
Sobald diese Roboter im Laden stehen, wird einer davon meine Wohnung aufräumen!
Im Grunde handelt es sich bei WALL•E weniger um ein Science-Fiction-Epos als viel mehr um eine Liebesgeschichte und für so etwas benötigt man zwangsweise auch ein Minimum von zwei Figuren. Neben dem etwas klapprigen Titelhelden darf der Zocker also auch EVE, eine deutlich modernere Roboterdame, steuern. Obwohl auf der Verpackung ein Wii-Zapper als optionales Steuergerät empfohlen wird, ist das Game kein reinrassiges Ballerspektakel. Die Art und Weise, wie sich unsere Helden durch die 3D-Welten bewegen ist recht unterschiedlich, was sich auch auf das Gameplay auswirkt. Der Namensgeber des Spiels durchlebt ein gemächliches Jump ´N´ Run-Abenteuer mit kleinen Rätseleinlagen während seine Herzensdame sich mit hoher Geschwindigkeit durch die Lüfte bewegt, gern mal ein bisschen um sich schießt und diverse Objekte aufspüren muss. Gelegentlich arbeitet das Maschinenpärchen auch zusammen indem EVE ihren Maschinenromeo an Orte befördert, die er allein nicht erreichen kann.
Die einzelnen Levels des Games spielen sich recht unterschiedlich, was eigentlich fast immer eine gute Sache ist. Doch obwohl verschiedene Genres Pate standen, schafft es die Filmumsetzung nicht, durch besonders innovative Ideen zu überzeugen. Schnell wird deutlich, dass es sich bei den Abschnitten, in denen der Titelheld selbst gesteuert wird, um Standard-Hindernisparcours handelt, die man so oder ähnlich schon in mehreren Dutzend anderer Titel für die junge Zielgruppe gesehen hat. WALL•E verfügt über die Fähigkeit kleine Würfel aus Schrott zu pressen, die er an bestimmten Punkten werfen muss, um neue Wege zu erschließen. Obwohl es mehrere Versionen dieser Recyclingbausteine gibt, die unterschiedliche Wirkungen haben, wird die Sache recht schnell langweilig, da die kleinen Denksportaufgaben fast immer nach dem gleichen Muster ablaufen: man erreicht einen Punkt, an dem es nicht weiter geht, sucht ein bisschen Schrott oder andere Symbole und wird anschließend mit einer heruntergelassenen Brücke oder einer offenen Tür belohnt. Auch wenn der kleine Roboter zum späteren Zeitpunkt noch ein paar zusätzliche Fähigkeiten hinzugewinnt und beispielsweise auch etwas ballern darf, sind die EVE-Levels insgesamt spaßiger und actiongeladener. Dumm nur, dass die weibliche Maschine (seltsam, dass es so etwas überhaupt gibt) eine eher untergeordnete Rolle spielt und selten zum Einsatz kommt.

Da staunt WALL•E nicht schlecht. EVE ist ihm in Sachen Feuerkraft deutlich überlegen.
Wer sich die Wii-Version eines Multiplattformspiels zulegt weiß, dass die Steuerung sich innerhalb von Sekunden entweder als Fluch oder Segen entpuppt. Im Fall von WALL•E haben sich die Programmierer leider nicht mit Ruhm bekleckert und konnten keine gute Lösung für Wiimote und Nunchuk finden. Die Steuerung des Roboters mit Kettenantrieb wirkt hoffnungslos verkorkst und schwammig. Das kleine Biest weigert sich beispielsweise, besonders nach Sprungeinlagen, exakt dort stehen zu bleiben wo es soll. Ein weiteres Problem ist die Kamera, die häufig nicht das komplette Geschehen einfängt, Hier darf zwar nachjustiert werden, aber da diese Aktion mit dem Steuerkreuz ausgeführt werden muss, ist sie besonders in hektischen Situationen nahezu unbrauchbar. Als letztes Hindernis wurde noch eine fehlerhafte Kollisionsabfrage eingebaut. Die genannten Mankos führen immer wieder dazu, dass Spielpassagen, die eigentlich keine sonderlich hohen Anforderungen an das Fingerspitzengefühl des Zockers stellen sollten, zu langwierigen und frustrierenden Geduldstests werden. Oft genug passiert es, dass eine halbe Ewigkeit die gleichen Manöver wiederholt werden und immer eine Kleinigkeit schief läuft. Manchmal könnte man beispielsweise vor Gericht schwören, dass der Protagonist zielgenau auf einer beweglichen Plattform gelandet ist, anschließend aber durch digitale Zauberei trotzdem eine Bruchlandung hingelegt hat. So etwas sollte heutzutage einfach nicht mehr vorkommen und verdammt den Wiimote-Halter dazu, sich quälend langsam vorzutasten, so dass der Spielfluss empfindlich gestört wird.
Obwohl das Game eine Reihe von Fehlern hat, ist nicht alles schlecht. Jungen Spielern dürfte es angesichts der sympathischen Hauptfiguren deutlich leichter fallen, über die unsaubere Programmierung und das oft simple Leveldesign hinwegzusehen. Zocker älteren Semesters werden zumindest etwas Spaß mit EVE haben, da sie sich wesentlich angenehmer steuern lässt als WALL•E. Mit hohem Tempo zielgenau an Hindernissen vorbei zu rasen und die Bewegungsfreiheit zu erleben, kann tatsächlich ein paar der Mankos kurzzeitig vergessen machen.

Gelegentlich arbeiten die Helden Hand in Hand. Am meisten Spaß macht es aber, sobald EVE allein unterwegs ist.
Die zehn unterschiedlichen Welten, die jeweils in eine Reihe von Missionen unterteilt sind, nehmen durchaus mehr Zeit in Anspruch, als man zu Beginn denkt. Gerade wenn man versucht, alle Geheimnisse aufzuspüren und auf diesem Weg Kostüme, Bilder, Videos und sonstige Extras frei zu schalten, kann man viele Stunden vor der Konsole verbringen. Trotzdem bleibt WALL•E ein sehr lineares Game, das kaum Raum für Experimente lässt. Ist die Endsequenz über den Bildschirm geflimmert, werden die Multiplayer-Modi für bis zu vier Zocker zum einzigen Grund, die Disc noch einmal in die Konsole zu werfen. In einer Handvoll Herausforderungen darf man sich hier Wettrennen auf dem Boden oder durch die Luft liefern, innerhalb der Levels Ziele der Gegner aufspüren und zerstören oder andere kleine Geschicklichkeitstests bestreiten. Um die Langzeitmotivation wirklich zu steigern hätte etwas mehr getan werden müssen, aber auch in diesem Bereich werden die jüngeren Konsumenten gern ein Auge zudrücken und eine Weile Spaß an den simplen Mini-Games haben.

Gemessen an den anderen Next-Generation-Versionen des Spiels wirkt die Wii-Fassung optisch sehr grob. Es ist schon erstaunlich welcher Effekt durch die höhere Auflösung auf PS3 und Xbox 360 erzielt wird. Nintendos Flaggschiff zaubert langweilige und häufig unscharfe Texturen auf den Bildschirm. Problematisch ist auch, dass sich viele der Levels optisch stark ähneln. Eine farbarme und apokalyptische Umgebung schlägt auf Dauer etwas aufs Gemüt, daran können auch die spielbaren Figuren nicht viel ändern. Erst wenn WALL•E und EVE auf der von Menschen besiedelten Raumstation ankommen, wird das Bild ein wenig farbenfroher und es gibt mehr zu sehen. Solide Charaktermodelle und einige gelungene Animationen schaffen es leider nicht, über die veralteten Effekte und die bereits angesprochenen Kameraprobleme hinweg zu täuschen. Auch Einbrüche der Framerate wirken sich negativ auf die Grafikwertung aus. Schade ist, dass die Zwischensequenzen komplett in Spielgrafik gehalten sind. Irgendwie erwartet man von einer Filmadaption schließlich, ein paar Videos aus dem Kinostreifen zu sehen.


Die Multiplayer-Level sind sicherlich kein Meilenstein, sorgen aber kurzzeitig für etwas Abwechslung.
Der Soundtrack hinterlässt einen soliden Gesamteindruck mit einigen kleinen Schwächen. Genau wie im Film erklingen in einigen der Levels Songs samt Gesang, die verdächtig an amerikanische Clubmusik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnern. Eine ungewöhnlich mutige Wahl, die dafür sorgt, dass die Endzeitstimmung nicht nur bedrückend sondern auch ein wenig heiter anmutet. Leider geht es anschließend bergab und viele der restlichen Stücke sind deutlich belangloser. Die Soundeffekte, wie beispielsweise der eindeutig altertümliche Kettenantrieb des Protagonisten und sein ständiges Gepiepse, sind gelungen, lassen aber in einigen Bereichen dennoch Wünsche offen. Besonders die Explosionen, die im Film so beeindruckend klingen, hören sich im Spiel recht kläglich an.
Da bleiben keine Wünsche offen! Wunderschöne Animationen, ein origineller Soundtrack und eine simple aber rührende Geschichte halten das Publikum bei bester Laune. Dieser Lobgesang trifft voll und ganz auf WALL•E zu. Allerdings nur, wenn von dem Film die Rede ist… Bei der Videospielumsetzung sieht das Ganze leider völlig anders aus. Obwohl es den Entwicklern gelungen ist, ein wenig von dem Charme der Vorlage einzufangen, wurden viele grobe Fehler gemacht, die den Spielspaß deutlich schmälern. Das Game ist recht simpel und geradlinig, was sich noch verschmerzen ließe, wenn man bedenkt, dass es sich hauptsächlich an Nachwuchszocker richtet. Weit weniger großzügig muss man aber sein, wenn es um die Steuerung geht, die gerade die Levels in denen man mit WALL•E unterwegs ist zu einer echten Tortur macht.