Wenn ihr einen Grand Prix markiert scrollt ein unauffälliger, kurzer Text am unteren Bildschirmrand der auf Rennen und Strecke einstimmt – Jeder der einmal Hand an Gran Turismo 3: A-Spec gelegt erlebt solche Dejavus am laufenden Band. Eine ernsthafte Rennsimulation muß sich heutzutage zwangsläufig einen Vergleich mit GT3 gefallen lassen, doch wie offensichtlich Riding Spirits beim Genreprimus klaut ist einfach nur enttäuschend.

Kurven sollte nicht allzu eng genommen werden, um keinen unnötigen Ausritt in das Kiesbett zu riskieren.
Ihr habt die Wahl zwischen zwei Schwierigkeitsgraden vor jedem Rennen, die entweder Arcade Gameplay oder strenge Simulation bieten. Bei ersterem verhalten sich die Bikes wie bullige Familienwagen die bei der kleinsten Gelegenheit untersteuern, des weiteren ist der erforderliche Bremsweg übertrieben gestreckt und unrealistisch lang, so das ihr quasi keine Chance habt einen plötzlich in eure Fahrtlinie einbrechenden Konkurrenten auszumanövrieren.
Im Simulationsmodus ändert sich das konservative Trägheitsverhalten eurer Zweiräder nicht, stattdessen werdet sobald ihr auch nur einen Grashalm außerhalb der Strecke berührt mit einem beherzten Sturz konfrontiert. Die meiste Zeit seit ihr also damit beschäftigt die (leider) analog abgefragten Buttons bis zum Anschlag durchzudrücken um durch starkes Bremsen bzw. Beschleunigen auf den Verlauf der Strecke reagieren zu können – irgendwann ist Aufmerksamkeit eher auf den Zustand des gepeinigten Controllers gerichtet als auf Renngeschehen und Platzierung.
Für einen GT3-Klon ist auch der obligatorische Karriere-Modus (originellerweise Riding Spirits Mode genannt :o) überraschend kurz ausgefallen. Ihr habt hier die Wahl zwischen drei fast schon unmenschlichen Schwierigkeitsgraden, die jeweils sechs bis zwölf einzelne Strecken umfassen. Im Gegensatz zu GT3: A-Spec müsst ihr daher leider ein und dieselben Rennen immer wieder absolvieren um genügend Bares für neue Investitionen zu verdienen, wie z.B. schnellere Superbikes oder Upgrades a la Öl-Kühler und ECUs. Immerhin dürfen sich kreative Naturen in der Werkstatt austoben und an den Werten für Bremsen, Reifen etc. herumschrauben. Neben den Riding Spirits Rennen könnt ihr auch unter dem Menüpunkt Quick Race auf insgesamt sieben Strecken austoben.
Die Grafiken bieten als einziger Lichtpunkt des Games gehobenen Genredurchschnitt. Die Bikes und Strecken geben sich zwar nicht übermäßig komplex und detailliert, dafür haben die Tracks ein abwechslungsreiches Design die Emotion Engine lässt durch nette Lichtspielereien ihre Grafikmuskeln spielen: Brettert ihr im korrekten Winkel über die weitläufigen Pisten, sich ihr Sonnenreflexionen auf der Piste und bei scharfen Kurven sprüht die gepeinigte Karosserie eures schnelles Untersatzes Funken. Wie die meisten Konkurrenzprodukte werden Randobjekte wie Menschen und Bäume nur durch veraltete und schlecht animierte Bitmap-Technik dargestellt, aufgrund des drögen Gameplays habt ihr aber ohnehin kaum Zeit euch näher mit der Umgebung zu beschäftigen. Leider kann die Akustik nicht mit der soliden Optik mithalten, dafür hat der Motorensound eurer Höllenbikes einfach zu wenig Klang,,, kommt zu hoch und leicht rüber.

Auch wenn es hier nicht danach aussieht: die Grafik von Riding Spirits kann sich sehen lassen.
Grade bei PS starken 250cc und 400cc Bikes vermisst ihr den Mangel an prägnanten Basssounds. Noch schlimmer stets um die „musikalische“ Untermalung, die ihr während der Rennen und Replays auf die Ohren bekommt – man wird das Gefühl nicht los, dass sie mit einem Mittelklasse Casio Keyboard eingespielt wurden.
Selten hatte ein Racing Game so viel verschenktes Potenzial wie Riding Spirits. Einst als intelligente Gran Turismo-Alternative mit Motorbikes angekündigt, krankt das fertige Produkt an unausgereifter Präenstation, vielen Designmängeln und einer ebenso unrealistischen wie überzogenen Steuerung. Auch wenn der absolute Oberflieger in Sachen Motorad-Sim bisher ausblieb gibt es deutlich bessere Produkte auf dem Markt.