Als skate von EA angekündigt wurde, ging ein Raunen durch die Spielergemeinde, da viele von der Entwicklung der Tony-Hawks-Reihe enttäuscht waren und es bisher keine ernsthafte Alternative gab. Doch ist die Spieleschmiede nicht unbedingt für Innovationen bekannt und ein Einstieg in ein neues Genre geht auch nicht immer auf Anhieb gut... umso schöner, dass hier alles glatt ging.
Ich muss zugeben das auch ich anfangs ziemlich skeptisch war, als ich von dem Titel zum erste Mal gehört habe. Aber mit jeder Info die mich darüber erreichte verstärkte sich mein Interesse und das nicht nur weil ich sowieso heiß auf jeden Titel aus diesem Genre bin. Als ich dann endlich die Demo anspielen konnte, war es endgültig um mich geschehen: Ich musste das Spiel einfach haben, vor allem weil es sich so wohltuend von der Konkurrenz abhebt. Doch worin liegen die Besonderheiten eigentlich?
Die liegen vor allem begründet im Fokus der gelegt wurde: Da Tony Hawk inzwischen ja nicht mehr viel mit der Realität zu tun hat und genau das auch von vielen Spielern bemängelt wurde, springt der Titel genau in diese Lücke. Ich ziehe zur Veranschaulichung kurz das Snowboard-Genre heran, auch hier gibt es zwei unterschiedliche konkurrierende Reihen, nämlich SSX und Amped. SSX steht hier für den Tony und sein Arcade Gameplay und Amped für skate und seinen Realismus. So kann der geneigte Leser schon mal gut abschätzen welches Spiel ihm eher liegt, immerhin sind die Ansprüche und Erwartungen sehr unterschiedlich.
Das Erste was beim Spielen auffällt ist die Steuerung und die Genauigkeit mit der man selbige ausführen muss. Als Beispiel möchte ich einfach mal das Springen erwähnen: Während man sonst einfach mit einem Knopfdruck springt, muss man hier mit dem Analogstick den Trick intuitiv nachzeichnen. Das wird ausgeführt indem men zuerst nach unten drückt um in die Hocke zu gehen und dann nach oben um zu springen, wobei auch die Schnelligkeit eine Rolle spielt mit der man den Stick bewegt und damit bestimmt wie hoch man springen will. Genauso verändert man mit verschiedenen Richtungen die Tricks die man damit ausführt. Das Ganze ist erstmal gewöhnungsbedürftig und wird zunächst Nerven kosten bis es halbwegs in Fleisch und Blut übergegangen ist, da man dieses Verfahren bei wirklich noch so kleinem Hindernis vollführen muss und das auch noch gut getimed.
Genau da wären wir an einem Punkt angelangt an dem sich die Geister scheiden werden, nämlich den Realitätsgrad mit dem verbundenen sehr hohen Schwierigkeitsgrad. Man muss willig und in der Lage sein sich an einem Spiel fest zu beißen und sich an einer gewaltigen Lernkurve zu versuchen. Hat man also eine niedrigen Frustrationsschwelle, sollte man einen weiten Bogen um den Titel zu machen. Man muss, wie im richtigen Leben, die Tricks immer wieder üben, genauso einzelne Lines und Aufgaben. Ich habe nicht selten eine selbige dutzende Male neu starten müssen bis es geklappt hat, aber hat es das dann endlich, ist das Gefühl unbeschreiblich und eine selten starke Befriedigung. Genau da liegt eine der Stärken des Titels.
Der Umstand der diesen Effekt noch verstärkt ist der, dass die Skills des Skaters sich im Laufe des Spieles nicht verändern. Man lernt keine Tricks dazu und man levelt auch nicht auf, alle Fähigkeiten bleiben gleich und stehen einem von Anfang an zur Verfügung. Das einzige was sich verändert ist der Spielers selbst, der sich immer weiter verbessert. Diesen Umständen passen sich natürlich auch die an uns gestellten Aufgaben an: Zum Einen haben wir bei vielen Zielen die Möglichkeit uns die Lokalität an der wir sie bewältigen wollen selbst auszusuchen, was eine wirklich neue Herangehensweise ist,,, zum Anderen sind die an uns gestellten Aufgaben sehr bodenständig und verlangen nicht von uns das wir einmal durch den ganzen Level grinden oder einen Millionenscore mit einem 100er-Combo erreichen. Meist soll man einfach nur einen bestimmten Trick an einer bestimmten Stelle machen oder ein paar Tausend Punkte an einer beliebigen Stelle. Um das zu vereinfachen haben wir die Möglichkeit einen Wegpunkt zu setzen, will heißen das wir jeder Zeit an einen bestimmten Ort zurückgehen können um nicht jedes Mal mühsam hinfahren zu müssen.
Eine weitere Besonderheit liegt im Leveldesign. Während bei THPS das Design darauf ausgerichtet ist möglichst locker und schnell spielen zu können, orientiert sich hier alles wieder mal an der Realität. Die Stadt ist nicht für Skater gebaut, man muss sich also seine Plätze selber suchen und davon gibt es in der riesigen Stadt Hunderte, aber natürlich auch viele bei denen das skaten es kaum Sinn macht, da z.b. zu viele Leute unterwegs sind, zu viel Verkehr ist, oder sie einfach nicht die baulichen Voraussetzungen dafür da sind, während an anderen einem das Herz aufgeht und man freiwillig Stunden damit verbringt sie möglichst optimal auszunutzen.
Natürlich gibt es auch Negativpunkte. Einer wäre die fehlende Möglichkeit vom Skateboard abzusteigen und einfach mal eine Treppe hoch zu laufen oder über ein Hindernis zu springen, da ist es manchmal etwas unnötig mühsam einen bestimmten Punkt zu erreichen. Ein weiteres Ärgernis wären die Ladezeiten: Während der Fahrt gibt es erfreulicherweise keine, aber sobald man den Wegpunkt benutzt und Aufgaben von neuem probieren will, lädt das Spiel plötzlich einige quälende Sekunden und das obwohl man gerade mal ein paar Meter weiter gerollt ist. Lässt man sich dagegen einfach weiter rollen und fährt so aus dem Zielfenster gibt es keine Ladezeiten, also sind sie unlogisch und für mich nicht nachvollziehbar. Aber nicht falsch verstehen, das ganze ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Skate (Xbox 360) - Trailer
(click play to start)
Carsten meint:
Abschließend lässt sich sagen dass das Spiel ein Pflichtkauf für jeden Genreliebhaber ist, der mehr Realismus erwartet und sich nicht an dem entsprechend hohen Schwierigkeitsgrad stört, allen anderen würde ich dann doch eher zum guten alten Tony raten, wobei man auch dann einen Bogen um Proving Ground machen sollte, aber das ist eine andere Geschichte, die an einer anderen Stelle erzählt wird.
Abschließend lässt sich sagen dass das Spiel ein Pflichtkauf für jeden Genreliebhaber ist, der mehr Realismus erwartet und sich nicht an dem entsprechend hohen Schwierigkeitsgrad stört, allen anderen würde ich dann doch eher zum guten alten Tony raten, wobei man auch dann einen Bogen um Proving Ground machen sollte, aber das ist eine andere Geschichte, die an einer anderen Stelle erzählt wird.