
Durften in den späten 80ern Zocker mit Rad Racer (NES) und Out Run (Master System) Rundenrekorde im trauten Wohnzimmer aufstellen, bekamen PC Engine Besitzer eigens von Hudson den Rally-Racer Victory Run spendiert. Zwar besteht wie in den Konkurrenzprodukten von Nintendo und SEGA auch hier die simple Aufgabe die Ziellinie innerhalb des vorgegeben Zeitlimits zu überqueren, doch das an die Rallye Paris-Dakar angelehnte Victory Run hat einen gewissen simulationslastigen Touch, der eine willkommene Briese Abwechslung in das Genre brachte. Beispielsweise macht sich das dadurch bemerkbar, dass ihr die Gangschaltung selbst bedienen müsst (die einzelnen Gänge werden per Steuerkreuz durchgeflippt) und ihr euch vor dem eigentlichen Rennen haufenweise mit diversen Ersatzteilen (Reifen, Motor, Bremsscheiben, Kupplung, Stoßdämpfer) eindecken könnt - nach erfolgreichem Beenden einer Etappe, lassen sich diese dann gegen die abgenutzten Parts austauschen.


In Victory Run empfiehlt es sich möglichst schonend mit dem Rennvehikel umzugehen und obendrein Unfälle tunlichst zu vermeiden - ständiges Fahren mit hohen Umdrehungen führt früher oder später zu einem Totalversagen. Erschwert wir das Ganze durch tückische Haarnadel Kurven, regen Verkehr (LKW´s, Motorräder, Pick-Ups etc) und total-fiese Hindernisse (Ölpfützen, Heuballen), die in mitten auf der Fahrbahn verteilt sind.
Acht vielfältige Anzeigen, die schon säuberlich am oberen Bildschirmrand angebracht sind, informieren euch permanent über: Die Stage Number, Abnutzung, Extra Time, Stage Time, Gangschaltung, Tempoanzeige, Umdrehungsanzeige und über die aktuelle Position. Noch kurz ein Wort zur Stage- und Extra-Time. Gelegentlich lohnt sich ein kurzer Blick auf die beiden Anzeigen, denn überschrittene Zeit (innerhalb einer Stage) wird von der kostbaren Extra Time abgezogen - erreicht diese den Nullpunkt, ist das Rennen für euch gelaufen!




Sonderlich groß fällt der Umfang in Victory Run nicht aus. Nach gesamt acht Special Stages ist das Vergnügen auch schon vorbei. Während der Rennen seid ihr bei Abenddämmerung, Nachts oder bei schönstem Sonnenschein unterwegs. Die schnittige und farbenfrohe 3D-Grafik kann sich sehen lassen und stellt Kurven, Hügel und Täler erfreulich gut dar. Auch das Tempo geht in Ordnung, allerdings muss sich der Titel im direkten Vergleich mit der genialen PC Engine Version von Out Run geschlagen geben. Gut hat mir zudem der Tag-/Nachtwechsel und die ordentlich dargestellte Crash-Szene gefallen, die ihr zu sehen bekommt, wenn ihr mit zu hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn abkommt - Out Run lässt auch hier schön grüssen. Die Musikstücke in Victory Run sind locker, eingängig und Ohrwurm-verdächtig. Zu einem der Stücke dürft ihr im Gameplay-Video lauschen.


Zusammenfassend hat Hudson mit Victory Run ein ganz solides Rennspiel geschaffen, das sich für eine kurze Runde zwischendurch ganz gut eignet, von einem Klassiker jedoch weit entfernt ist. Das manuelle Gänge schalten sowie das Ersatz-Teile Feature fand ich ganz witzig, auch die Tag-Nacht-Zyklen überzeugen und sind gut umgesetzt. Nervtötend ist die Tatsache, dass einige Hindernisse auf der Fahrbahn zu spät zu erkennbar sind, was das Ausweichen oft unmöglich macht. Dennoch sollten sich Rennspiel- und Simulationsfans nach dem Titel umsehen - alleine die putzige Hintergrundmusik und das tolle Cover-Artwork rechtfertigen schon beinahe den Kauf. Übrigens ist Victory Run schon seit einer ganzen Weile (08.12.2006) auf der Virtual Console erhältlich. Kostenfaktor: 600 Points.