
Einleitend sei etwas zum Umfang des Spiels gesagt, welcher wohl jedem Fan das Wasser in die Augen treiben dürfte. Neben Riddicks neuem Abenteuer Assault on Dark Athena hat es nämlich auch eine grafisch aufgehübschte Version des Vorgänger Escape from Butcher Bay auf die Spieledisc geschafft. Im Hauptmenü können beide Spiele getrennt voneinander ausgewählt werden, was heißen soll dass auch der eigentlich zweite Teil sofort spielbar ist und nicht erst freigeschaltet werden muss. Obwohl es nicht zwingend notwendig ist Escape from Butcher Bay durchzuspielen um Assault on Dark Athena zu starten, empfiehlt sich selbiges vor allem für Riddick-Neulinge trotzdem. Warum?! Nunja, erstens ist es ein wirklich gutes Spiel und zweitens hilft es sich in die Rolle und Geschichte des Furianers hineinzudenken. Kenner des ursprünglichen Xbox- und PC-Titels werden in der Neuauflage von Escape from Butcher Bay bis auf die bereits erwähnte optische Aufbereitung allerdings keine Neuerungen finden.

Richard B. Riddick ist nicht unbedingt das was man als gesetzestreuen Bürger bezeichnen würde, aufgrund seiner unzähligen Verbrechen wird er zur lebenslangen Haft im Hochsicherheitsknast Butcher Bay verurteilt. Im Gefängnis angekommen folgt erst einmal eine Augenoperation, die es Riddick ermöglicht im Dunkeln zu sehen und seinen Widersachern so immer einen Schritt voraus zu sein. Es wird schnell klar, dass Rehabilitation keine wirkliche Alternative ist und so macht sich der aggressionsgeplagte Glatzkopf auf den Weg in die Freiheit. Soviel zur Vorgeschichte Riddicks, welche uns direkt zum eigentlichen Kernstück des Spiels, der Storyline von Assault on Dark Athena bringt. Diese knüpft nahtlos an die Geschehnisse aus Escape from Butcher Bay an…
Riddick ist erfolgreich aus der Haftanstalt geflohen nur um im nächsten Moment schon wieder in der Patsche zu sitzen. Dabei beginnt anfangs noch alles ganz entspannt! Unser Titelheld befindet sich in Begleitung eines ehemaligen Mithäftlings an Board eines Spaceshuttles auf dem Weg in die Freiheit und ruht sich in der Schlafkammer von den Strapazen der Flucht aus. Aber die Idylle ist trügerisch, unglücklicherweise wird nämlich eben jenes Shuttle von einem Raumkreuzer voller Kopfgeldjäger gekapert, die unserem alter Ego ans Leder wollen. Natürlich schlägt ihm das gehörig auf die Laune und das ohnehin nicht sonderlich sonnige Gemüt wird richtig sauer. Riddick dreht den Spieß um und wird vom Gejagten zum Jäger. Fortan kämpfen wir uns zur Kommandobrücke der Dark Athena vor um Kapitän Revas, die Anführerin der Söldner zu finden und endgültig zu entkommen. Im Gegensatz zum grandiosen Vorgänger schafft es die Geschichte zwar nicht die Spannungskurve konstant hoch zu halten, sorgt aber dennoch für Unterhaltung und wird in actionreichen Zwischensequenzen präsentiert.

Das Gameplay vermittelt auf den ersten Blick genau die richtige Mischung aus Stealth- und Shooter-Elementen. Wir schleichen uns in Ego-Perspektive durch dunkle Korridore, Lagerhallen, Lüftungsschächte, Maschinenräume und alles was ein riesiger Sternenkreuzer wie die Dark Athena sonst noch zu bieten hat. Sabotage steht auf der Agenda ganz oben und so besteht das Missionsdesign in erster Linie aus Hol- Bring- und Infiltrieraufträgen. Aufgelockert werden diese durch einige verhältnismäßig simple Schalter- und Physik-Rätsel, außerdem warten diverse Kletterpassagen auf unseren Helden und auch die Interaktion mit Objekten wie Drohnen, Computern und verschiedenen NPC´s kommt nicht zu kurz. Alles in allem gestalten sich die einzelnen Aufträge ziemlich abwechslungsreich und Langeweile kommt nie auf. Allerdings sollte erwähnt werden, dass die einzelnen Missionen vor allem im späteren Spielverlauf deutlich actionbetonter ausfallen. Das ist zwar nicht unbedingt schlecht, aber in gewisser Art und Weise Schade, weil die gelungenen Schleich- und Stealth-Aspekte etwas im Egoshooter-Einheitsbrei untergehen. Was nicht heißen soll dass die Feuergefechte in Assault on Dark Athena keinen Spaß machen, nur wirken diese Passagen wie in jedem x-beliebigem Shooter größtenteils austauschbar und bieten kaum Neuerungen. Das überschaubare Waffenasenal gestaltet sich shootertypisch, aber insgesamt etwas unspektakulär. Riddick zieht mit (Betäubungs-)Pistole, Sturmgewehr, Schrotflinte, Maschinenpistole und Granatwerfer gegen Söldner, Drohnen und Mechs zu Felde.

Erfreulicherweise bietet das Spiel zumindest anfangs die Möglichkeit weitestgehend auf Bleispritzen zu verzichten und wer Riddick kennt, weiß dass seine Hände und die beiden Krummdolche die er stets mit sich trägt gefährlicher sind als jede Kanone. Meist ist es sowieso ratsamer und vor allem auch befriedigender die zahlreichen Feinde auf kurze Distanz zu erledigen oder hinterrücks zu meucheln. Aufgrund des chirurgischen Eingriffs an Riddicks Augen haben wir in den finsteren Abschnitten den Vorteil nämlich definitiv auf unserer Seite und können auf Knopfdruck die „Nachtsicht“ aktivieren, womit wir für unsere Kontrahenten so gut wie unsichtbar werden. Wenn wir uns per Vierecks-Button ducken wechselt das Spiel zusätzlich in einen Schleich-Modus, dabei färbt sich der Bildschirm solange wir unentdeckt sind blau und wir können unsere Angriffe aus dem Verborgenen heraus planen.
Wie schon im Vorgänger bilden vor allem die dynamischen Nahkämpfe das absolute Highlight im Spiel, wobei die Auswahl an Hieb- und Stichwaffen recht vielfältig ausgefallen ist. Von einer einfachen Haarnadel über diverse Messer und Dolche bis hin zu einem Schlagstock ist so ziemlich alles dabei was das Herz eines gesuchten Schwerverbrechers höher schlagen lässt und es macht unheimlich viel Spaß sich dank der präzisen Steuerung unerkannt durch die Levels zu prügeln oder zu schlitzen. Vermutlich gibt es aktuell kaum ein Spiel das intensivere Nahkämpfe zu bieten hat und man spürt buchstäblich die Schwere jedes einzelnen Schlages. Das gut funktionierende Kontersystem und einige doch ziemlich brutale und blutige Finishing-Moves verstärken diesen Eindruck noch. Spätestens hier wird klar dass Riddick definitiv nicht ins Kinderzimmer gehört und die USK18-Freigabe absolut gerechtfertigt ist.

Bestenfalls lässt man den Bösewichtern gar keine Chance überhaupt los zu feuern, denn so durchtrainiert und bärenstark Riddick auch aussieht, kugelsicher ist er nicht und schon nach wenigen Treffern heißt es Game Over. Dazu kommt dass unsere Feinde keine schlechten Schützen sind und die KI bis auf wenige Ausnahmen auch verhältnismäßig schlau agiert. Werden wir doch einmal angeschossen oder im Nahkampf verletzt ist das aber noch lang kein Grund Trübsal zu blasen, denn wie viele Genre-Kollegen setzt auch Riddick auf ein regeneratives Gesundheitssystem. Bis zu fünf Würfel am oberen Bildschirmrand zeigen den aktuellen Gesundheitszustand an und solang sich, abhängig vom Grad unserer Verletzungen keines dieser Felder komplett in Luft auflöst, wird es in einem ruhigen Moment selbstständig wieder aufgefüllt. Ist eines der Felder gänzlich leer, kann es allerdings erst an einer Gesundheitsstation wieder aufgeladen werden und wir müssen bis dahin mit der verbliebenen Lebensenergie durchhalten. Was gar nicht so einfach ist, denn schon auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade sind die beiden Riddick-Chroniken durchaus anspruchsvoll. Die automatische Speicherfunktion, fair gesetzte Checkpoints und die Möglichkeit den Schwierigkeitsgrad während des Spiels jederzeit umzustellen, lassen aber nur selten Frust aufkommen.

Grafisch kann Assault on Dark Athena zwar überzeugen, schafft es aber in Zeiten von Vorzeigetiteln wie Call of Duty 4: Modern Warfare oder Dead Space nicht Begeisterungsstürme auszulösen. Schattenwurf und Charaktermodelle sind grandios, wobei natürlich vor allem Vin Diesel alias Riddick hervorragend animiert wurde und auch mit Effekten haben die Entwickler nicht gegeizt. Außerdem sind die Zwischensequenzen unterhaltsam in Szene gesetzt und Riddicks zwischenzeitliche Klettereinlagen, bei denen das Spiel übrigens ins eine 3D-Person-Sicht schaltet, sehen ebenfalls nicht schlecht aus.
Auf der anderen Seite fallen aber einige Matschtexturen negativ auf und mit Ausnahme unseres Hauptcharakters bewegen sich die meisten Figuren etwas steif. Auch die optische Abwechslung lässt insgesamt zu wünschen übrig, wobei man natürlich bedenken muss dass wir uns die meiste Zeit auf einem Raumschiff befinden. Die dominierenden Farben sind dunkle Grau- und Blautöne und daran ändert sich im Spielverlauf auch nicht viel. Zwar besuchen wir später unter anderem den „helleren“ Planeten Aguera Prime, aber diese Abschnitte bilden nur einen Bruchteil der Spielzeit die wir größtenteils in sich sehr ähnlich sehenden Gängen, Schächten, Lagerräumen und Hallen verbringen. Erst vor kurzem demonstrierte z. B. EA´s Dead Space anhand des Designs der USS Ishimura eindrucksvoll, wie abwechslungsreich die einzelnen Bereiche in einem Raumschiff aussehen können. Natürlich kann man die äußerst dunkle und farbarme Optik auf der Dark Athena mit Riddicks „Lichtphobie“ rechtfertigen, aber der ein oder andere Farbtupfer hätte sicher nicht geschadet. Das klingt allerdings schlimmer als es ist, der visuelle Gesamteindruck wirkt stimmig, Ruckler und Grafikfehler treten praktisch nie auf und das Spiel läuft mit einer konstant hohen Frame-Rate.

Akustisch ist Assault on Dark Athena mehr als gelungen, die Kämpfe und Schleicheinlagen werden von dynamischen Beats unterlegt und auch die Waffen- und Umgebungssounds klingen knackig. Eine deutsche Sprachausgabe ließen die Entwickler zugunsten der Atmosphäre übrigens weg, was aber definitiv kein Kritikpunkt sein soll. Vin Diesels Stimme klingt im Original einfach noch eine Spur gefährlicher und passt perfekt zum insgesamt recht wortkargen Antihelden. Auf Wunsch sorgen deutsche Untertitel für ein besseres Verständnis der teilweise überraschend witzigen Dialoge.
Die Spielzeit von Assault on Dark Athena liegt bei etwa 8 Stunden, rechnet man noch den Umfang aus Escape from Butcher Bay dazu kommen wir, bezogen auf die jeweiligen Singleplayerkampagnen auf eine ordentliches Gesamtspielzeit von 18 Stunden. Dazu kommt nun auch endlich ein Multiplayer-Modus für bis zu 12 Spieler. Dieser umfasst neben den klassischen Spielarten Deathmatch, Team-Deathmatch und Capture the Flag auch zwei neue Spielmodi namens Revolte auf Butcher Bay und Pitch Black. Während das Ziel von ersterem darin besteht als Wärter oder Gefangene bestimmte Checkpoints einzunehmen und zu halten, sorgt der Pitch Black-Modus für eine ganze eigene Form der Unterhaltung. Einer der Spieler wird zum Riddick auserkoren und auf einer äußerst dunklen Karte als Freiwild für die anderen Spieler ausgesetzt. Wer ihn erledigt, wird selbst zum Riddick und darf seinerseits auf die Jagd gehen. Die durch Abschüsse gewonnenen Credits können für neue Waffen oder eine stärkere Panzerung eingetauscht werden. Der Mehrspielermodus ist durchaus gelungen und bietet insgesamt 20 spielbare Charaktere sowie 20 Multiplayer-Maps und jede Menge Spielspaß.
Vin Diesel scheint mehr als fleißig an seiner Videospielkarriere zu basteln, immerhin erscheint mit The Chronickles of Riddick: Assault on Dark Athena in dieser Jahreshälfte schon der zweite Titel in dem der markante Glatzkopf die Hauptrolle spielt. Anders als in Wheelman ist man in den Riddick-Chroniken aber nicht als sympathischer Held unterwegs, sondern verkörpert DEN Bad Boy schlechthin. Das macht großen Spaß und lässt uns über kleinere Schwächen wie die nicht unbedingt oscar-reife Story, die zum Teil etwas altbackene Grafik und die aber der zweiten Spielhälfte viel zu kurz kommenden Stealth-Elemente hinwegsehen. Das Spiel unterhält sowohl solo als auch im gelungenen Multiplayermodus ausgezeichnet und vermittelt nicht zuletzt wegen der hervorragenden Sounduntermalung eine tolle Atmosphäre. Assault on Dark Athena lässt sich dank des Umfangs getrost als Rundum-Sorglos-Paket für Action-Begeisterte und absolutes Must Have für Riddick-Fans bezeichnen.