
Im ersten Level offenbart sich der Grundstein des gesamten Spieles. Die Sache mit dem „beam me up“ ging offensichtlich schief und Sam findet sich in einer Arena wider. Einer Arena voller Freaks, die allesamt das Ziel verfolgen Sam den Garaus zu machen. Aber unser Protagonist war natürlich nicht so naiv ganz unbewaffnet durch die Zeit zu reisen. Eine solide Knarre mit der nützlichen Eigenschaft der Munitions-Unendlichkeit hat er schon im Gepäck, alle anderen Massenvernichtungswaffen werden ihm mit der Zeit hinterher gebeamt, darunter Schrotflinten, Maschinengewehre, ein Granat- und Raketenwerfer, sowie ein Lasergewehr. Deren Benutzung hat Sam auch bitter nötig, denn die Freaks sind in Scharen hinter ihm her. Auf eine durchdachte KI wurde dabei gänzlich - und vor allem bewusst - verzichtet. Jeder Gegner kennt nur ein Art des Angriffs: Frontal, jede Gegnerschar nur eine Strategie: von allen Seiten. Ramba-Zamba!
Los geht also die Ballerorgie. Hirn ausschalten, den Abzug betätigen und alles niedermetzeln, was sich bewegt. Und bewegen tut sich wie gesagt so Einiges: Metergroße Roboter, knochige Skelette, Kamikazeläufer, die mit viel Geschrei und ihrem Kopf in der Hand auf sich aufmerksam machen, Riesenspinnen, engelsgleiche, Backpfeifen verteilende, fliegende Frauen und wildgewordene Bullen - vielfältiger und skurriler hätte das Gegnerrepertoire nicht ausfallen können. So ballert sich Sam durch satte 40 Level und drei Zeitepochen, bis er dem Endgegner gegenübersteht. Dabei stehen ihm, neben seinen durchgeladenen Wummen, auch einige fahrbare Untersätze zur Verfügung. Der Serious-Jeep eignet sich z.B. hervorragend zum Plattfahren größerer Gegner, während die Serious-Inlineskates (!) Sam in einen Geschwindigkeitsrausch versetzen. Wer schnell sein will, aber keine Rollerblades hat, der muss einfach nur möglichst viele Gegner in möglichst kurzer Zeit niederstrecken. So erreicht man eine Art Special, der Sam temporär schneller macht und für zusätzliche Punkte bei jedem Kill sorgt.

Nachdem ich nun allerlei Worte über Gewalt verloren habe, sollte eines klargestellt werden: Serious Sam propagiert keinesfalls schonungslose und realitätsnahe Brutalität, sondern vielmehr eine skurrile, fast schon humorvolle Art der Gewaltdarstellung, die sich selbst nicht ernst nimmt. Man mag sie zwar als sinnlos und übertrieben bezeichnen, aber im Gesamtwerk wirkt sie durchaus charmant, was natürlich auch daran liegt, dass Sam nichts von seinem lässigen Charakter verloren hat und viele Situation mit einem coolen Spruch versüßt.
Grafisch zeigt sich Serious Sam - The Next Encounter von einer soliden Seite. Detailreichtum sucht man beim Waffendesign und den meist sehr weitläufigen Stages vergebens, dafür sorgen Wasseroberflächen für den ein oder anderen Hingucker. Das Leveldesign ist optisch sehr abwechslungsreich gestaltet: Wüsten, Tempel, Grünlandschaften, Wasserlevel, Höhlen und futuristisch anmutende Welten - für jeden Geschmack ist etwas dabei, sodass sich auch Langeweile frühzeitig nicht breit macht. Effekte wie Explosionen und...Explosionen gibt es ebenfalls häufig zu bestaunen. Eine starke, grafische Konkurrenz zu TimeSplitters 3: Future Perfekt stellt Serious Sam aber nicht dar.

Die Soundkulisse kann ebenfalls überzeugen. Flotte Klänge begleiten die actiongeladene Handlung, während die Schreie der Kamikaze-Gegner das nötige Panikgefühl vermitteln. Ansonsten wird der Sound vor allem durch die Waffengeräusche geprägt, da sich diese meist im Dauerbetrieb befinden.
Noch ein paar letzte Worte zum Multiplayer, denn der kann sich wirklich sehen lassen. Zum einen kann man das komplette Spiel im Coop-Modus durchspielen, was den Spaßfaktor deutlich in die Höhe treibt, zum anderen bietet Serious Sam - The Next Encounter auch die gängigen Multiplayermodi wie Deathmatch, Capture the Flag und das nervenzerreißende Gib die Bombe ab! Wem das Spiel im Singleplayer also zu wenig Tiefgang bietet, der wird mit Sicherheit (als Ego-Shooter Fan) einige lustige Multiplayerpartien damit verbringen können.
written by Thomas Wilke, © nexgam
Serious Sam - The Next Encounter ist garantiert nicht jedermanns Sache, aber das war ja auch beim Vorgänger nicht anders. Wer diesen mochte wird mit dem Nachfolgeprodukt ebenfalls seinen Spaß haben. Alle anderen können sich das Probespielen sparen, denn die zweite Begegnung der außergewöhnlichen Art fährt auf der selben Schiene wie die Erste. Wer aber Frust zu Hause hat, dem sei das Spiel besonders ans Herz gelegt :-)