Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper im Test

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Wenn es um das Genre der klassischen Adventures geht, sind Xbox 360 Besitzer in der Vergangenheit definitiv zu kurz gekommen. Lediglich die durchschnittliche CSI Reihe, diverse Wallace & Gromit Episoden sowie das fabelhafte Remake von Monkey Island bringen den alten Point'n Click-Fans Freude am Xbox 360 Controller. Mit Sherlock Holmes jagt Jack The Ripper wird nun ein weiterer Titel in die unterbesetzte Familie der Xbox 360 Adventures aufgenommen. Ob sich Genrefans darüber freuen dürfen, erfahrt ihr im folgenden Review zum Spiel.


Auf dem PC hat sich der bekannteste fiktive Detektiv der Literatur, Sherlock Holmes, in einigen mitreissenden Fällen austoben dürfen. Nun steht also sein Xbox 360 Debüt an und für diese Feierlichkeit hat man sich einen ziemlich namhaften „Gegner“ ausgesucht. Jack The Ripper ist auch über 120 Jahre nach seinen Taten immer noch Synonym für einen erstaunlichen Mythos – und natürlich auch nach wie vor das Alter Ego eines unbekannten Mörders, denn der wahre Ripper wurde nie gefasst. Wenn ich euch gleich jetzt schon sage, dass das im Spiel ein wenig anders endet, ist das sicherlich kein all zu großer Spoiler, sondern etwas das man als Spieler eigentlich auch erwartet, wenn man den Adventure Marathon durch das erstmalige Einlegen der Spieledisc startet.

Die Stärken von Sherlock Holmes jagt Jack The Ripper liegen ohne Zweifel in der Erzählung der Story, die die Morde des Jack The Ripper sehr akkurat rekonstruiert und somit gleich noch als kleine Geschichtsunterrichtsstunde dienen kann. Auch die Namen einiger potentieller Täter, auf die ihr im Laufe des Spiels treffen werdet, kennen diejenigen unter euch, die sich mit der Jack The Ripper Geschichte schon mal auseinandergesetzt haben. Grund dafür ist die Adaption des Scripts aus alten Zeitungsartikeln und Polizeiberichten. Wie im echten Londoner Stadtteil Whitechapel des Jahres 1888 tötet der nur als Jack The Ripper bekannte Täter auch im Spiel insgesamt fünf Prostituierte und hinterlässt aufgrund der Brutalität seiner Morde eine Menge verwirrter Polizisten. Doch Sherlock Holmes und sein vertrauter Kumpane Dr. Watson lassen sich nicht so leicht beirren.



Das Spiel startet als Holmes und Watson in der Zeitung über den ersten Mord des „Whitechapel Mörders“ lesen. Von diesem Moment an steuert ihr sowohl Sherlock Holmes als auch Dr. Watson, diverse Abschnitte des Spiels erlebt ihr also immer nur aus einer Perspektive. Als spielerisches Hightlight lassen sich die Phasen beschreiben, in denen ihr, unmittelbar nach einem Mord, an den Tatort geht und dort das Verbrechen rekonstruieren müsst. Um einen USK 18 Sticker auf der Verpackung zu vermeiden werden die Opfer lediglich als Kreidesilhouetten auf dem Boden angezeigt, doch das reicht für den cleveren Holmes meist aus um die Rätsel zu lösen. Schließlich hat er ja euch zur Seite. Habt ihr sämtliche Beweise analysiert müssen clevere Schlussfolgerungen aufgestellt werden, die auf einer Tafel dargestellt werden. Erst wenn das Puzzle komplett ist, kann es weiter gehen. Auch die Rekonstruktion von Tathergängen oder das genaue Bestimmen von Ereignissen auf einer Zeitleiste machen richtig viel Spaß und lassen die Köpfe qualmen.

Neben diesen starken Elementen gibt es aber auch einen ordentlichen Minuspunkt. Zu viel Zeit wird im Spiel mit eintönigen Botengängen verbracht und man erhält recht schnell den Eindruck, dass man die Spielzeit hier unbedingt künstlich verlängern wollte. So ist man nicht nur der clevere Superdetektiv, sondern eben auch der Samariter von Whitechapel, der nebenbei allen noch einen Gefallen tut. Manch einer mag diese Abhandlungen lieben, für mich persönlich lenken sie zu sehr ab.

In technischer Hinsicht präsentiert sich Sherlock Holmes jagt Jack The Ripper extrem simpel. Zwar fängt man durch neblige Straßen und dunkle Seitengassen die Atmosphäre ziemlich gut ein, technisch jedoch wirkt das Spiel alles andere als sauber. Man merkt deutlich, dass es sich hier um eine PC Portierung handelt und der Titel keinem großen Budget für eine Konsolenentwicklung entspringt. Bei der Kamera bietet Sherlock Holmes jagt Jack The Ripper zwei Möglichkeiten: Eine 3rd Person Perspektive und eine Ego Perspektive. Diese können glücklicherweise auf Knopfdruck gewechselt werden, denn bei der 3rd Person Perspektive werden euch die Kamerawinkel in Kombination mit der Steuerung in den Wahnsinn treiben. Mein Tipp: Gleich in die Egoperspektive umschalten und das Spiel aus den Augen des jeweiligen Charakters genießen.

Auch beim Soundtrack wird der Spieler nur bedingt zufrieden gestellt, denn hier wird deutlich zu wenig Abwechslung geboten. Ein Stück für die (häufigen) Ladepausen und immer wieder das gleiche Lied, wenn ihr euch in Holmes' legendärer Baker Street-Wohnung aufhaltet. Ich bin mir ziemlich sicher dass noch einige andere Melodien auf die Spieledisc gepasst hätten... Die deutschen Sprecher im Spiel machen einen guten Job, aber auch hier gibt es eine Schattenseite. Deutlich zu wenig unterschiedliche Sprecher wurden benutzt, so dass ihr die gleichen Stimmen immer wieder bei unterschiedlichen Charakteren hören werdet. Ergo wieder ein Budget Problemchen, welches zwar nicht das Spiel zerstört, aber der Atmosphäre auch nicht gut tut. Auf der Disc befindet sich übrigens auch die englische Sprachfassung, bei der dieser Kritikpunkt entfällt. Einfach die Xbox 360 in der Systemsteuerung auf Englisch stellen, insofern ihr es euch zutraut, und genießen.

Gregory meint:

Gregory

Sherlock Holmes jagt Jack The Ripper ist ein gutes Adventure und alleine schon aufgrund der wenigen Alternativen auf der Xbox 360 ein zu empfehlender Titel für alle Freunde des klassischen Adventures da draussen. Die Story wird, abgesehen von den zur künstlichen Verlängerung genutzten Botengängen, sehr gut erzählt und mit den nötigen Rekonstruktionen und Schlußfolgerunden sind Gameplay Mechanismen mit an Bord, die mir besonders viel Spaß gemacht haben. Zum großen Hit reicht es aufgrund der diversen im Review angesprochenen Ecken und Kanten nicht, doch Genrefans werden eine Reihe unterhaltsamer Stunden mit dem Spiel verbringen.

Positiv

  • Zahlreiche abwechslungsreiche und knackige Rätsel
  • Interessante Story

Negativ

  • Zu wenig Abwechslung bei musikalischer Untermalung
  • Technisch ziemlich mager
Userwertung
7.9 1 Stimmen
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Sherlock Holmes jagt Jack the Ripper Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 27.11.2009
Vermarkter KochMedia
Wertung 7.2
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