Turok im Test

PlayStation3
Obwohl seit Mitte der 90er Jahre fast jedes Jahr ein Turok-Spiel auf den Markt kam, war es seit Turok Evolution im Jahre 2002 merkwürdig ruhig um die Ego-Shooter-Reihe geworden. Zugegeben, Turok Evolution war durchwachsen, aber sollte das das Ende des ehemals aus einem Comic bekannten Indianers sein? Heute, Anno 2008, halten wir doch endlich einen neuen Turok-Teil in den Händen. Die Propaganda-Studios haben sich an die ehemalige Erfolgsserie gewagt, aber es gibt keine Namensspielereien wie noch zu alten N64-Zeiten. Einfach nur Turok heißt der neuste Teil. Ob es ein Geniestreich ist oder nur mit dem Namen aufmerksam machen will, lest ihr im Test!
Joseph Turok ist zurück! Aber was ist das? Wir befinden uns in einem Raumschiff bzw. werden wenige Sekunden später unsanft zu Boden befördert und kämpfen gegen eine Terroristengruppe namens „Wolfsrudel“. Klingt sogar etwas indianisch und tatsächlich war Turok selbst mal Mitglied der Bande, bevor er der Whiskey Company beigetreten ist. Auge um Auge kämpft er nun also gegen seine alten Kumpanen und setzt dafür auch immer wieder ein paar ganz traditionelle Waffen aus seiner Vergangenheit ein. Was wäre ein Indianer ohne Pfeil und Bogen? Ein Headshot ist auf diese Art immerhin nicht weniger effektiv als per MG, aber wesentlich leiser! Ein Messer habt ihr ebenfalls um euch in Ruhe von hinten anzuschleichen und den Gegner auszuschalten. Solche Tode werden in kleinen Cutscenes rabiat, aber eindrucksvoll dargestellt. Darüber hinaus gibt es dann noch das Standardrepertoire an Waffen: Maschinengewehre, Pistolen, die Schrotflinte und später auch ein Impulsgewehr, bei dem ihr aufpassen müsst, dass es nicht überhitzt. Kleinere Kaliber, wie Pistolen kann man auch zweihändig führen. Das ist besonders praktisch, damit man nicht so häufig nachladen muss.


Aber Turok wäre nicht Turok, wenn ihr es nicht mit Dinosauriern zu tun bekommen würdet. Nur weil diese auf der Erde schon seit Jahrmillionen ausgestorben sind, heißt das nicht, dass ihr sie auf anderen Planeten nicht antreffen werdet! Und diese Exemplare sind besonders widerspenstig, denn lustigerweise sind die Dinosaurier gewitzter als die Terroristen von Wolfsrudel. Während sich die Echsen im tiefen Gras verstecken und von hinten anpirschen, stehen die meisten menschlichen Gegner tatenlos rum, bis man das Feuer auf sie eröffnet. Dann allerdings rückt auch Verstärkung an, damit man es nicht ganz so leicht hat. Die Steuerung gestaltet sich hierbei wie bei jedem anderen Ego-Shooter, geht aber schwammiger von der Hand. Wer vorher noch eine Runde Unreal Tournament 3 gespielt hat, sollte der Gewohnheit zuliebe die Finger von Turok lassen, ist es doch ein Ego-Geballer der trägeren Sorte.


Turok ist dabei weniger anspruchsvoll, sondern viel mehr unfair. Oft stellen sich die Terroristen extrem ungeschickt an und vermögen einen nie zu treffen, während man dann urplötzlich – kaum ist man in Deckung um sich etwas zu erholen – aus der hinterletzten Ecke einer riesigen Halle mit tödlicher Präzision getroffen wird. Hinzu kommen die teilweise unsinnig gesetzten Checkpoints. Mal sind diese so dicht beieinander gesetzt, dass man kaum ein Risiko eingeht, wenn man mal das Zeitliche segnet. Aber nach so manch einer Massenschlacht kommt einfach kein nächster Checkpoint. Die Motivation sinkt da natürlich gen Null, wenn man nach einer wilden Schießerei gegen intelligentere Gegner noch mal alles wiederholen muss. Würde das nur einmal passieren… kein Problem, man mag nicht nachtragend sein, aber in Turok hat man dieses Phänomen dauernd!


Ein interessantes Feature bietet die Möglichkeit, die Fleisch fressenden Dinosaurier auf die Terroreinheit zu hetzen. So kann man mit einer Leuchtrakete die Aufmerksamkeit der Dinos von sich weg auf die gegnerischen Menschen lenken. Du darfst dann zusehen, wie sich Dinosaurier und Soldaten gegenseitig zerfetzen. Dabei sei angemerkt, dass Turok komplett ungeschnitten auf den deutschen Markt gekommen ist, wie es auch unübersehbar auf dem Cover prangt. Leichen kann man zwar nicht bewegen und sie verlieren auch kein Blut, aber immerhin verschwinden sie nicht in solch einer Windeseile, wie in manch einem anderen Genrevertreter. Für Frust können allerdings die Dinosaurier sorgen. Sie verhalten sich zwar wie man es sich von einem bösen T-Rex vorstellt, aber ist es nicht ein klein wenig unfair, wenn das Biest erstmal ein saftiges Stück von Joseph Turok abgebissen hat und man dann keine Chance mehr hat auf die Beine zu kommen, um dem Vieh eine Ladung Blei zwischen die Augen zu pusten? Liegt man da erstmal, kann man sich meistens nur noch retten, wenn man den Dinosaurier mit dem Messer bearbeitet. Juhu, eine Blutfontäne. Das freut das Spielerherz doch! Aber es ärgert ungemein, wenn man von einem Dinosaurier so niedergerissen wird, ohne den Hauch einer Chance. Haarig wird dieses Prozedere erst recht, wenn man in einen der seltenen Bosskämpfe mit einem T-Rex verwickelt ist. Von denen gibt es in den knapp zehn Stunden Spielzeit kaum welche, weswegen Turok mit wirklichen Highlights knausert.

Um Propagandas Spiel jetzt noch aus dem Einheitsbrei hervorzuheben, müsste ein Wunder geschehen. Turok macht auf der PS3 die gleichen Fehler, wie viele andere Shooter auch. Wenn nun wenigstens noch die Optik etwas reißen würde, immerhin spielt man den allergrößten Teil der Zeit mitten im Dschungeldickicht.
Und ja, wenn man Uncharted mit seiner Megaoptik mal außen vor lässt, bekommen wir ein grafisch recht ansprechendes Werk präsentiert. Hier und da sind die Texturen zwar matschig und das Charakterdesign trifft nicht jedermanns Geschmack, aber das Dickicht sieht doch sehr glaubwürdig aus. Von den üblichen Next-Generation-„Krankheiten“ Tearing und nachladenden Texturen bleibt auch Turok nicht verschont, dennoch ist die Atmosphäre im Dschungel ganz großes Kino.


Im krassen Kontrast dazu stehen die Innenlevels, von denen Gott sei Dank nicht sehr viele im Spiel vorkommen. Die Farbpalette reicht von hellgrau, über mittelgrau bis zu dunkelgrau. Abwechslungsreich, oder? Dazu kommen auf der PS3 immer wieder Tonaussetzer. Der 5.1-Sound passt zwar perfekt in das Geschehen, aber es büßt einiges an Atmosphäre ein, wenn immer wieder „Schluckauf“ über die Anlage ertönt. Die deutsche Lokalisierung kann dabei nur mäßig begeistern, klingen doch alle Charaktere gleich. Aber vielleicht muss das auch so sein, immerhin sehen auch fast alle gleich aus?

Wenn man dann nach etwa zehn Stunden den Singleplayer-Modus von Turok hinter sich gelassen hat, wird einem noch ein Online-Multiplayer spendiert, der aus der Standardkost der Ego-Shooter-Welt besteht. Deatmatch-Duelle, Capture the Flag und einen Gefechtsmodus können immer jeweils 16 Spieler auf sieben verschiedenen Karten zocken.

Julia meint:

Julia

Turok entspricht wirklich dem, was man einen 08/15-Shooter nennt. Es hat seine guten Seiten, wie zum Beispiel die tolle Atmosphäre im Dschungel und die spannenden Gefechte zwischen Mensch und Dinosaurier. Trotzdem nerven frustige Stellen dank blöd gesetzter Checkpoints und ohnehin kommt das Gameplay nahezu ohne Hightlights aus. Die Story ist so gut wie nicht existent und öde Innenlevel lassen wieder mal daran zweifeln, ob die Entwickler überhaupt die Augen aufgemacht haben, als sie diese Abschnitte designed haben. Fans der Turok-Serie werden zwar zwar nicht an diesem Spiel vorbeikommen, alle anderen Ego-Isten zocken aber besser vorher an. Es gibt immerhin eine große Auswahl an Ego-Shootern auf der PS3, die besser sind als Turok

Positiv

  • Dichte Atmosphäre
  • Dinosaurier!

Negativ

  • Frustige Abschnitte
  • Sound- und Grafikfehler
Userwertung
7.3 2 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Turok Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 8. Februar 2008
Vermarkter DisneyInteractive
Wertung 6.8
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen