Snatcher (Mega CD) im Test

Mega Drive
Die Metal Gear Reihe zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten Spieleserien der Welt. Doch kaum einer weiß, dass der kreative Kopf hinter der Reihe Hideo Kojima mit seinem ersten Spiel Metal Gear, welches 1986 auf Microsoft/ASCII´s MSX-Computer erschien, einen ziemlichen Flop produzierte. Auch sein zweites Spiel Snatcher konnte 1988 nur in Japan auf NEC´s PC-8801 und dem MSX2 halbwegs Erfolge feiern, obwohl die Ära dieser Systeme zu dieser Zeit schon annähernd vorbei war. Mit dem Erscheinen der CD-Systeme PC-Engine und SEGA´s Mega CD wagte sich Konami erstmals an das neue Format und veröffentlichte eine verbesserte Version des Titels, die Mega CD Version ist zudem die einzige englischsprachige Ausgabe des Cyberpunk-Adventures, da auch die Umsetzungen für den SEGA Saturn und die Sony PlayStation nur in Japan erschienen.



Dabei ließ sich der filmbegeisterte Hideo Kojima bei der Kreation des Abenteuers von zahlreichen Filmen der Blütezeit des Science-Fiction Films aus den 80ern wie Blade Runner, Terminator oder Sie leben inspirieren. Nach einem langen Intro, das den Spieler im Vergleich zur "stillen" Ur-Version schon mit glasklarer Sprachausgabe begeistert, erfährt man von einer Ende des zweiten Jahrtausends stattgefundenen Katastrophe, bei der aus einer russischen Forschungsstation eine chemische Waffe entwichen ist und die Hälfte der Weltbevölkerung getötet hat. 50 Jahre später erscheinen in der japanischen Stadt Neo Kobe City, die vom Aussehen her sehr stark an die düstere Vision aus Blade Runner erinnert, bio-androide Gestalten namens Snatchers (Verbindung zu Terminator), welche die Bewohner töten und ihre Stelle in der Gesellschaft übernehmen (Verbindung zu Sie leben).



Als Mitarbeiter der J.U.N.K.E.R. (Japanese Undercover Neuro-Kinetic Elimination Ranger) macht ihr euch als Gillian Seed auf den Weg, die Geheimnisse um die Snatcher zu lüften und eure nur begrenzten Erinnerungen aufzuhellen. In bester Point&Click-Adventure-Manier könnt ihr über das Menü auf zahlreiche Aktionen wie 'Look', 'Investigate' oder 'Ask' zurückgreifen und alle möglichen Gegenstände und Orte, wie ein neonerhelltes Shoppingcenter, ein Tierhospital, einen exotischen Tanzclub und viele weitere mehr, untersuchen. Im Verlauf der umfangreichen und sich drehenden und wendenden Story unterhaltet ihr euch mit hunderten Menschen, besucht zahllose Orte in und um Neo Kobe City, erfahrt Stück für Stück immer mehr über die Hintergründe der Snatcher und bekämpft diese später auch direkt.




Bei den actionreichen Kampfsequenzen könnt ihr neben der Steuerung per Steuerkreuz auch Konami´s Lightgun, den Justifier, zur Vernichtung der Androiden verwenden, was im Spielgeschehen durch den schnellen Wechsel von Joypad zu Lightgun zu einer adrenalingeladenen Einlage führt. Zum schier unendlichen Umfang des Spiels durch die zahlreichen möglichen Interaktionen und Gespräche, die allesamt mit schön gezeichneten Grafiken präsentiert werden, gesellt sich auf eurem Weg ein kleiner Roboter namens Metal Gear, der euch neben forensischen Analysen von Leichen auch eine umfangreiche Datenbank sowie die Verbindung zu allerlei Personen über Videotelefon bietet. Die Liebe zum Detail ist schier unglaublich, wenn man über die Analysen und Datenbankinformationen viele technische und teils hoch wissenschaftliche Expertisen über die Snatcher, tote Körper oder andere Dinge erfährt.



Snatcher schafft es durch seine cinematische Aufmachung, der sehr guten englischen Übersetzung, der tollen Sprachausgabe, den detaillierten Informationen, dem geschickt eingesetzten Humor und der mannigfaltigen Interaktion, den Spieler tief in die Welt von Neo Kobe City eintauchen zu lassen. Obwohl das Gameplay aufgrund der textbasierten Steuerung und der zumeist statischen Bilder sehr limitiert erscheint, ist die Welt von Snatcher sehr komplex und lässt den Spieler viel selbst entdecken und erfahren. Auch die teilweise brutalen oder erotischen Szenen sind bis auf wenige Ausnahmen in den westlichen Versionen erhalten geblieben, einzig das Alter der nackt unter der Dusche stehenden Katrina Gibson wurde aus verständlichen Gründen von 14 auf 18 erhöht und einige brutale Szenen werden aus anderen Perspektiven gezeigt.




Grafisch eröffnet sich eine komplett durchdachte Welt voller düsterer und futuristischer Gegenden und Typen und die animierten Szenen sind groß in Szene gesetzt. Der Soundtrack ist ebenso "fantastisch" ausgefallen, aufgrund des besseren Soundchips des Mega CD erklingen die Musikstücke sogar noch schöner als in der PC-Engine Version, diese punktet aber ganz leicht bei der höheren Farbanzahl, wodurch die Grafiken etwas plastischer wirken. Desweiteren gibt es auf dem Mega CD auch ein erweitertes Ending, das etwas mehr Auflösung in die Story bringt. Zwar gibt es mit Policenauts auf dem 3DO, Saturn und PlayStation einen inoffiziellen Nachfolger, der allerdings nur vom Style und nicht von der Story her Parallelen bildet.


Jörg meint:

Jörg

Snatcher brachte die Videospiele bereits 1992 auf der PC-Engine in eine neue Generation, glücklicherweise können Mega CD Besitzer auf die einzige englischsprachige Version zurückgreifen, die zudem hervorragend lokalisiert wurde. Die Story zieht einen unweigerlich in ihren Bann und lässt den Käufer nun auch in einem Videospiel in die fantastische Cyberpunk-Welt eintauchen, für die Blade Runner von den Fans geliebt wird. Man muss Point&Click Adventure natürlich mögen, ansonsten könnte etwas Langeweile bei den vielen Gesprächen aufkommen...

Positiv

  • Super Story
  • Ausgeklügeltes Design/Style
  • Toller Soundtrack/Voice Acting

Negativ

  • etwas farbärmer als auf PC-Engine
  • Wiederspielwert nicht der höchste
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9.82 5 Stimmen
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Snatcher (Mega CD) Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1994
Vermarkter Konami
Wertung 8.9
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