

Es darf geballert werden. Der Robotkoloss verfügt über genügend Feuerkraft, um eine Stadt in Schutt und Asche zu legen.
Soweit die Vorgeschichte von Slave Zero, dem neuesten Actionspektakel aus dem Hause Infogrames. Der Spieler schlüpft in diesem 3D-Shooter in die Rolle des Wächters Chang, der mit der Aufgabe betreut wurde, den gekidnappten Roboter durch die feindliche Stadt zu steuern.
In 16 Levels muss man sich durch Horden von feindlichen Einheiten kämpfen und gleichzeitig Missionen erfüllen. Diese beschränken sich aber meistens auf das Zerstören bestimmter Maschinen oder das Finden des Ausgangs. Nur ab und zu ist etwas Taktik gefragt, wenn es beispielsweise darum geht, die Wächter zu beschützen. Um seine Aufgaben meistern zu können, ist der Slave mit einem netten kleinen Waffenarsenal ausgestattet. Es gibt drei Arten von Vernichtungswerkzeugen. Der Roboter kann leider nur jeweils eine ballistische Waffe, eine Energiewaffe und eine Raketenabschussvorrichtung tragen.
Die Steuerung ist etwas knifflig. Vor allem wenn man an Spiele wie Tomb Raider gewöhnt ist, wird man mindestens eine halbe Stunde investieren müssen, um den Slave perfekt zu beherrschen. Allerdings lohnt sich dieser Zeitaufwand, denn der Roboter kann nicht nur aus vollen Rohren ballern, sondern außerdem Springen, Klettern, Schlagen und jede Menge anderer nützlicher Dinge. Wer keine Lust mehr hat, sich am Anblick seines Slaves zu erfreuen, der kann übrigens auch die Ego-Perspektive einstellen und in der Tradition vieler indizierter Games durch die Gänge laufen und ballern.


Sowas kann unseren Helden nicht schocken. Selbst fliegende Angreifer werden schnell auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.
Es gibt knapp 20 gegnerische Einheiten, die leider alle etwas dumm sind. Einige bleiben einfach nur stehen und schießen, andere zeigen immer wieder den gleichen kurzen Bewegungsablauf. Es reicht oft aus, während eines Duells auf den Feind zuzulaufen und gleichzeitig zu feuern, um ihn unschädlich zu machen. Der hohe Schwierigkeitsgrad des Spiels ist eher mit der Menge der Feinde als mit ihrer Intelligenz zu erklären. Wirklich interessant sind nur die Schlachten mit den Bossen, die in jedem dritten Level lauern.
Der Multiplayer-Modus, in dem man mit bis zu vier Leuten gegeneinander antreten kann, ist leider ordentlich misslungen. Die viel zu kleinen Arenen und das eingeschränkte Blickfeld verhindern nahezu jegliches Aufkommen von Spaß. Da die Waffen sich außer in der Durchschlagkraft kaum unterscheiden und es nur wenige Möglichkeiten gibt, sich zu verstecken und seine Gegner heimtückisch um die Ecke zu bringen, fehlt dem Spiel eindeutig der Schadenfreude-Faktor, der andere Games dieser Art so berühmt gemacht hat.
Grafisch ist das Spiel gelungen, aber keine Offenbarung. Die Umgebung ist zwar schön düster, was zur dichten Spielatmosphäre beiträgt, aber bei genauer Betrachtung etwas detailarm. Dafür ist Megacity S1-9 interessant konstruiert. Man weiß nie, was für ein Szenario hinter der nächsten Ecke wartet. Die Explosionen im Spiel sind mit Vorsicht zu genießen. Zwar gibt es ab und zu einen schönen Feuerball, aber die Gebäude fallen zusammen wie Kartenhäuser. Im Gegensatz zur PC-Version ist in der Stadt erschreckend wenig los. Nur ab und zu wagt sich ein Auto auf die Straße und Fußgänger sind noch seltener. Der Slave selbst ist sehr gut animiert und verfügt über eine riesige Anzahl verschiedener Bewegungsmöglichkeiten. Die Zwischensequenzen sind zwar spannend, wirken aber häufig so abgehackt und grob, dass man sich um ein paar Jahre in der Videospielgeschichte zurückgeworfen fühlt.


An Gegnern mangelt es nicht. Allerdings wehren sich lediglich die Bosse ausgiebig.
Das größte Problem des Spiels ist die Framerate. Die knickt teilweise so stark ein, dass man glaubt, sich eine Dia-Show anzusehen. Warum dies geschieht, ist bisher unerforscht. Teilweise läuft Slave Zero tadellos, obwohl der ganze Bildschirm voller Feinde ist, nur um ein paar Sekunden später ins Stocken zu geraten, obwohl man sich inzwischen allein durch die Landschaft bewegt. Die Programmierer haben hier offensichtlich geschlampt, um einen Termin einzuhalten.
Leider hat auch die Musik den Weg zum Dreamcast nicht gefunden und bleibt den Besitzern der PC-Version vorbehalten. Wir bekommen nur Soundeffekte. Die sind allerdings sehr gut. Egal ob das Abfeuern der Waffen, die schweren Schritte des Metallgiganten oder die Anweisungen der Chefin der Wächter,,, alles passt genau ins Spiel.
Ein kleines, aber nervendes Manko ist die schlechte Nutzung des Vibration Paks. Da wird zwar gezittert, was das Zeug hält, wenn eine Waffe abgefeuert wird, aber während man den Slave durch die Straßen steuert, bleibt alles verdächtig ruhig. Die Illusion, einen tonnenschweren Panzer mit Beinen zu lenken, ist damit dahin.
Ein nettes Actionspiel, das vor allem durch den hohen Schwierigkeitsgrad lange Nächte vor der Konsole garantiert. Sobald das Ende erreicht ist, werden allerdings nur die echten Actionfreaks das Game noch mal aus dem Schrank holen. Da Slave Zero eines der wenigen Spiele ist, die alleine mehr Spaß machen als im Multiplayer-Modus, wird man auch in geselliger Runde eher ein nettes Autorennen oder ein Prügelspiel ins Laufwerk schmeißen. Schade eigentlich, denn die Grundidee war vielversprechend. Wer noch etwas Geduld hat, sollte warten. Schließlich ist ein reinrassiger Ego-Shooter von id bereits angekündigt.