
Nein, das ist nicht Indiana Jones :-)
Nach dem obligatorischen Renderintro findet ihr euch im brillant designten Titelbildschirm wieder, ein beherzter Druck auf den Start-Button und ihr landet im leicht flimmernden Optionsmenü. Nebem dem obligatorischen Einspielermodus sticht einem der ONLINE-Schriftzug sofort ins Auge, doch dazu später mehr. Bevor die Action losgehen kann inspiziert ihr Primär- und Sekundärziele und macht euch auf der übersichtlichen Levelkarte über demografische Besonderheiten schlau. Dann gilt es eure Mannen passend für den bevorstehenden Auftrag auszurüsten: Lieber Granaten und Großkaliber um offensiv gegen die bösen Islamisten vorgehen zu können oder vermehrt schallgedämpfte Waffen und Präzisionsgewehre um aus sicherer Entfernung operieren zu können? Sobald ihr startklar seid führt euch eine schmucke Rendersequenz ins nächste Szenario, mal beobachtet ihr euren Trupp (ganz MGS-like) wie er durch den Ozean zu einem russischen Tanker taucht, dann folgt eine schnelle Absprungsequenz über Alaska (Jahaa sowas hat Counterstrike nicht :P). In den Single-Player Episoden seid ihr stets als 4Mann-Trupp unterwegs. Dieser wird nochmals in die beiden Einheiten ALPHA und BRAVO gesplittet. Der Clou am Spielgefühl ist das mitgelieferte Headset, hierdurch könnt ihr euren Bots mündlich Befehle ins Ohr schreien, die dann (meist) brav befolgt werden. Eure Sätze sind nach einem simplen Muster gestrickt, zuerst sagt ihr entweder "Bravo" oder "Alpha" um zwischen euren Einheiten zu differenzieren, dann wählt ihr eine Tätigkeit aus.

Islamisten im Visier!
Ob nun der Einsatz von Granaten, Verzicht auf Waffengewalt, Sicherung der Gegend oder das gezielte Vorrücken auf einen strategisch bedeutenden Punkt, für nahezu jede Situation gibts den passenden Befehl. Dies ist auch bitter nötig, denn als Einzelgänger und Möchtegernrambo werdet ihr schneller zur Tontaube als euch lieb ist. Meist hat sich eine vorsichtige und bedachte Stealthattacke als am effektivsten erwiesen. Schießt zuerst die Lichter der Flutanlage aus, schleicht euch leise an die patroulierenden Kaukasen heran und und schraubt den Schalldämpfer auf den Lauf. Dabei seid ihr immer als zweier Team unterwegs, euer Kollege gibt euch so gut er kann Feuerschutz. Das Gameplay ist den Entwickler hervorragend gelungen, stets hat man das Gefühl mit vier Solid Snakes gleichzeitig durch die Pampa zu schleichen. Durch den Abwechslungsreichtum der Missionen sind ständig neue taktische Finessen gefragt. Leider ist die Gegner-KI etwas in die Hose gegangen, einige Albaner rühren sich nicht, andere wiederum hängen in einer Mauer fest sobald sie zur Verfolgung ansetzen.
Kommen wir zum Online-Gaming. Hier könnt euch entweder gezielt nach Land etc. aufgeteilt einem Match eurer Wahl anschließen oder einem simplen Zufallskampf beitreten. Desweitern wird euch die Möglichkeit gegeben einen Clan zu gründen oder in einer Lobby (per USB-Tastatur) zu chatten. Sobald ihr in der Map seid gehts auch schon los, das Gameplay ändert sich kaum, nach wie vor müßt ihr auf Teamplay bedacht sein um das Match gewinnen zu können. Anstatt 3 spärlicher Bots stehen euch diesmal jedoch bis zu 8 menschlichen Kollegen zur Seite. Eure Attacken stimmt ihr wie im Solo-Spiel über das USB-Headset ab, die Qualität der Sprachübertragung lässt jedoch stark zu wünschen übrig. Mehr als schwer verständliches Gebrabbel konnte ich leider nicht vernehmen. Vielleicht bin ich auch einfach nur Walkman-geschädigt, denn bei anderen Teams klappte die mündliche Konversation ohne Probleme.

Im Onlinematch gegen die feindliche Überzahl.
Kommen wir zur Präsentation. Die Grafik ist leider nicht mehr zeitgemäß. Klobige Models bewegen sich (immerhin mit flüssigen Animationsphasen) durch Low-Polygonwelten. Die Texturen sind hier in etwa auf Counterstrike-Niveau, was angesichts des hohen Alters der PC-Konkurrenz schon etwas peinlich ist. Zudem flimmert die Szenerie stark - ständig fühlt man sich an die Pixelwelten der ersten PS2-Generation erinnert.Gelungen ist hingegen die enorme Weitläufigkeit mancher Level, die einem viel Platz zum Taktieren und Austoben lässt. Leider wird diese durch ein penetrantes Ruckeln erkauft, zeitweise rutscht die Framerate unter die magische 25fps Grenze, was sich auf die Zielgenauigkeit (bei einem Onlineshooter fatal!) auswirkt. Der Sound macht hingegen etwas Boden gut. In den Levels unterstützen klassische Symphonien die Stimmung und heben so die Spannung, bleiben jedoch stets dezent im Hintergrund um nicht vom Geschehen abzulenken. Auch die deutsche Sprachausgabe verdient lob, diese dröhnt teils stilecht aus eurem Headset so dass ihr euch wie aufs Schlachtferd versetzt fühlt.

Auch ein Wüstenszenario ist dabei.
Insgesamt kann sich Sonys erstes großes Onlineexperiment durchaus sehen lassen. Vor allem der Einzelspielermodus erfreut durch eine ungeahnte taktische Finesse und eine gelungene Integriernung des Headsets, der Onlinemodus hingegen krankt etwas unter der geringen Bildrate und den Sprachschwierigkeiten. Beim Nachfolger, der bereits in diesem Herbst in den Staaten erscheint sollen diese Nachteile ausgemerzt werden und der wahren Online-Offenbarung steht nichts mehr im Wege.