
Egal ob es regnet, stürmt, windet oder schneit, ein Söldner ist zum Kämpfen stets bereit
Wir befinden uns im Jahre 2010 nach Christi Geburt, zwar ist nicht mehr ganz Gallien von den Römern besetzt, jedoch gibt es auf der Erde immer noch genügend militärische Konflikte, die dank ihrer unsäglichen Gefallenenrate eine diesbezüglich effizientere Lösung erfordert. Der Trend ist nun zunehmend in Richtung "Einsatz von Söldnern" gegangen; Ihr übernehmt in dem Spiel also die Rolle eines kampferprobten und tapferen Söldners. Ich würde Euch gerne noch etwas mehr Story, Vorgeschichte oder wenigstens den geschichtlichen Hintergrund des Action-Titels präsentieren, nur leider ist davon Dank Kreativitätsabstinenz seitens der Entwickler nichts dergleichen vorhanden. "Na ja, wer braucht schon eine spannende Geschichte wenn man mit MG wie Rambo seinen natürlichen Anlagen freien Lauf lassen kann, eben den animalischen Instinkten" - dachten sich zumindest der Verantwortlichen. Ich könnte auch spannende Anekdoten aus meinem Leben bringen, aber dann würden bei mir morgen früh Punkt 9 Uhr ein GSG9-Trupp zur Stürmung meiner Wohnung klingeln... lassen wir das.
Nachdem ihr euch für die Kampagne entschieden habt stehen dem passionierten Individualisten erstmal tausende Möglichkeiten offen sein Alter Ego nach Belieben zu designen. Es können beispielsweise Hautfarbe, Gesicht, Kleidung, Tarnschema, Schuhe, Helmart- und Farbe oder Team-Tag zu einem einzigartigen Söldner zusammen püriert werden was vor Allem bei den Multiplayer-Partien wiederum interessant ist, wenn es um den Wieder erkennungswert von Kameraden oder "alten" (Zock-)Feinden geht. Für das vorliegende Review hab ich nun einmal den unberechenbaren "Silly_Billy" in das elektronische Leben gerufen, welcher von nun an unter dem Auftrag chinesischer Generäle oder russischer Oberhäupter in die Schlacht zieht.

Darf ich vorstellen: mein Alter Ego Silly_Billy
Nach einer, gemessen an der Größe des Spielareals, verhältnismäßig kurzen Ladesequenz findet sich Silly_Billy in einem Militärcamp wieder. Nun habt ihr zwei Möglichkeiten:
a) Ihr geht schnurstracks zu dem auf einem (Grill-)tisch befindlichen Funker und wählt unter den ersten Aufträgen oder
b) ihr seid bestens informiert, dass Söldner, trotz einer teilweise sehr gewöhnungsbedürftigen, komplizierten Steuerung und Vielfalt an gameplaytechnischen Möglichkeiten, nichts aufweisen kann, was man auch nur im Entferntesten Tutorial nennen könnte.
Mein Tipp ist hier nicht Miracle Wipp, sondern dass erfolgssüchtige Spieler vor der Annahme eines Auftrages sich in dem Gelände mit den Feinheiten der Steuerung sowie dem mannigfaltigen Equipment an Fahrzeugen und Waffen vertraut macht.
Ihr könnt neben einer Vielzahl an Waffen, nahezu 60 unterschiedliche Waffentypen gibt es im Spiel insgesamt (Jackhammer, MP5 etc.), die sich in einem speziell dafür markierten Container an der Seite des Schießübungsplatzes befinden, auch aus verschiedenen Fahrzeugtypen wählen, unter anderem neben Abram-Panzern und Jeeps stehen auch ein paar Hubschraubermodelle zum freien Gebrauch bereit. Die Handhabung der Waffen geht recht leicht von der Hand, insbesondere haben die Programmierer zu meiner persönlichen Freude daran gedacht dem Spieler bei einer Vielzahl der Waffen die Auswahlmöglichkeit zwischen Ego- oder 3rd-Person - Perspektive zu gewähren, was gerade einer präziseren Handhabung selbiger dienlich ist. So lassen sich mit meiner Desert Eagle nun auf Tastendruck die stupiden Köpfe meiner Gegner noch leichter durchsieben.
Was bei den tragbaren Mordwerkzeugen vielleicht noch gut klappt funktioniert bei den mobilen Massenkillern weniger gut. Nehmen wir mal als Beispiel ein Geländefahrzeug: die Steuerung ist hakeliger und schwammiger als die eines Warthogs in Halo, an letzteren gewöhnt man sich ja zumindest noch nach einer gewissen Talsohle der Gewohnheit. Bei Söldner allerdings fehlt mir auch Minuten und Stunden und Tage später jegliches Gefühl für die vermaledeiten Gefährte. Liegt es an meiner lebensgefährlichen Fahrweise im realen Leben? Sind es vielleicht die in meiner Physis verbleibenden Angstzustände und Hemmungen nach Monaten Fortbewegung in dem Verkehrschaos von Shanghai oder ist dies schlicht und einfach mit dem Mangel an einer vernünftigen Steuerung zu begründen?

Solch großkalibrige Waffen eignen sich hervorragend zur ungezielten Massendestruktion
Des Weiteren fehlt gerade bei den leichteren Fahrzeugen ein wenig das Geschwindigkeitsgefühl: ich habe trotz 100 km/h auf dem Tachometer nicht das Gefühl mit eben dieser Geschwindigkeit durch Flora und Fauna zu bewegen und jetzt komm mir ja keiner mit dem Argument meine Sinneswahrnehmung gleicht der eines französischen Weinkenners! Man hat bei diesem Durchschnittstempo tatsächlich das Gefühl sich mit maximal der Hälfte des auf dem Tacho angezeigten Wertes fortzubewegen. Bei den Panzern gibt es weder an Steuerung noch an Physik noch Spielgefühl etwas auszusetzen. Obwohl ich nur dank CNN natürlich nur eine ungefähre Ahnung von den Manövrierfähigkeiten eines Abram habe, fühlen sich die Panzer in JoWood's Actiontitel durchaus echt an.
Ich finde es ja ehrlich gesagt schon toll, dass sich die Entwickler bei Wings um eine gewisse Detailgenauigkeit bemüht haben, aber deswegen müssen sich die Helikopter doch nicht steuern lassen wie ein fliegender Teppich. Zwar wurde löblicherweise auf grobe Steuerungsmerkmale wie Steig- und Sinkkontrolle sowie Richtungsveränderung durch Neigung geachtet, jedoch erweist sich die Steuerung eines Hubschraubers in der Praxis als Ritt auf Wackelpudding. Zwar haben die Verfasser der Bedienungsanleitung noch an einen Vermerk gedacht, der über das komplizierte, und deshalb Feinfühligkeit seitens des Spielers, Steuerungsverhalten der Fluggeräte informiert, letzten Endes möchte ich aber anmerken, dass hier einfach geschlampt wurde. Dem, und ich setze es bewusst in Anführungszeichen (Austin Powers Fans werden wissen, wie es gemeint ist) "Realismus" zum trotz hätte man sich eher auf einer benutzerfreundliche Bedienung besinnen sollen. Para pasar por el culo.

Mit einem Abram mitten im Gefecht
Nun nimmt euer Alter Ego, in diesem Fall nun mein getreuer Silly_Billy, den ersten Auftrag an. Dabei kann es sich bei dem Missionsziel um die Befreiung einer Geisel, Zerstörung eines Fahrzeugs oder Containers handeln. Leider werden die Missionen nur sehr spartanisch präsentiert: wie erwähnt fehlen Story, detaillierte Ausführung noch besondere Hinweise. Das kommt bei mir ziemlich lieblos zusammen gebastelt an. Man hätte natürlich auch genauso schön Missionen mit Aufträgen wie "Kaufe drei Eier bei Oma Kratchenko", "Ein Osterhase hat sich im Wald verirrt und wird von nymphomanischen Tauben belästigt - eliminiere Sie!" oder "Gehen Sie bitte zu dem Gebäude links neben Ihnen und warten Sie dort 10 Sekunden bis die Mission vorbei ist" einbinden können, denn in Wahrheit ist Sinn und Zusammenhang egal. Hier fehlt es eindeutig an Struktur und Rahmen, aber gut. Erfüllen wir halt eben unsere 0815 Aufträge, die wir schon aus unzähligen Computerspielen kennen, und gut ist!
Die Missionen können zu unterschiedlichen Wetterbedingungen und auf verschiedenem Terrain ihrem Ende entgegen gespielt werden, sei es Winterlandschaft oder Gras, sei es zu sonnigem Wetter oder stürmischem Regen. Mal abgesehen von dem etwas unecht wirkenden Regen ist das Terraindesign mitsamt Wetterbedingungen gut gelungen. Trotz der weitläufigen Levels geht eine gewisse Abwechslung, was die Landschaft anbelangt, nicht verloren, darüber hinaus ist die Umgebung zu gewissen Teilen demolierbar. So fallen Bäume schneller als Bagdad und das physikalisch durchaus noch nachvollziehbar (okay, die permanenten Pirouetten beim Fallen wirken nach einer Zeit albern). Gebäude tragen deutliche Schusslöcher bei entsprechender Bearbeitung, Zäune und andere Gegenstände erweisen sich für kleiner Gefährte schon als Hindernis, das ansehnliche Animationsdesign von Umgebungsobjekten und den Soldaten stammt, man mag es angesichts derart vieler Patzer kaum glauben, von dem gleichen Programmierteam.
Raucheffekte, Explosionen, eine insgesamt nicht schlechte Optik der Landschaft trotz grafischer Unschönheiten wie teilweise heftiges MIP Mapping (eine Rundfahrt im Hubschrauber wird es zeigen) oder ab und an auftrender Grafikaufbau, sowie nicht ganz so fein aufgelöster Texturen. Die Engine hat übrigens einen Namen und nennt sich ADS. Nein, nicht Aufmerksamkeit-Defizit Syndrom, sondern Advanced Destruction System. Der wohlklingende Name passt zumindest gut auf die Zerstöranfälligkeit einiger Landschaftsobjekte.

Ja, das Spiel gibt es auch in einer "limitierten" Edition zu erwerben. Ob es allerdings das Geld wert ist liegt im Ermessen des Spielers
Da fühlt sich der Söldner in seiner natürlichen Umgebung doch so richtig wohl, nicht war? Nur leider vergeht ihm das Lachen spätestens bei den ersten Gefechten (oder eher nicht?). Nun, ich wusste nicht richtig ob ich lachen oder weinen soll, aber in Anbetracht eines solchen Potenzials ist eine derart jämmerliche KI schon eine Ohrfeige für den für das Spiel verantwortlichen Marketing Managers. Zwar agieren eure Feinde nicht selten unclever und verschanzen auch mal hinter Gebüschen oder Objekten, so dass ihr es wirklich (!) schwer habt sie aufzuspüren, andererseits bieten sie sich auch in der Mehrheit der Fälle an wie Prostutierte in der Kaiserstraße in Frankfurt- zum Abschuss frei eben *hust*
Darüber hinaus kommt ihr bei manchen Aufträgen in Kontakt mit dem Kampf "Mensch gegen Fahrzeug". Unfair denkt ihr? Pustekuchen, eure Kontrahenten wissen exakt, wie man sich am Besten seiner selbst entledigt: man fährt gegen Bäume, fährt geschickt an dem gegnerischen Soldat vorbei, so dass diesem kein Schaden zukommt und irgendwann beginnt ja ein lädiertes Gefährt dann auch mal zu brennen. Und dann explodiert es, und dann sterben die feindlichen Insassen, und dann war es das und dann fragt ihr euch: "Und dann? - Was habe ich jetzt eigentlich dazu beigetragen?"
Okay, noch lacht ihr, aber kommt erstmal in spätere Missionen, bei welchen ihr eine nicht gerade kleine Zahl an Teammitgliedern taktisch geschickt durch das Terrain manövrieren müsst. Entweder habt ihr Augen und Feingefühl wie ein Luchs oder eure Kameraden werden einer nach dem anderen, dank KI-technischer Störfaktoren wie das Hängenbleiben an Baumstumpfen, Schussfrequenz von 2 Salven pro 5 Sekunden oder fehlende Eigenorganisation, zu Kugelsieben. Warum solche eklatanten Mängel während der Entwicklung nicht auffallen ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, aber da merkt man an welchen Ecken gespart wird. So auch an der akustischen Untermalung, die im Grunde gar nicht vorhanden ist, wenn man einmal von den annehmbaren Soundeffekten absieht.

Habt ihr online gute Kameraden, landet ihr später nicht im Graben (alte Soldatenweisheit)
Währe die Multiplayerkomponente von Söldner - Secret Wars nicht so unterhaltsam und gut durchdacht hätte ich Wertungen gegeben, welche sich fernab jeder Akzeptanzgrenze vorgefunden hätten. Spielmodi stehen ausreichend zur Auswahl. So warten neben Capture the Flag, Deathmatch, Team-Deathmatch
oder dem bezeichnenden Hostage Rescue auch andere Modi wie Capture the Vehicle, Bomb Run (hier müssen Bomben an bestimmten Zielpunkten gesetzt und zur Detonierung gebracht werden) oder Extraction, bei welchem es spezielle Gegenstände zu verteidigen gilt. Bei Conquest müssen mit einer Flagge markierte Punkte so lange wie möglich verteidigt werden.
Eine beachtliche Menge von bis zu 128 Spielern kann sich via Internet, und natürlich auch via LAN, zu atemberaubenden Massenschlachten zusammenfinden, was bei der mammutartigen Größe vieler Maps auch bitter nötig ist. Dabei kommt ähnlich wie in Battlefield 1942 ein berauschendes Kriegsgefühl auf, man fühlt sich wahrlich als Teil einer ereignisreichen Schlacht. Besonders die Organisation unter den Spielern auf jeder Seite sorgt für ein nennenswertes Gemeinschaftsgefühl und schweißt auch schon mal Kameraden richtig zusammen ("Lass uns zusammen losstürmen, egal ob wir beide draufgehen!"). So steuert einer einen Panzern, ein anderer Spieler formiert eine agile Nachhut, ein weiterer Spieler manövriert den Hubschrauber (*die sprichwörtliche Arschkarte unter den Aufgabenbereichen meiner Meinung nach*) und sorgt für einen gelungen Fallschirmabsprung der an Bord befindlichen Teammember auf feindlichem Terrain. Genial ist außerdem die Möglichkeit, nach gemeinsamer Abstimmung einen der Mitspieler im Team als Befehlshaber des selbigen ernennen zu können, welcher über sein PDA ständig Überblick über die Karte hat und entsprechende taktische Kommandos geben kann.

In der Tat sieht dieser Herr Silly_Billy sehr ähnlich. Okay, vielleicht ein bischen
Der Multiplayer-Part von Sölder - Secret Wars ist eigentlich im Großen und Ganzen das Kaufargument für den Titel, wenn man einmal von den prächtigen, großen Maps, in denen man sich wie King Cool nach Belieben austoben kann, absieht.
Insgesamt werden so viele Spielspaßstunden vergehen, sehr viele, und lässt die Kampagne, die im Grunde keine Kampagne ist, schnell vergessen - was im Übrigen auch besser so ist.
Systemvoraussetzungen:
Mindestens: Intel Pentium IV 1,4 Ghz, 256 MB Ram, Nvidia GeForce 3
Empfohlen: Intel Pentium 4 / AMD Athlon mit 2,2 Ghz, 512 MB Ram Nvidia Nvidia GeForce 4 oder ATI Radeon 7000 mit 128 MB Speicher
Patch + weitere nützliche Downloads auf der offiziellen Söldner-Homepage:
Söldner-Homepage
Nun verehrte Leser, ein eindeutiges Urteil zu finden fällt mir bei JoWoods mit passabler Liebe zum Detail auf den Markt gepushte Söldner - Secret Wars relativ leicht. Der Einzelspielerpart ist meines Erachtens in den Augen der Damen und Herren bei Wings offensichtlich nicht nur ein notwendiges Übel, welches es zu implementieren galt, nein: die Kampagne, sofern sie überhaupt diesen Titel verdient hat, ist einfach dahin gerotzt worden, Story ist gänzlich nicht vorhanden (mal abgesehen davon, dass die Handlung 2010 spielt) und einen echten Zusammenhang zwischen den einzelnen Missionen gibt es nicht, so dass es sich vor allem des Spielspasses wegen nicht lohnt in dieses Spiel auch nur einen Cent, geschweige denn eine Minute zu investieren. Wäre da nicht letztendlich der die Kohlen aus dem Feuer holende Multiplayerpart, welchem eindeutig mehr Aufmerksamkeit seitens der schaffenden Zunft geschenkt wurde, wären bei JoWood, und das in Zeiten von Konjunkturschwäche und steigender Arbeitslosigkeit, mehr Menschen brotlos gewesen. Übler könnte man einer Firma nicht schaden, als mit einem Unsummen verschlingenden Projekt, was letztendlich nichts bietet.
Sofern ihr das wirklich extrem Spielspaß bringende und fördernde Gemetzel mit Gegnern von überall her online oder im lokalen Netzwerk in Anspruch nehmt, stehen euch Spielspaßstunden bevor, deren Anzahl sich im mehrstelligen Bereich ansiedeln lässt. Daraus resultiert auch die Spielspasswertung von 8, die sich fast gänzlich als Spielspasswertung Multiplayer interpretieren lässt. Söldner - Secret Wars: "Together we stand, divided we fall", besonders dieses "divided we fall" trifft hinsichtlich des Vergleichs zwischen Solo- und Mehrspielermodus NICHT zu. Mit Solo- und Mehrspielermodus zusammen fällt das Spiel in tiefe Wertungsregionen, divided they stand!
Was Solospieler betrifft so bitte ich in den Kasten Spielspass bitte maximal 3 Punkte einzutragen, denn was die KI der NPCs anbelangt befinden sich der Titel in fürchterlichen, katastrophalen, schrecklichen, einfach nicht nachvollziehbaren Sphären. Da nützen auch coole Gimmicks wie die auf einem, der Verkaufsversion beigelegtem, Dog Tag eingravierte Seriennummer nichts (trotzdem eine nette Idee). So kann ich zusammenfassend euch raten dass Spiel nur dann zu kaufen, wenn ihr lediglich beabsichtigt euch an dem Multiplayerpart zu erfreuen, welcher ein genaueres Betrachten des Titels wert ist, nicht zuletzt wegen der hohen Spielerzahl und den wirklich gigantischen Maps, deren Zerstörungsanfälligkeit auf einem erfreulich gutem Niveau liegt.