
Es ist das Jahr 1984 und die Sowjets haben doch tatsächlich vor in den Vereinigten Staaten einzumarschieren. Das sich die Amis das nicht gefallen lassen, braucht wohl nicht weiter ausgeführt zu werden und so entscheidet ihr euch wahlweise für eine der beiden Parteien um den Verlauf des Konfliktes selbst mitbestimmen zu können. Auf amerikanischer Seite steht euch dazu ein Apache Ah64 zur Verfügung, auf Seiten der Sowjets ein schwerer Kampfhelikopter vom Typ Hind. Primärwaffe beider Helis sind Gatling-Maschinenkanonen, als Sekundärwaffen stehen noch zwei verschiedene Typen von Raketen zur Verfügung. Zum einen verfügen die Helis über Mehrfach-Raketenwerfer, die schnell hintereinander viele kleine Raketen abfeuern, zum anderen über schwere Marschflugkörper, die jeden Feind mit einem Treffer vernichten können.
Weitere Einstellungen wie Schwierigkeitsgrad (von denen es vier verschiedene gibt) und Spielgeschwindigkeit dürft ihr zudem auch vornehmen. Nachdem ihr eure Auswahl getroffen habt geht’s auch gleich ohne viele Umschweife los. Vor jeder Misson der 32 Level (16 pro Seite) umfassenden Hauptkampagne gibt es ein kurzes Briefing zu Einsatzzielen und Hintergrund und per eingeblendeter Übersichtskarte dürft ihr euch auch gleich mit den Positionen der Gegner vertraut machen.

Nach einer kurzen Ladezeit findet ihr euch dann gleich in der Luft und dürft loslegen. Die Steuerung für euren Helikopter ist dabei sehr übersichtlich gehalten, mit dem Analogstick steuert ihr euer Gefährt, eine Taste dient zum schiessen, eine zum Waffen wechseln und eine dritte zum Landen/Abheben. Die Flughöhe könnt ihr nicht direkt justieren, ihr könnt sie aber indirekt beeinflussen in dem ihr langsamer oder schneller fliegt und damit an Höhe verliert oder gewinnt. Dies kann dazu führen, dass ihr, wenn ihr nicht aufpasst, selbst an niedrigen Gebäuden und Fahrzeugen hängen bleibt. Die Triggertasten des Zodiacs werden auch unterstützt, ihr könnt sie ebenfalls zum Schiessen und Waffen wechseln benutzen. Sagt euch das Setup nicht zu, dürft ihr übrigens jederzeit die Tasten nach eurer Vorstellung neu belegen. Dank der unkomplizierten Steuerung habt ihr euren Hubschrauber sofort unter Kontrolle und Manöver wie Beschleunigen, Luftbremsungen und Richtungswechsel machen auf Anhieb Spass.
Die Flugphysik ist toll gelungen, so wirkt der immer leicht schwankende Helikopter wirklich so, als ob er schweben würde. Beim Beschleunigen senkt sich zudem die Nase etwas nach unten, beim Abbremsen bzw. Rückwärtsfliegen nach oben. Mitschwenkende Rotorblätter und träge Bewegungen des Hubschraubers tragen ihr übriges zu einem realistischen Fluggefühl bei. Andere Flugobjekte wie Helikopter und Harrier Jets, haben eine ähnlich realistische Physik und können z.B. in der Luft stehen bleiben oder drehen sich zeitverzögert mit, wenn ihr sie im Nahkampf umkreist. In den ersten Missionen könnt ihr nämlich noch relativ sorglos durch die gegnerischen Reihen jagen, in späteren Missionen führen solche Manöver aber unweigerlich zum Abschuss. Hier ist taktisches Vorgehen, Schwachstellen in der generischen Verteidigungslinie aufspüren und vorallem Abstand halten angesagt, wenn ihr nicht im Kreuzfeuer der feindlichen Flak und den zielsuchenden Raketen der AAVs (Anti-Aircraft-Vehicle) untergehen wollt.

Die Entwickler haben sich zwar bemüht möglichst viele verschiedene Missionsziele einzubauen, so müsst ihr z.B. Panzerkolonnen oder die gegnerische Luftabwehr vernichten, feindliche Hubschraubergeschwader aufspüren, Radaranlagen ausschalten, Geiseln aus Bunkern befreien oder eigene Flottenverbände verteidigen, meistens summieren sich eure Aufgaben aber darauf alles zu vernichten und mit den befreiten Gefangenen zu eurem Stützpunkt zurückzukehren. Die in Bunkern anzufindenden Kriegsgefangenen sind übrigens die einzige Möglichkeit, eure Lebensenergie während der Missionen wieder aufzutanken und geben euch bei erfolgreicher Ablieferung in der eigenen Basis einen kleinen Healthbonus.
Leider müsst ihr immer Ewigkeiten warten bis die Fusssoldaten in euren Helikopter eingestiegen sind, da sie sich in schlimmstem Schneckentempo fortbewegen - beim Aussteigen gibt es die gleiche Tortur nochmal. Hier sind Punktlandungen angesagt! Ebenfalls im Schneckentempo bewegen sich die eigenen Panzerverbände und so können sich Missionen in denen ihr die Kolonnen beim Überqueren der ganzen Karte beschützen müsst, nervigerweise künstlich in die Länge ziehen.

Auf generischer Seite stellen sich euch neben AAVs, Panzern, Hubschraubern und Flugzeugen auch ganze Schlachtschiffe in den Weg, stationäre Luftabwehranlagen und Raketenstellungen tun ihr übriges um euch das Leben schwer zu machen. Damit ihr der gegnerischen Übermacht nicht ganz allein gegenüberstehen müsst, befinden sich in machen Missionen Wingmen an eurer Seite und unterstützen euch wo sie können. Das Gameplay ist dabei recht actionlastig, vorallem auf der höchsten Spielgeschwindigkeit kommt ihr in schon mal ins Schwitzen. Die Actionhatz macht einen Heidenspass, zumal es volles Autoaiming gibt, dass euch bedenkenlos ballern lässt ohne euch grossartig um das Zielen kümmern zu müssen.
Leider könnt ihr nicht manuell zwischen einzelnen Feinden umschalten und so kann es passieren, dass ihr bei mehreren Feinden des öfteren auf unwichtige Gebäude wie Radaranlagen oder Bunker aufschaltet und euch dann unter feindlichem Beschuss neu ausrichten müsst, um den richtigen Feind aufs Korn nehmen zu können. Ein weiteres kleines Manko: Ihr könnt manchmal durch die Polygone der Schiffe feuern und auf diese Weise Bordgeschütze ausschalten, ohne dass diese zurückfeuern können.

Gut gelungen ist die Übersichtskarte, die ihr per einfachem Druck mit dem Stylus auf die rechts oben im Bild eingeblendete Minimap aufrufen könnt. Hier könnt ihr euch nochmal das Briefing durchlesen, die verschiedenen Missionsziele ansehen und euch den Standort von noch nicht erledigten Feinden oder zu rettenden Fusssoldaten anzeigen lassen. Angenehm ist auch das euch im Spiel immer ein dreidimensionaler Pfeil ähnlich wie in Crazy Taxi (Dreamcast) den Weg zu den verschiedenen Missionszielen anzeigt. So könnt ihr euch nicht verfliegen und wisst immer wo ihr hin müsst.
Grafisch ist der Titel dafür das der 3D Beschleuniger nicht angesprochen wird und sozusagen im Softwaremodus läuft recht ansehnlich geworden. So verwenden die Entwickler ihre an Mode7-Grafik auf dem Super Nintendo erinnernde Hausengine, die auch schon in GTS: Racing Challenge zum Einsatz gekommen ist. Ähnlich wie in Mario Kart oder F-Zero bewegt sich der Sprite eures Helikopters nicht, sondern dreht sich nur, während sich der Hintergrund an euch vorbeibewegt. Die meisten Details wie Bäume, Feinde und Fussoldaten werden dabei durch einfache Sprites dargestellt, es gibt aber auch Polygonbauten wie Bunker oder Schiffe und selbst die abfgefeuerten Raketen bestehen aus Polygonen. Merkwürdigerweise bestehen Schiffsaufbauten wie Geschütze und Radar hingegen wieder aus Sprites, was dazu führt, dass sie gerade aus der Nähe betrachtet so aussehen, als würden sie auf magische Weise über dem Schiff schweben.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die meisten Sprites sehr niedrig aufgelöst sind und sich dadurch einige Objekte von der höher aufgelösten Umgebung deutlich abheben. Viele Feinde sind zudem aus der Ferne nur schemenhaft zu erkennen - so könnt ihr kaum ausmachen, ob ihr gerade eine ungefährliche Radaranlage oder eine Flugabwehrstellung beschiesst. Der Sprite eures Helikopters und die Bäume haben hingegen eine recht hohe Auflösung und sind hübsch anzusehen, zudem begeistern sie mit Details wie deutlich erkennbaren Rädern oder Schattenwurf . Insgesamt wurden den Sprites viele Animationsphasen spendiert, sodass das Drehen und Zoomen der Sprites kaum auffällt. Wirklich hässlich sind nur die Zelte (die sich je nach Position eures Hubschraubers samt Eingang mitdrehen) und die pixeligen Fusssoldaten geworden.
Leider unterscheiden sich die drei verschieden Settings (Eislandschaften, grasbewucherte Steppen und Wüstengebiete) kaum voneinander, eigentlich wechselt nur die Farbe des Untergrundes und die Sprites der Bäume - Hügel, Städte oder Flüsse gibt es nicht. Sowieso gibt es außer euren Feinden und gelegentlich in der Gegend herumstehenden Bäumen nicht viel zu entdecken. Einzige Abwechslung bieten hier nur die betonierten Militärbasen und auf dem Meer patroullierende Schiffe. Gerade an der mangelnden Detailfülle lässt sich erkennen, dass der Mode 7 im Vergleich mit anderen 3D Engines schon ganz schön in die Jahre gekommen ist.

Effekte wie Rauch oder Explosionen sind weder hässlich noch besonders hübsch, optisches Highlight sind hier die mit heftigen Explosionen und Trudeln der Helikopter in Szene gesetzten Abstürze. Negativ aufgefallen ist leider die Framerate, die des öfteren zu Levelbeginn in die Knie geht und auf bis zu 3 (!) fps sinken kann. Komischerweise passiert dies eigentlich nur zu Levelbeginn, während des Testens ist es sonst nur einmal im weiteren Missionsverlauf vorgekommen. Insgesamt lässt sich die Grafik mit sehr guter Grafik auf dem Game Boy Advance vergleichen. Der Bildschirmausschnitt wurde zudem für den Zodiac angepasst, sodass die volle Bildschirmdiagonale genutzt werden kann.
Der Sound ist gelungen, so klingen der Schlag der Rotorblätter, abgefeuerte Raketen und Explosionen allesamt sehr realistisch. Leider gibt es keine Musik, dafür lassen sich aber im Hintergrund eigene mp3s abspielen. Ein tolles Feature ist übrigens der eingebaute Leveleditor, der euch auch nach dem Bewältigen der Kampagne mit immer neuen Missionen versorgt. Da sich die Kampagne locker an zwei Nachmittagen durchspielen lässt, ist dieser auch dringend notwendig, um euch für längere Zeit bei Stange zu halten. Die Missionen, die ganz nach dem Prinzip "kurz mal zwischendurch ein bisschen Ballern", konzipiert worden sind, dauern oft nicht länger als zehn Minuten. Für Situationen in denen ihr angefangene Level nicht zu Ende spielen könnt - sei es dass eure Haltestelle gerade kommt oder der Chef "zufälligerweise" vorbeischaut und ihr euren Zodiac schnellstens ausschalten müsst - gibt es eine praktische Resume Funktion, so dass ihr gefahrlos euren Zodiac aussschalten könnt und dann später genau dort weitermachen könnt wo ihr das Spiel beenden musstet.

Im ebenfalls enthaltenen Missionsmodus, könnt ihr noch die schon in der Kampagne bewältigten Missionen direkt anwählen und erneut spielen. Ein Multiplayermodus wurde leider nicht implementiert, bei einem Shooter dieser Art könnte man eigentlich mehr erwarten. Dafür gibt es einen Missionsgenerator, der euch immer wieder mit frischen Leveln versorgt. Das Spiel ist übrigens zuerst exklusiv für den Zodiac auf SD Card unter dem Namen Team Tiger: Apache vs.Hind durch den Publisher Outlook erschienen. Nach Tapwaves Exitus hat Astraware den Vertrieb übernommen und das Spiel aus rechtlichen Gründen in Hellfire: Apache vs. Hind umbenannt . Das Spiel ist mittlerweile als Downloadversion für alle Palm OS 5 Geräte erhältlich, zudem ist eine Demoversion erhältlich.
Seinen vorgesehenen Zweck, in der Schule oder am Arbeitsplatz für eine kurze, actionreiche Runde zum Stress abbauen einzuladen erfüllt Tiger Team/Hellfire: Apache vs. Hind wirklich prima. Nur für längere Sessions ist das Spiel nicht zu gebrauchen, da sich Missionsaufbau und Leveldesign zu oft wiederholen und somit kaum Abwechslung geboten wird. Auch die beiden Kampangnen ähneln sich trotz der unterschiedlichen Helikopter einfach zu sehr, um auf Dauer motivieren zu können. Da das Spiel generell etwas zu leicht ist, solltet ihr das Spiel auf jeden Fall auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad und mit dem höchsten Tempo spielen. So habt ihr auch eine Herausforderung und ein paar adrenalinfördernde Minuten sind garantiert. Dank integriertem Missionseditor ist für immer neue Actioneinlagen gesorgt und so wird das Spiel sicher für einige Zeit im Speicher eures Zodiacs verweilen. Insgesamt ein "guter" Titel.