Mit Resident Evil 4 nahm Capcom einen offensichtlichen Schnitt innerhalb der Reihe vor und verabschiedete sich von den längst ausgetrampelten Pfaden der Vorgänger. Statt knisternder Gruselatmosphäre, ständigem Munitions- und Heilkräutermangel und unzähligen Rätseln beschreiten Videospieler jetzt wesentlich actionreichere Wege mit weniger Rätseln, mehr Munition und Heilkräutern, aber einer mindestens ebenso spannenden Atmosphäre. Nur eben anders.
Auch bei der vielgescholtenen Kameraeinstellung konnte sich Capcom zu einer grundlegenden Änderung durchringen. War man bislang stets auf feste Blickpunkte angewiesen, die nur zu gerne dunkle Ecken aussparten, so darf man Leon jetzt sprichwörtlich über die Schulter gucken. Das erinnert zunächst mehr an einen gängigen Third-Person-Shooter, statt der Resident Evil Reihe, entpuppt sich nach etwas Spielzeit aber dennoch als genialer Schachzug. Denn auch hier bleibt immer ein gewisser Teil des Geschehens links und rechts neben euch verborgen, weshalb man sich öfters ängstlich zur Kontrolle umdreht.
Geduld zahlt sich hier aus: ein Amulett z.B. ist ohne Juwelen, die ihr im weiteren Verlauf finden könnt, nur einen Bruchteil des später erzielbaren Preises wert. Mit einmal kaufen ist es aber nicht getan, denn jener Händler bietet euch zudem an, verschiedene Fertigkeiten jeder Waffe wie z.B. Nachladezeit, Feuerkraft oder Magazingröße zu verbessern - gegen harte Währung versteht sich. Munition, Geld, diverse Handgranaten und andere alte Überbleibsel der ‚Pre Resi4-Ära‘ wie z.B. die lebensspendenen grünen, gelben und roten Kräuter findet ihr sowohl in Kisten als ebenfalls zwischen den sterblichen Überresten eurer Widersacher.
Durch den hohen Detailgrad des gesamten Spiels könnt ihr auch bei vermeintlich chaotischen Schießereien noch eine Prise Taktik entdecken. Schießt ihr einem Gegner z.B. gezielt ins Bein, wird dieser physikalisch korrekt der Schwerkraft zum Opfer. Das verschafft euch einige Sekunden Zeit, um zum platzierten Headshot anzusetzen. Oder aber ihr versetzt einen Widersacher durch einen Schuss in den Arm in kurze Trance, rennt daraufhin zu ihm und schickt ihn mit einem kräftigen Roundhouse Kick in die ewigen Jagdgründe. Das nur Mal so als kleiner Anreiz über den hohen Detailgrad und die tolle Physik im Spiel, die ihr praktisch durchgehend durch diverse Aktionen bestaunen dürft.
Auch über den C-Button am Nunchuck gezogene Messer lässt sich jetzt mit einem kurzen Schwinger der Wiimote wesentlich besser als noch zu GameCube/PlayStation 2 Zeiten einsetzen. Wer sich also mit den Analogsticks beider Control Pads bislang nicht anfreunden konnte, wird sich über die äußerst gelungene und intuitive Art des Kampfes auf dem Nintendo Wii freuen. Was sich nach einiger Einübungszeit den Spielablauf etwas einfacher gestaltet.
Auch sonst erledigte man bei Capcom pflichtbewusst die Hausaufgaben: Neben der Nutzung des kleinen Wiimote Lautsprechers für die Waffengeräusche wird ebenfalls eine Auflösung von 480p, sowie die Darstellung in 50 / 60 Hz unterstützt.
Resident Evil 4 im Test

Dem glücklosen GameCube verhalf es zu einem letzten fulminanten Aufschwung, auf der PlayStation 2 wurde es freudig von den Fans begrüßt und auch der Nintendo Wii wird jetzt von Resident Evil 4 beehrt. Den ganzen Skeptikern versprach Capcom nach der verkorksten PC-Version eine perfekte Anpassung des Spiels an den Wii. Da war ich freilich arg gespannt, als ich die Schillerscheibe ins Laufwerk meiner Nintendo Konsole schob...
Sebastian meint:
Positiv
- Immer noch tolle Grafik
- Sehr gelungene Wii Steuerung
- abwechslungsreiches Gameplay
Negativ
- Alter Kaffee aufgewärmt
- Keine Bonus Minispiele
-
von mitsurugagaga:
Sehr unterhaltsames Review....
-
von khaos:
Wie bei 5 ok. Bei 6 geht dann jede Eigenständigkeit verloren
-
von Dragon:
Wenn, wie gesagt. Ashley raus, verbessern oder selber spielen als Koop. Die Olle ging mir soa uf die Nerven " Leeeeeeon" und ich war es nicht, der die mit 19 Jahren damals erschießen, erwürgen, verteilen oder sonst was wollte. Das war meine ( Ex ) Freundin. Die hatte die Faxen dicke von...
Die alles bewegende Frage lautet doch: Lohnt sich der Kauf von Resident Evil 4 auch für Besitzer der GameCube / PlayStation 2 Version? Meine Meinung: Nein! Die neue Steuerung mag ihre Kollegen zwar übertrumpfen, das Spiel selbst erfuhr aber eindeutig zu wenig Änderungen, als dass man hierfür noch einmal 40 Euro hinblättern sollte. Wer Resident Evil 4 bislang allerdings verpasste (gibt es da wirklich jemanden?) der darf bei diesem spannenden Action-Adventure freilich ohne Reue zugreifen. Bevorzugt übrigens bei einer Version aus England, denn der deutschen Fassung fehlen die Bonusmissionen.