Operation Vietnam im Test

Nintendo DS
Erinnert sich noch irgendjemand an den Gizmondo? Den ambitioniertesten Flop in der Videospielgeschichte? Von mangelnder Herstellerbindung über fehlendes Advertisement bis hin zu kriminellen Machenschaften wurde ja so ziemlich alles von der Chefetage unternommen, um den nur in England und den USA veröffentlichten Handheld sang- und klanglos untergehen zu lassen. Für eben jenes Gerät war lange Zeit eine von den wenigen Fans heiss erwartete Umsetzung des Taktik-Shooters Conflict Vietnam angekündigt, die sogar auch fast vollständig fertig programmiert wurde, dann aber im Zuge des Zusammenbruchs von Gizmondo Hersteller Tiger Telematics nie den Weg in die Händlerregale fand. Majesco (in Europa Eidos) hat nun die Rechte an dem Titel übernommen und bringt das Spiel als Operation Vietnam auf den Nintendo DS. Ob die Nintendo DS Adaption mit dem als Beta Version im Internet frei erhältlichen Gizmondo Pendant mithalten kann oder ob die Umsetzung des Spiels vom mehr als 300 Mhz schnelleren Gizmondo einfach zu viel für den vergleichsweise schwachbrüstigen Nintendo DS ist, gibt es jetzt im Test zu lesen.

Hintergrund von Operation Vietnam ist wie nicht anders zu erwarten der Vietnam Krieg, diesmal seid ihr mit einer vier Mann starken Specialforce unterwegs, deren Hubschrauber gleich zu Anfang des Spiels über dem Dschungel von feindlichen Vietcong abgeschossen wird. Mit im Team sind ein Sniper, ein Medic, ein Spezialist für schwere Waffen und der Anführer der Truppe, schlicht Sarge genannt. Shootertypisch spielt ihr das Spiel aus der Vogelperspektive, wobei die halbautomatische Kamera meist mit euren Bewegungen mitscrollt, an wichtigen Punkten kann es aber auch vorkommen, dass sie sich zentriert um wichtige Gebiete besser zur Geltung kommen zu lassen. Gesteuert wird per Steuerkreuz, ein Knopf dient zum Feuern, zwei weitere zum Werfen von Granaten und Rauchbomben (zur Markierung von Zielen für Luftangriffe) und ein weiterer zum schnellen Benutzen von Health Packs. Beim Zielen unterstützt euch übrigens ein Autoaim, dass aber leider nicht 100% geglückt ist - gerade beim schrägen Anlaufen der Gegner kriegt ihr nur schwierig ein Ziel erfasst.


Im Grunde genommen spielt sich jede Mission nach Schema F: alles töten, alle Items einsammeln und zum Schluss den Levelausgang finden bzw. Bossgegner besiegen. Aufgelockert wird das ganze durch kleine Aufgaben, wie Teilen der vietnamesischen Zivilbevölkerung zu helfen, Waffenlager zu zerstören oder kleine Schalterrätsel zu lösen. Zudem solltet ihr auf Sprengfallen, Minen und Gongs, die zum Rufen von Verstärkung überall in den Stellungen der Vietcong verteilt stehen, achten. Hier gilt es möglichst schnell den zum Gong eilenden Wachmann auszuschalten. Gegnerisches Feuer wird übrigens shootertypisch durch kleine (unrealistisch langsam fliegende) Kugeln dargestellt, so dass ihr die Möglichkeit habt durch geschickte Bewegungen dem Feindbeschusss auszuweichen. Leider weichen eure, im Gänsemarsch hinter euch herlaufenden Kameraden nur bei feindlichem Granatbewurf geschickt aus, ansonsten werden sie leider zu oft unnötig zu Kanonenfutter für die Gegner. So kann es (wenn ihr nicht aufpasst) passieren, dass euer Team in Sekundenbruchteilen niedergemäht wird. Die KI eurer Teamkameraden ist übrigens sehr schwankend, so kommt es schon mal vor dass eure Kameraden den ganzen Bildschirm alleine säubern, meistens schiessen sie aber wenig und dackeln euch nur hinterher.

Um euch noch mehr Möglichkeiten für taktische Manöver zu bieten, könnt ihr euer Team auch trennen und alleine oder in Zweier- oder Dreiergruppen vorgehen. Dabei solltet ihr die besonderen Fähigkeiten und Schwächen eurer Soldaten genau kennen und in eure Vorgehensweise mit einbeziehen, denn der Medic kann zum Beispiel Teamkameraden stärker heilen, hat dafür aber nur eine leichte Bewaffnung. Der Scharfschütze eignet sich gut zum Fernkampf, ist aufgrund der geringen Feuerrate aber schwach im Nahkampf und Gleiches gilt für den Spezialisten für schwere Waffen, der mit seiner Bazooka zwar viel austeilen kann, dafür aber sehr wenig Treffer verträgt. Der Sarge stellt dagegen mit seinem Sturmgewehr sozusagen den Allrounder dar und ist in nahezu jeder Lage zu gebrauchen.


Ist taktisches Vorgehen bei den Ersten Kontakten mit VC-Milizen noch nicht sonderlich erforderlich, wird es zunehmend wichtiger und gerade in den späteren Missionen mit feindlichen Panzern, Kanonentürmen und wahren Gegnermassen habt ihr ohne die richtige Taktik kaum eine Chance. So steigt der Schwierigkeitsgrad relativ schnell an, so dass ihr sicher einige Versuche benötigen werdet, um manche Missionen zu erledigen. Dabei kann es vorkommen, dass manche Missionen einfacher sind als die vorherigen, da ihr nicht immer mit allen vier Soldaten gleichzeitig spielt,,, am Anfang seid ihr z. B. mit dem Sarge alleine unterwegs und auch später seid ihr des Öfteren in Zweierteams unterwegs.

Gerade wenn man ein bischen Übung hat, können die Missionen, in denen man den Waffenspezialisten oder den Scharfschützen unter seiner Kontrolle hat, erstaunlich einfach werden. Um eure Vorräte an Spezialwaffen und Healthpacks aufzufüllen, liegen in den Leveln meist in zerstörbaren Kisten und Tonnen zu findende Healthpacks, Granaten und Airstrike Marker herum - wenn ihr Glück habt, findet ihr sogar manchmal eines der wenigen versteckten Vietcong Versorgungslager zum Plündern. Damit ihr die Verstecke auch finden könnt, wird auf dem unteren Bildschirm jederzeit ein Teil der Übersichtskarte eingeblendet, per Klick auf selbige lässt sich dann auch die ganze Map einsehen. So verpasst ihr nichts,,, eine Verbesserung zum „ein Bildschirm Original“, wo ihr noch mühsam umschalten musstet.


Granaten können wie auch die Airstrike Marker unabhängig vom Charakter eingesetzt werden und verschaffen euch einen ordentlichen Vorteil, gerade im Kampf gegen Panzer oder Bunkeranlagen, die wie bei Gauntlet unendlich viele Gegner ausspucken ehe sie zerstört werden. Bei den Luftangriffen solltet ihr aber tunlichst vermeiden in euer eigenes Sperrfeuer zu rennen, da ihr die Unachtsamkeit sonst schnell mit eurem Leben bezahlt. Sind die normalen Missionen noch von Taktik geprägt, kommt bei den Bosskämpfen wahres Oldscoolshooterfeeling auf. Hier heisst es Schussmuster auswendig lernen und Ballern was das Zeug hält! Ihr startet die Missionen übrigens immer mit einer festgelegten Anzahl an Spezialwaffen und Healthpacks, ein "Aufsparen" für die nächste Mission bringt also nichts. Sollte einer eurer Kameraden während des Kampfes fallen, ist wie in den Conflict Teilen auf den Heimkonsolen noch nicht alles verloren, so liegen die schwer verwundeten erst einmal kampfunfähig auf dem Boden, bis ihr sie von einem Teammitglied gerettet werden, indem man ein Healthpack in direkter Nähe benutzt. Da die Healthpacks in einem kleinen Umkreis wirken, könnt ihr so auch, wenn ihr´s geschickt anstellt, die ganze Truppe auf einmal heilen. Speichern könnt ihr im Gegensatz zur Gizmondo Version leider nicht überall und Rücksetzpunkte gibt es leider auch wenige. Dadurch wird die Umsetzung noch mal einen Zacken schärfer, als das Original. Glücklicherweise wurde an Rücksetzpunkte vor den Bosskämpfen gedacht, sodass hier wenigstens kein Frust aufkommt.

Insgesamt gibt es zehn Missionen und wenn es euch gelingt, eine bestimmte Anzahl an Gegnern zu besiegen und alle in den Leveln verstreute Dogtags (Erkennungsmarken) zu finden, könnt ihr nochmal soviele Bonusmissionen freispielen. Die Bonusmissionen sind aber nur als kleiner Anhang zu verstehen, mehr als alle VC- Soldaten bzw. mehrere Panzer auf engstem Raum zu besiegen oder alle Dog Tags in einem von Pacman inspirierten Labyrinth einzusammeln, gibt es nicht zu tun. Leider könnt ihr nach dem Durchspielen nicht ohne weiteres eine neue Kampagne starten, da nur ein Spielstand angelegt werden kann und ihr bei einem Neustart alle Daten samt freigespielten Bonusmissionen verliert.


War die Grafik auf dem Gizmondo nur Mittelklasse, so geht sie trotz Abstrichen auf dem Nindendo DS als gelungen durch. So ist die Auflösung zwar niedriger, wodurch das Bild etwas unscharf wirkt und auch der Bildausschnitt um etwa 20% kleiner ist, dank kräftigerer Farben und hellerer Umgebung könnt ihr aber trotzdem alles genau erkennen. Zudem wurden die meisten Texturen an die Nintendo DS Verhältnisse angepasst und neu gezeichnet, dafür wurde die Grafik sogar um kleine Details wie über den Boden kriechende Schlangen und umherflatternde Schmetterlinge erweitert und wirkt so noch mal etwas lebendiger als in der Gizmondo Version.

Auch die Dschungelatmosphäre wurde gut eingefangen. So gibt es die komplette Flora von Büschen, über Palmen bis hin zu Farnen und Schlingpflanzen. Wasserläufe, Hügel und Dörfer samt Wäscheleinen und Nutztieren bringen noch mal zusätzlich Abwechslung. Eure Teammitglieder und auch die gegnerischen Vietcong sind aber leider nicht sehr hübsch geworden und erinnern nicht nur von ihrer Grösse her frappierend an Fussoldaten aus dem Command & Conquer Universum. Panzer, Befestigungsanlagen, MG Stellungen und die fetten Endgegner sind hingegen sehr gelungen, grafisches Highlight sind hier sicherlich die Feuereffekte der Flammenwerfertürme und die Explosionshagel der Luftunterstützung, wobei die Grafikengine eurem Nintendo DS aber zu keinem Zeitpunkt Höchstleistungen abverlangt.

Um dem obersten Gebot Nintendos, der Familienfreundlichkeit gerecht zu werden, haben die Entwickler von Coyote Console die Gewaltdarstellung im Gegensatz zur Gizmondoversion stark heruntergeschraubt. Wo in der Originalversion noch Körperteile nach Explosionen durch die Luft flogen, kriegt ihr jetzt comichafte Einblendungen wie „POW“ oder „BOOM“ zu sehen und auch die Todesschreie der Gegner sind nicht mehr ganz so heftig. Warum die Standbilder der Zwischensequenzen neu gezeichet wurden und warum man sich diesmal für einfachere Zeichnungen entschieden hat bleibt schleierhaft. Beim Sound wird durchschnittliche Qualität abgeliefert, so hört ihr nur während der Menüs Musik und auch die Soundeffekte sind weder zahlreich noch sonderlich erwähnenswert.

Philipp meint:

Philipp

Wegen des schlechteren Savesystems und der systembedingt unschärferen Grafik als auf dem Gizmondo gibt es leichte Abzüge in der Spielspasswertung, ansonsten ist die Umsetzung aber vorbildlich gelungen. Da das Spiel aber schon auf dem Gizmondo kein absoluter Kracher war, bleiben ihm auch auf dem Nintendo DS (zumal hier eine härtere Konkurrenzsituation als auf dem Gizmondo herrscht) höhere Wertungen verschlossen. Ein guter Titel bleibt er aber dennoch und wer Lust auf ein gutes Shoot`Em Up mit taktischer Note hat, kann Operation Vietnam ruhigen Gewissens auf den Wunschzettel für Weihnachten setzen. Nur Geduld sollte mitgebracht werden, wenn man sich nicht die Zähne an dem knackigen Schwierigkeitsgrad ausbeissen will.

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Operation Vietnam Daten
Genre Action
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 02.11.2007
Vermarkter Eidos
Wertung 6.6
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