

Wer vorgefertigte Strecken erwartet, die häppchenweise serviert und geladen werden, wird erstmal überrascht: Die Entwickler haben das sonnige Pazifik-Eiland Hawaii virtuell nachgebastelt, welches sich frei erkunden und befahren lässt. Dank ausgeklügelter Streaming-Technologie bleiben euch lästige Ladezeiten erspart - erst kurz vor den Rennen oder im örtlichen Autohaus kommt es zu kurzen Zwangspausen. Doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist aller Anfang schwer: Mit einer schäbigen Mietkarre ausgerüstet, will erstmal eine günstige Mietwohnung und ein eigener fahrbarer Untersatz aufgetrieben werden. Mit einem Opel lässt höchstens der Tuning-Verein Bottrop-Süd beeindrucken, für anspruchsvolle Insel-Chicas sollte es schon ein Ferrari sein.
Also mimt den Turbo-Kapitalisten und bereichert euch am Bruttosozialprodukt! Arbeitet euch Ranglisten in diversen Clubs empor oder bestreitet unterschiedliche Aufgaben, beides kommt unmittelbar eurem Kontostand zugute. Neue Rennwettbewerbe macht ihr auf einer übersichtlichen Karte aus, das praktische GPS-System lotst euch anschließend quer über die Insel. Bei deren Modellierung haben die Entwickler geklotzt und nicht geklettert: Satte 1500 km feinster Asphalt freuen sich über eure Reifenspuren.


Aber was bringt einem die gigantischste Spielwelt, wenn man sie mit keinem teilen kann? Zum Glück hat Atari viel Wert auf die Online-Komponente des ambitionierten Racers gelegt. Im weitläufigen Straßennetz trefft ihr auf menschlichen Gegenverkehr, der sich jederzeit zu einem Rennen herausfordern lässt. Der gegnerische Fahrer lässt sich anschließend in einer Buddy-List speichern und verwalten. Habt ihr in bester The Fast and the Furious-Manier eine ganze Gang um euch geschart, lässt sich gar ein eigener Club gründen, was weitere Wettbewerbe ermöglicht.
Den passionierten Freizeit-Schumi erwarten rund 70 lizenzierte Fahrzeuge. Das sind zwar nicht so viele Rennschüsseln wie bei Gran Turismo, dafür wurden die Wagen mit einer enormen Liebe zum Detail nachgebildet: Kurbelt die Scheiben runter, sorgt dank Scheibenwischer für klare Sicht oder versucht euch am Radio. Desweiteren lassen sich Radaufhängung, Motor und Reifen ebenso pimpen wie kosmetische Faktoren. Auf ein Schadensmodell wurde leider verzichtet, hier hatten Mercedes, Lamborghini & Co. sicher auch ein Wörtchen mitzureden.
Das Fahrverhalten eurer Flotte ist äußerst anspruchsvoll ausgefallen. Vor allem Rennboliden, die mit reichlich Pferdestärken gesegnet sind, verlangen entsprechend Einarbeitungszeit. Euer Gefährt bricht leicht aus, kleine Fahrfehler bugsieren euch erbarmungslos in die Bande. Wer zudem hinterlistig über eine Bordsteinkante abkürzen will, riskiert nervige Strafsekunden.


Grafisch kann die PS2 Variante von Test Drive Unlimited zwar nicht mit dem 360-Original mithalten, dennoch wird auch auf Sonys 128 Bitter schmackhafte Kost geboten. Zwar flimmern teils matschige Texturen und wenig Abwechslung über den Bildschirm, das relativiert jedoch die flüssige Framerate und der exorbitant hohe Detailgrad der Fahrzeuge. Grad für ein Online-Game, die naturgemäß etwas hinter ihren Offline-Konkurrenten zurückfallen, beeindruckt die schiere Freiheit beim Erkunden des Atolls. Abgerundet wird die Präsentation von authentischen Motorensounds und stimmiger Hintergrundmucke.
Eine Revolution ruft Atari mit Test Drive Unlimited sicher nicht aus, doch dafür steckt in der DVD ein erfrischend anderes Rennerlebnis. Immobilienkauf und der Erwerb von neuer Kleidung erinnern fast an Second Life, während das freie Befahren der Ortschaften und Pampa für Abwechslung sorgt. Ausreichend Fahrzeuge und spaßige Online-Rennen bieten zudem eine ordentliche Portion Langzeitmotivation. Da verzeiht man gern die etwas schwammige Steuerung.