
Und das dürft ihr wörtlich nehmen! Bereits in den ersten Spielminuten spart Scarface nicht mit rotem Lebenssaft, ungebetene Gäste mäht ihr im Dutzend mit eurer MG nieder. Dabei entpuppt sich die Metzel-Orgie als durchaus komfortabel: Auf Wunsch nutzt Toni Wände als Deckung und visiert das Feindvolk automatisch an. Drückt man während den krachigen Schusswechseln beherzt auf die Kreis-Taste, werden eurem virtuellen Alter-Ego verschiedene Kraftausdrücke entlockt. Die unzähligen „Fucks“ (Motherfucker!, I fuck you, Don’t fuck with me!) erhöhen eine spezielle Leiste, die euch, komplett gefüllt, in den Wut-Modus schalten lässt. Jetzt mutiert das Game kurzzeitig zum Egoshooter, der den Blutpegel nochmals steigen lässt und als netter Sekundäreffekt eure Lebensenergie auffrischt.


Anstatt nun ein belangloses Action-Spielchen um die Filmlizenz herum zu basteln, kupfert Scarface lieber bei der Pole Position des Genres ab und entpuppt sich als gediegener GTA-Klon. Angefangen in Little Havanna liegt euch ein virtuelles Miami zu Füssen, das sich frei via fahrbarem Untersatz oder per pedes erkunden lässt. Verschiedene Missionen erhöhen euer Bankkonto und Ansehen, wobei ihr mit ersterem auch Utensilien für euer ramponiertes Heim ersteht. Eine Ikea-gepimpte Villa erhöht zusätzlich euren Ruf, was wiederum weitere Missionen freischaltet.

Eher puristisch wirkt auch die Präsentation. Nette Effekte paaren sich mit ordentlich modellierten Akteuren vor einem authentisch designten 80er Jahre Miami. Vor allem der Polygon-Montana wirkt seinem Kinovorbild (Gespielt von Al Pacino) wie aus dem Gesicht geschnitten – leider sind ihm keine Gesichtsanimationen vergönnt. Bei hohem Gegneraufkommen sinkt die Framerate spürbar ab, auch die vertikale Synchronisation überfordert die betagte Emotion Engine – Sonst gibt’s jedoch nichts zu mäkeln. Als Sahnehäubchen entpuppt sich hingegen die Akustik: THX und Dolby pro Logic bilden das Gerüst für eine Slang geschwängerte englische Sprachausgabe, brachiale Sounds und einem urigen Soundtrack. Leider konnte Pacino nicht persönlich für die Vertonung gewonnen werden, sein engagiertes Double erfüllt den Job jedoch mit Bravour.
An Scarface: The World is Yours dürfen sich gängige Lizenzverwurstungen gern eine Scheibe abschneiden! Zwar gewinnt der Entwickler keinen Innovationspreis, dafür gelingt es ihm die Atmosphäre des Films mit einem gelungenen Gameplay zu verbinden. Für höhere Wertungsregionen mangelt es den Missionen jedoch etwas an Substanz. Volljährige Pacino-Fans sollten schon mal ihre PS2 vorwärmen!