
Und eben einen solchen spielst du im Tenchu-Franchise, dessen neuester Ableger Shadow Assassins nun auf dem Nintendo Wii und der Sony PSP erscheint. Getestet wird in diesem Artikel die Wii-Version.
Zu Beginn hast du die Möglichkeit dich zwischen „Geschichte“ und „Mission“ zu entscheiden. Letzteres sind kleinere Aufgaben, die du erfüllen musst. Dabei reicht die Spannbreite der Schwierigkeit von einfach (einen Gegner innerhalb von zehn Sekunden zu eliminieren, der direkt an deiner Nase vorbei läuft) bis zu mittelschwer (einen Gegner innerhalb von drei Minuten zu eliminieren, wobei du an vielen Wachen vorbei musst). Bis zu 50 dieser Aufgaben stehen insgesamt zur Verfügung - um allerdings die Gesamtanzahl zu erreichen, musst du im „Geschichte“-Modus vorwärts kommen! Dieser ist auch das Herz des Spiels. Zehn Abschnitte musst du bis zum Spiel-Ende durchspielen, die ersten fünf mit Rikimaru, die letzten mit Ayame. Dabei ist die Story eher Mittel zum Zweck, eben um die einzelnen Abschnitte miteinander zu verbinden. Es geht um Intrigen, Verrat, Krieg und Entführung. Das Übliche halt. Überraschungen darf man in dieser Hinsicht nicht erwarten. Aber dies ist auch nicht der Anreiz des Spiels.

Es ist das Gameplay an sich, was den Reiz von Tenchu 4: Shadow Assassins ausmacht. Denn das Spiel ist ein sehr solider Vertreter des Stealth-Action Genres, dessen prominentester Vertreter Splinter Cell ist. Dein Ziel ist es mit deiner Figur von A nach B zu gelangen, möglichst ohne gesehen zu werden. Deine wichtigste Waffe ist die Fähigkeit mit den Schatten zu verschmelzen. Gelangst du in eine solche lichtlose Zone, bist du kaum zu entdecken. Und so kannst du überraschend zuschlagen. Denn, wann immer ein Gegner an dir vorbeigeht, kannst du einen Quicktime-Event auslösen, nicht unähnlich wie bei Resident Evil 4. Der Bildschirm leuchtet auf und du musst die "A"-Taste drücken. Was danach geschieht hängt davon ab, welche Figur du hast, welche Bewegung du ausführst oder welchen Knopf du drückst. Rikimaru agiert leise und ohne irgendwelche Schnörkel. So bricht er seinen Gegnern meistens nur das Genick oder erschlägt sie mit ihrem eigenen Schwert. Ayame hingegen ist da sehr akrobatisch veranlagt. Sie bricht einem Opfer den Hals und wirft ihn hinterher noch mit einem Wurf zu Boden.

Nun hast du eine Leiche am Hals, die du möglichst schnell wegschaffen musst - ehe die anderen Gegner sie entdecken und Alarm schlagen. Auch hier merkt man wieder den Unterschied zwischen beiden Figuren. Ayame hat deutlich Mühe, den toten Körper zu stemmen und bewegt sich dementsprechend langsam, während Rikimaru dieses Probleme nicht hat.
Im Laufe des Spiels hast du hauptsächlich mit Samurais zu tun. Dabei gibt es drei Klassen von diesen Gegnern. Die erste und einfache sind in ihrem Blick sehr eingeschränkt. Sie achten weder links noch rechts, was die nächste Kategorie schon eher tut. Am schwierigsten sind die Samurais in voller Rüstung. Diese entdecken dich auch in den Schatten, wenn sie an dir vorbeilaufen. Und als letztes gibt es auch noch die normalen Ninjas, die du nur schwer entdecken kannst. Bei allen Gegnern merkt man, dass ihre KI eher… gemischter Güte ist. Sie sind auf das fixiert, was in ihrem Blick agiert. So kannst du hinter dem Rücken eines Gegners soviel Lärm machen wie du willst, darauf reagiert er nicht. Aber sobald er eine Leiche entdeckt, wird er aktiv und sucht die Gegend ab,,, sogar in Büsche sticht er rein. Das ist an und für sich schon löblich, doch nach einer Weile - wenn er dich nicht entdeckt hat - kehrt er wieder zu seiner normalen Routine zurück. Es macht ihn dann noch nicht einmal misstrauisch, wenn der tote Körper beim nächsten Rundgang verschwunden ist. Dies ist irritierend und unschön.

Gut ist, dass du jederzeit deine Gegner im Blick behalten kannst. Mit einem Druck auf den "Z"-Knopf am Nunchuk-Controller aktivierst du das innere Auge, das dir anzeigt, wo Deckung möglich ist, wo die Gegner stehen und herumlaufen, wie sie herumblicken und mit welchen Gegenständen du interagieren kannst. Denn das Gute ist, dass es immer mehr als einen Weg gibt um vorwärts zu kommen. Das beste Beispiel ist das Ende der dritten Mission. Du musst einen gegnerischen Fürsten ausschalten, um überflüssiges Blutvergießen zu vermeiden. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder du schleichst dich an ihn ran und brichst ihm das Genick, oder du kriegst mit, dass er aktuell sehr viel Sake trinkt. Gut ist, dass du Gift im Gepäck hast, so dass du den Reiswein nur entsprechend zu präparieren und dann abzuwarten brauchst. Und dies zieht sich durch das gesamte Spiel. Dadurch, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt um weiterzukommen, hat das Spiel eine hohe Wiederspielbarkeit. Dazu kommt auch noch, dass es bei der „Geschichte“ auch den Schattenmodus gibt. In diesem musst du dich durch bereits bekannte Levels spielen. Nur, dass du es dieses Mal mit deutlich mehr Gegnern zu tun hast.

Bei den Gegenständen musst du strategisch planen. Denn du hast nur Platz für drei Gegenstände in deinem Gepäck. Und mindestens ein Objekt sollte etwas zum eliminieren von weiter entfernten Gegnern sein, also entweder ein Shuriken oder ein Stein. Da musst du genau überlegen, welchen Gegenstand du mit dir führst und eventuell unterwegs für einen anderen austauschst. Was du immer benutzen solltest, wenn du darüber stolperst, ist die Shinobi Katze. Sie ermöglicht es dir einen Level schon mal vorab auszukundschaften und eventuell kleinere Gegenstände zu apportieren.
So gut solche kleineren Details auch sein mögen, sie nützen nichts, wenn die Steuerung nicht stimmt. Und das ist besonders im Falle des Wiis enorm wichtig! Doch diese Sorge ist größtenteils unberechtigt. Die besonderen Fähigkeiten der stationären Nintendo Konsole sind gut und logisch integriert: Du schwingst die Fernbedienung um einen Shuriken zu schleudern und bewegst sie entsprechend den Anweisungen, um einen Gegner durch einen Hissatsu zu töten. Dies macht Laune und ist dementsprechend auch im Spiel umgesetzt. Nun ist es allerdings so, dass es auch Momente gibt, in denen du dich im Schwertkampf messen musst. Und dieser ist… eher frustrierend. Du stehst einem Gegner gegenüber und er hat den ersten Angriff. Kurz bevor dieser seine Waffe einsetzt, siehst du einen roten Strich. Nun musst du schnell den Nunchuk entgegensetzt ausrichten, damit du den Schlag blockieren kannst. Tust du dies nicht, erleidest du Schaden. Bis zu dreimal kannst du getroffen werden, dann ist Sense. Und auch beim Blocken selber musst du höllisch aufpassen.

Ist es beispielsweise eine schlechte Verteidigung, leuchtet der Bildschirm rot auf und deine Waffe nimmt Schaden. Zuviel davon und sie bricht entzwei, was für dich den Tod bedeutet. Gelb bedeutet passabel, während Blau perfekt ist. Das Problem ist allerdings, dass du nur Sekundenbruchteile hast, um zu reagieren. Und besonders bei den schrägen Blocks herrscht meistens das Gefühl, dass die Bewegung der Wiimote nicht richtig umgesetzt wird. Das macht diesen Kampf zu einem frustrierendem Spektakel, dem definitiven Tiefpunkt des gesamten Spiels. Immerhin musst du nur ganz selten dich so bewähren. Es besteht zwar die Möglichkeit, dass wenn du entdeckt wirst du in einem Schwertkampf gerätst, doch ist es stets empfehlenswerter eher den Rückzug anzutreten. Selbst dann, wenn es sich negativ auf deine Statistik auswirkt.

Die Grafik ist gelungen. Fehler und Bugs muss man wirklich mit der Lupe suchen, um sie zu finden. Der Rest wird perfekt dargestellt, auch wenn man sich wünschen würde, dass die Kamera sich auch bei normaler Sicht bewegen lässt. Doch ist dies eher ein kleineres Manko und fällt nicht allzu sehr zur Last. Wesentlich besser ist der Sound. Die Musik ist mitreißend und wenn man still ist, kann man sogar die Wachen sprechen hören. Daraus erhält man einiges an Infos, die den weiteren Spielverlauf beeinflussen.

Tenchu 4: Shadow Assassins ist wieder ein Spiel für den Nintendo Wii, das man durchaus besitzen kann. Es ist herausfordernd ohne frustrierend zu sein. Es macht Spaß den Gegnern aufzulauern und sie überraschend zu eliminieren. Und da es viele Wege gibt, um einen Level zu schaffen, ist dies nur ein Bonus. Denn so hat das Spiel eine hohe Wiederspielbarkeit. Da fällt es nicht zu Last, dass die gegnerische KI zu wünschen übrig lässt und der Schwertk(r)ampf frustrierend ist. Es ist zwar schade, aber es wird durch das Gameplay und die Steuerung wieder ausgeglichen.