Tom Clancy´s Ghost Recon: Adavanced Warfighter 2 im Test

PSP
Die Spiele der Ghost Recon Reihe haben in den letzten Jahren für ebenso viel Begeisterung wie Frust gesorgt. Während die Shooter auf den technisch stärksten Systemen der jeweiligen Konsolenära immer einen hervorragenden Eindruck machten, wirkten die Versionen für die gute alte Playstation 2 eher lieblos und brachten nie den erhofften Spaß. Der neueste Vertreter namens Ghost Recon: Advanced Warfighter 2, von Fans liebevoll GRAW 2 genannt, wird nicht mehr für Sonys ehemaliges Flaggschiff erscheinen. Stattdessen machen PSP-Besitzer erstmals Bekanntschaft mit der Serie. Die gelungenen Fassungen für Xbox360 und PS3 lassen Vorfreude aufkommen und auch der rote Aufdruck “Optimiert für PSP“ auf dem Cover gibt Anlass zur Hoffnung.
Die Story ist schnell erzählt. Die Ghosts, eine supergeheime Spezialeinheit sollen im Jahr 2013 in Kolumbien für Ruhe und Frieden sorgen, nachdem sich dort eine Gruppe von Waffenschmugglern breit gemacht hat. Doch irgendjemand muss das Verbrecherkartell gewarnt haben, denn kaum befinden sich unsere Helden über einem Dschungelgebiet, werden sie mit einer Rakete begrüßt. Der Hubschrauber stürzt ab und Scott Mitchell, seines Zeichens Chef der Ghosts, findet sich wenig später allein auf dem Boden der Tatsachen wieder.


Manchmal rumst es ganz gewaltig. Die Explosionen können sich durchaus sehen lassen.


Die Kampagne bildet das Herzstück des Games. In einer Reihe von Missionen tritt man gegen die feindlichen Truppen an und muss allerlei kleine Nebenaufgaben erfüllen. Selbstverständlich steht das Ballern im Vordergrund, aber auch Herausforderungen unter Zeitdruck, Rettungsaktionen und Sabotageeinsätze stehen auf dem Programm. Ganz nebenbei entwickelt sich die Geschichte weiter. Scott Mitchell trifft nicht nur auf seine alten Verbündeten, sondern führt sie in einem der späteren Levels auch wieder in die USA, wo in Texas weiter gekämpft wird. Obwohl es einige Interaktionsmöglichkeiten mit den restlichen Ghosts gibt, sind diese eher oberflächlich. Die Kameraden greifen zwar von Zeit zu Zeit ins Kampfgeschehen ein, sind aber nicht direkt steuerbar, so dass GRAW 2 eher eine Rambo-Einzelgänger-Atmosphäre aufkommen lässt.

Es dauert eine Weile, bis man sich mit der Steuerung angefreundet hat. Das liegt aber nicht an einer schlechten Tastenbelegung, sondern eher an der Vielzahl von Aktionsmöglichkeiten und dem gut bestückten Rucksack des Protagonisten, aus dem er viel High-Tech-Krimskrams ziehen kann. Nach etwa einer halben Stunde hat man sich mit den vielen Untermenüs, die bei der Waffenwahl und anderen Aktionen auftauchen angefreundet. Es bleibt allerdings ein wenig unangenehm und langsam, mit Hilfe der vier Aktionstasten den Blickwinkel zu ändern. Eine bessere Möglichkeit gibt es aufgrund des Fehlens eines zweiten Analogsticks jedoch nicht.

Auf den ersten Blick bietet der erste PSP-Ableger der Ghost Recon Serie genau das, was man als Fan des Genres erwartet. Bereits im Tutorial darf man einen ersten Blick auf das durchaus interessante Waffenarsenal sowie diverse weitere technische Spielereien werfen, die allesamt einen guten Eindruck machen. Eine Reihe von Schusswaffen, die vom Sturmgewehr bis zum Granatenwerfer alles bieten, was das zerstörerische Spielerherz begehrt, ist nur der Anfang. Granaten, Rauchbomben und Sprengsätze mit Fernzünder warten ebenfalls darauf, in spannenden Missionen zum Einsatz zu kommen. Selbst ein Waffenaufsatz, mit dessen Hilfe sich Lasermarkierungen setzen lassen, um einen Luftangriff anfordern zu können, ist vorhanden. Als besonders futuristisches Werkzeug entpuppt sich eine Sonde, die sich vorschicken lässt, um feindliche Gebiete zu erkunden. Das fliegende Helferlein verfügt sogar über in eigenen Waffensystem und kann für viel Verwirrung sorgen, bevor man sich persönlich in die Schlacht stürzt.


Der Soldat der nahen Zukunft hat für jeden Notfall das passende Werkzeug dabei.


Wie lässt sich ein gutes Game in letzter Sekunde noch ins Reich der Mittelmäßigkeit verbannen? Ganz einfach, indem es zu leicht oder zu schwer gemacht wird. Vielleicht haben es die GRAW 2 Macher tatsächlich nett gemeint, als sie den Schwierigkeitsgrad des neuen Tom Clancy Shooters besonders einsteigerfreundlich angesetzt haben. Das Ergebnis ist allerdings eine kleine Katastrophe. Natürlich wird es zu Beginn einige Male passieren, dass die Spielfigur ihr virtuelles Leben vorzeitig aushaucht. Hat sich der Zocker aber erst einmal mit der Steuerung angefreundet und aufgehört, sich selbst Granaten vor die Füße zu werfen oder ohne Deckung auf offener Straße stehen zu bleiben, ist der Rest im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. Seltsam nur, dass sich der Titel eben nicht an PSPler im Grundschulalter richtet, sondern an anspruchsvolle Spieler, die das sechzehnte Lebensjahr bereits überschritten haben.


Das größte Problem stellt die mangelhafte künstliche Intelligenz der Fieslinge dar. Man hat zwar die Möglichkeit, taktisch klug zu agieren, sich zu verstecken und die bösen Buben in die Falle zu locken, dummerweise ist das aber zu keinem Zeitpunkt wirklich nötig. Man wird einfach das merkwürdige Gefühl nicht los, dass der Zombie-Virus aus Resident Evil die Guerillas befallen und doof gemacht hat. Anders sind ihre taktisch unüberlegten Aktionen einfach nicht zu erklären. Schon von weitem brüllen sie sich gegenseitig an, so dass es praktisch nie vorkommt, dass man unvorbereitet auf Gegner trifft. Wenn es zum Gefecht kommt, suchen die Feinde nur selten Schutz, sondern bleiben entweder stumpf stehen oder bewegen sich auf geradem Weg auf unseren Helden zu, was sie so sehr zu überfordern scheint, dass sie zeitweise sogar das Schießen vergessen. Wird man doch einmal von ein paar verirrten Kugeln erwischt, reicht es aus, sich hinter dem nächsten Baum zu verstecken und abzuwarten. Offensichtlich haben die Kampfanzüge im Jahr 2013 ein komplettes Ärzteteam eingebaut. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass sich Captain Mitchell auch von Schussverletzungen innerhalb kürzester Zeit erholt. Mit so viel Hilfe ist es kein Problem, das Game an einem verregneten Nachmittag durchzuspielen. Da hilft auch das schönste Leveldesign wenig.

GRAW 2 bietet diverse kooperative Modi für zwei Spieler. Man darf die gesamte Kampagne mit einem befreundeten Zocker durchspielen oder aus diversen besonders actionreichen Einzelmissionen wählen. Leider hört sich das alles wesentlich besser an, als es wirklich ist, denn auch hier drückt das Fehlen echter Herausforderungen die Stimmung. Da man nun zu zweit auf die Jagd geht und sonst alles beim Alten bleibt, wird die Kampagne sogar noch einmal deutlich leichter. Falls ihr irgendwann einmal zwei PSP-Besitzer trefft, die stolz davon berichten, wie sie dieses Game innerhalb kurzer Zeit durchgespielt haben, nehmt ihnen bitte nicht die Illusion. Wirklich jeder der die Steuerung verstanden hat, kann GRAW 2 bezwingen.

Gehobenes Mittelmaß wird in grafischer Hinsicht geboten. Das Modell von Captain Mitchell sieht sehr nett aus und wird durch die Kamera, die nah hinter der rechten Schulter angesetzt wurde, gut in Szene gesetzt. Auch wenn die Animationen nicht sonderlich vielfältig sind, machen sie einen flüssigen und recht realistischen Eindruck. Die großen Areale, die teilweise für einige Sekunden nachgeladen werden müssen, können sich ebenfalls sehen lassen. Auch wenn die Texturen nur das Prädikat “ordentlich“ verdienen, haben es die Macher geschafft, durch unterschiedliche Vegetationen und eine Menge Effekte für viel optische Abwechslung zu sorgen. Lediglich ein paar recht grobe Objekte, die lieblos ins Bild geklatscht wurden, beleidigen das geübte Grafikfetischistenauge bei genauer Betrachtung ein wenig. Wesentlich unangenehmer sind allerdings eine Reihe von technischen Macken, wie Ruckeleinlagen oder Feinde, die kurzzeitig nicht zu sehen sind, um plötzlich an einer anderen Stelle des Bildschirms wieder aus dem Nichts aufzutauchen. Das alles stört zwar nicht wirklich den Spielfluss, nervt aber dennoch.


An Feinden magelt es nicht. Leider haben die feindlichen Truppen in der Guerilla-Schule geschlafen und machen im Gefecht eine schlechte Figur.


Der Sound ist typisch für ein Spiel dieses Genres. Die dramatische Musik untermalt einige der Szenen gut, hält sich aber meistens zurück und lässt den Effekten den Vortritt. Diese sind durchaus gelungen. Von den vorsichtigen Schritten auf dem Dschungelboden bis hin zum explodierenden Panzer gibt es allerlei interessante Geräusche zu hören, die dazu einladen Kopfhörer zu benutzen, um noch tiefer in die Atmosphäre einzutauchen. Ein besonderes Lob haben sich die deutschen Sprecher verdient, denn die Dialoge wirken nicht übertrieben, wie es so oft der Fall ist. Für eine sehr hohe Soundwertung reicht das alles aber nicht, da es einfach nicht genug zu hören gibt.

Tim meint:

Tim

GRAW 2 wäre fast ein solides Spiel geworden, das man Genre-Fans bedenkenlos empfehlen kann. Doch trotz des interessanten Arsenals, der guten Struktur der Missionen und der technisch ordentlichen Präsentation muss man leider feststellen, dass es sich bei dem Game um eine Mogelpackung handelt. Der neue Tom Clancy Shooter ist keinesfalls ein spannendes Actionspektakel, in dem man einen übermächtigen Gegner durch den taktisch klugen Einsatz diverser Hilfsmittel bezwingen muss. Dank der kaum vorhandenen künstlichen Intelligenz der Feinde kann man sich innerhalb von weniger als sechs Stunden durch Mittelamerika ballern ohne nachdenken zu müssen. Das bringt zwar etwas Spaß, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist dennoch mies. Das Beste was man über GRAW 2 sagen kann ist, dass es eine Ecke besser ist als das furchtbare Rainbow Six Vegas.

Positiv

  • Gutes Waffenarsenal
  • Komplexe aber gelungene Steuerung

Negativ

  • Dumme Gegner
  • Platter 2-Spieler-Modus
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Tom Clancy´s Ghost Recon: Adavanced Warfighter 2 Daten
Genre Shooter
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 24. August 2007
Vermarkter Ubisoft
Wertung 6.5
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neXGam YouTube Channel
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