel geschafft und obwohl seine Sprüche teilweise unfreiwillig komisch klingen, machen sie Milo zu einer sympathischen und unheimlich coolen Figur. Es scheint nichts zu geben, was ihn aus der Ruhe bringt und jede noch so verzwickte Situation wird lässig in Angriff genommen. Leider hat die Story insgesamt kaum spannenden Wendungen oder Figuren zu bieten, wobei vor allem die Charaktere erschreckend blass bleiben.

Lediglich einige mit zunehmendem Spielfortschritt freischaltbare Dossiers geben Auskunft über das „Umfeld“ des Wheelman. Beim Gameplay setzt der Titel auf Bekanntes, in 3d-Person-Perspektive sehen wir Milo über die breite Schulter und erledigen Aufträge und Nebenmissionen im frei begeh- und befahrbaren Barcelona. Neben Kurieraufträgen und Hol- bzw. Bringdiensten, dürfen auch Fahrzeuge über- und entführt, Fahrgäste ans Ziel gebracht oder das Stadtmobiliar per Bleifuß fachgerecht zerlegt werden. Neue Aufträge werden mit der Zeit automatisch freigeschaltet und uns per PDA mitgeteilt, der nützliche kleine Helfer dient dank Übersichtskarte als Wegweiser, gibt Informationen zu aktuellen oder verfügbaren Missionen und wird natürlich auch zum Lesen von SMS und entgegennehmen von Anrufen verwendet. Leider wiederholen sich vor allem die Nebenaufgaben viel zu schnell und etwas mehr Abwechslung im Missionsdesign wäre wünschenswert gewesen. Bei den größtenteils gut inszenierten Storymissionen sieht es da schon etwas besser aus, so bleibt zum Beispiel das actionreiche Stoppen einer U-Bahn mit dem Motorrad gerne in Erinnerung. Prinzipiell endet zwar nahezu jeder Auftrag in einer wilden Verfolgungsjagd und/oder Schießerei, was Fans des Genres aber nicht stören dürfte.



Vor allem ab der zweiten Hälfte des Spiels ist Milo des Öfteren zu Fuß unterwegs und kämpft sich in bester Shooter-Manier durch die Gegnerhorden. Allerdings tun diese Missionen dem Titel nicht unbedingt gut, was in erster Linie an der monotonen Schießbuden-Ballerei liegt. Grundsätzlich macht The Wheelman hier zwar nichts falsch, es gibt ein Deckungssystem, die Feinde werden auf Wunsch dank funktionierendem Zielsystem automatisch anvisiert und auch das Schießen klappt einwandfrei. Spaß macht es trotzdem nicht! Warum? Ganz einfach, Milo kämpft sich durch äußerst linear und eintönig gestaltete Abschnitte, hat einen nahezu unendlichen Munitionsvorrat in seinen Bleispritzen, ist so gut wie unverwundbar und die strohdummen KI-Gegner stellen auch keine wirkliche Herausforderung dar. Glücklicherweise nehmen die Aufträge „zu Fuß“ nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der etwa 8-stündigen Kampagne ein und wir sitzen die meiste Zeit hinterm Steuer.

Neben der shootertypischen Bewaffnung kann Milo nämlich auch sein Gefährt benutzen um den Gegnern einzuheizen. Je nachdem in welche Richtung der rechte Stick auf dem Xbox360-Controller gedrückt wird, macht das Fahrzeug einen kurzen Satz nach vorne oder zur Seite, womit sich die die Verfolger hervorragend rammen und in Leitplanken, den Gegenverkehr oder Gebäude drängen lassen. Auch zum Ausweichen ist diese Funktion bestens geeignet und bereits nach kurzer Zeit will man sie nicht mehr missen.



Auf den ersten Blick wirkt The Wheelman wie ein weiterer „GTA-Klon“. Aber obwohl der Titel auf genretypische Zutaten wie die offene Stadt und das Übernehmen diverser Fahrzeuge setzt, wird schon nach kurzer Spielzeit klar dass das von Vin Diesel selbst gegründete Entwicklerstudio Tigon auch einige neue Ideen integrieren konnte. Dazu gehören in erster Linie die Spezialfähigkeiten von Hauptprotagonist Milo! Die wohl spektakulärste und spaßigste davon ist der sogenannte Airjack. Autos aufbrechen und damit davon fahren, kann jeder! Der Wheelman kapert die Vehikel in voller Fahrt, indem er auf Knopfdruck von einem Fahrzeug zum nächsten springt, den Fahrer elegant zur Tür hinaus wirft und mit der neu erworbenen Schüssel davon braust. Das funktioniert übrigens durch die Bank bei allen Fahrzeugtypen. Von einem fahrenden Auto auf ein Motorrad wechseln nur um zwei Häuserblocks später vom Sitz der Maschine in einen Lastwagen zu springen… Alles kein Problem!

Später im Spiel kommen außerdem noch ein Nitro-Boost für das aktuelle Gefährt und eine stylishe Zeitlupenfunktion namens Cyclone, bei der während einer atemberaubenden Handbremswende auf die Verfolger geschossen wird, hinzu. Im Gegensatz zum Airjack stehen die eben erwähnten Fähigkeiten aber nicht immer zur Verfügung. Durch eine besonders rasante Fahrweise und das Zerstören von möglichst viel „Regierungseigentum“ füllt sich eine Anzeige im unteren Bildschirmrand, welche uns den zeitlich begrenzten Einsatz der Special-Moves erlaubt. Natürlich gefallen all diese Aktionen Barcelona´s Ordnungshütern überhaupt nicht, weswegen wir tunlichst versuchen sollten den 1 zu 1 aus GTA IV übernommenen Fahndungslevel so gering wie möglich zu halten.



Bei so vielen Möglichkeiten stellt sich natürlich die Frage wie es um die Bedienung steht, da das Gamepad der Xbox360 ja über eine doch eher limitierte Anzahl an Knöpfen verfügt. Doch keine Angst, die Entwickler haben gute Arbeit geleistet und eine einsteigerfreundliche Steuerung auf die Beine gestellt. Die Handhabung der Fahrzeuge ist sehr arcadelastig ausgefallen und sowohl die Special-Moves als auch Milo´s Bewegungen zu Fuß lassen sich von Anfang an gut kontrollieren.

Optisch wirkt The Wheelman zwar stimmig, wird aber niemanden vom Hocker hauen. Die Stadt Barcelona ist recht weiträumig ausgefallen, wurde verhältnismäßig akurat modelliert und sogar die ein oder andere Sehenswürdigkeiten hat es ins Spiel geschafft. Leider ähneln sich viele Straßenzüge und zwischen den verschiedenen Stadtteilen gibt es kaum ersichtliche Unterschiede wodurch Orientierungsschwierigkeiten vorprogrammiert sind. Dazu gesellen sich eine geringe Weitsicht und schwache Texturen, was sowohl für Gebäude als auch für die recht rar gesähte Anzahl an Passanten auf den Bürgersteigen gilt. Im direkten Vergleich mit GTA IV zieht „The Wheelman“ was die Darstellung einer „lebenden“ Stadt angeht ganz klar den Kürzeren. Immerhin läuft das Spiel absolut flüssig, bietet vor allem bei Unfällen und Explosionen nette Effekte und der Wiedererkennungswert von Vin Diesel alias Milo Burik ist enorm. Auch die Zwischensequenzen samt darin vorkommenden Charakteren sind bis auf die nicht immer ganz lippensynchrone Mimik gelungen. Soundtechnisch bietet der Titel Standartkost. Nicht schlecht, aber eben auch nichts besonders. Detonationen, Schüsse und Chrash´s hören sich ganz gut an und auch bei der Musik die über verschiedene Radiosender in den Fahrzeugen läuft, sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Was die Dialoge angeht kann allerdings nur Diesel´s typisch donnernde Synchronstimme überzeugen, die meisten anderen Sprecher klingen zwar professionell, aber gelangweilt.

Harry meint:

Harry

Viele Spielumsetzungen von Filmvorlagen leiden unter dem Zeitdruck der Entwickler und enden nicht selten als mittelmäßige Nischenprodukte. Offenbar gilt das aber nicht für Spiele, an denen Vin Diesel beteiligt ist. Bereits Chronickles of Riddick konnte überzeugen und das gilt im Großen und Ganzen auch für The Wheelman. Der Titel bietet herrlich überdrehte Action, welche in Verbindung mit Diesels unverkennbar coolen Art zumindest kurzzeitig viel Spaß macht. Leider geht die Mischung aus 3D-Person-Shooter und Rennspiel nicht ganz auf, was vor allem an der mittelmäßigen Umsetzung der Einsätze zu Fuß und dem eintönigen Missionsdesign liegt. Auch für die durchschnittliche Optik, die eher flache Story und den mangels Multiplayermodus sehr niedrig ausgefallenen Wiederspielwert gibt es Abzüge in der B-Note. Was bleibt ist ein unterhaltsames Spiel das sich selbst nicht allzu ernst nimmt, aber es auch nicht schafft in einer Liga mit der offensichtlichen Vorlage GTA mitzuhalten. Auf die Darstellung von übermäßiger Gewalt und Bluteffekten wurde zu Gunsten einer USK-16 Wertung übrigens verzichtet.

Positiv

  • Vin Diesel
  • Kurzweilige Action
  • Unterhaltsame Special Moves

Negativ

  • Langweilige Shooter-Abschnitte
  • Altbackene Optik
  • Kaum Wiederspielwert
Userwertung
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Wheelman Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 24.03.2009
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7
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neXGam YouTube Channel
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