Nach dem Superbowl liegen hiesige Anhänger des American Football bis Anfang September auf dem Trockenen. Da ist es schön, dass den Fans von EA zum genau richtigen Zeitpunkt ein Spielchen geschenkt wird, das sich dem Leder-Ei widmet - NFL Tour. Tour? Richtig, denn es hat eine Namensänderung gegeben...
Bei NFL Tour handelt es sich nämlich um den inoffiziellen Nachfolger von NFL Street. Aus den dreckigen Hinterhöfen wurden pompöse Arenen gemacht und es wurden Regeln hinzugefügt - der Mix daraus sollte nun einen spaßigen, aber dennoch seriösen Arcade-Footballtitel ergeben.
EA hat also den Sandkasten hinter sich gelassen und fährt mit einer neuen Idee größeres Geschütz auf, um auch Fans der akribischen Simulation, die traditionell eher bei EA's Madden beheimatet sind, für den auf Spielbarkeit getrimmten Spaßtitel gewinnen zu können. Im Hauptmenü findet sich wie immer zunächst ein Schnellspiel-Modus, der recht gut für den Einstieg geeignet ist. An weiteren Modi lassen sich Online-Spiel, eine Freundschaftsspiel-Option, Smash & Dash und Redzone Rush finden. Dazu aber später mehr.
Das Herzstück in NFL Tour ist der namensgebende Tour-Modus. Bevor es allerdings losgeht, dürft ihr euch einen eigenen Spieler zusammenstellen, den ihr dann in eurem ausgewählten Team platziert. Die Einstellungsmöglichkeiten beschränken sich jedoch auf Schablonen von Kopf, Körper und Kleidung - umfangreiche und detailreiche Individualisierungen sind nicht möglich. Danach wird die Position des Football-Profis ausgewählt und es werden ein paar Skillpoints auf Fähigkeiten wie Speed, Catching, Blocking und ähnliches verteilt.
Nun reist ihr mit eurem Team durch verschiedene Städte der Vereinigten Staaten, so wie San Diego, San Francisco, Chicago oder Washington als letzte Station. Hier wird dann das Endspiel ausgetragen. Hat man sich während der Tour beweisen können, steht am Ende ein NFL-Vertrag für den selbstgemachten Spieler zur Verfügung - das große Geld winkt also.
Kommen wir nun zum Gameplay. Die Simulationssteuerung aus den konventionellen NFL-Titeln wurde nicht übernommen, andererseits haben auch die Tricks der Street-Franchise die Überarbeitung nicht überlebt. Insgesamt geht die intuitive Steuerung sehr leicht von der Hand. Nur ein paar Spielzüge reichen, um einzusteigen und das Spiel souverän gewinnen zu können. Dies liegt allerdings nicht zuletzt an dem recht mager bestückten Playbook. Nur ein paar Hände voll Pass-, Lauf- und Abwehrzügen bieten sich zur Auswahl an - so findet man schon nach einiger Zeit keine Alternativen mehr und beschränkt sich auf einige wenige erfolgsversprechende Manöver. Die Playbook-Taktiken aus den original NFL-Titeln waren sehr viel umfangreicher und boten eine riesige Auswahl - dem ist hier nicht so.
Schön und gut, würden die Tricks nicht auch noch fehlen. Die bei NFL Street mit Punkten bewerteten Moves fehlen bei NFL Tour ganz. Zwar gibt es einen weiten Sprung und Wallrun, allerdings gibts hierfür keine Punkte. Und das war's dann auch schon - keine weiteren tollen Tricks sind ausführbar. Das Spiel beschränkt sich ganz und gar auf das taktiklose, gut spielbare Footballspiel. Auch Kicks wurden komplett ausgelassen - keine Conversion durch Fieldgoals, kein Punt, kein Kickoff. Als Bilanz bleibt ein - sagen wir mal - nicht allzu umfangreiches Bewegungsrepertoire.
Das was sich nun Gameplay schimpft ist aber wirklich gut spielbar. Die Pässe gehen leicht von der Hand und im Kontakt mit Gegenspielern muss man entweder schnell den X-Button antippen oder solange mit dem Controller wedeln (Stichwort: Tilt-Sensor), bis man den Gegner abgeschüttelt hat. Auch im Defensivverhalten kommen solche Methoden zum Einsatz. Da der SIXAXIS-Sensor recht inflationär eingesetzt wird, werden nach ein paar Spielen die Arme schnell lahm - eine nervige Angelegenheit oder ein trainierender Nebeneffekt? Entscheidet selbst. Bei mehreren Gegnern, die sich mit entschlossenem Blick auf den eigenen Footballer schmeißen, ist es aber nicht mehr möglich dem Fall irgendwie zu entgehen. Als taktische Auswahlmöglichkeiten gibt es, wie in jedem NFL-Spiel, entweder die Möglichkeit sich per Lauf durch die Menge zu kämpfen oder einen geschickten Pass zu einem Receiver zu spielen, der sich dann durch Schnelligkeit hinter die Touchdown-Linie bringen kann. Das arcadelastige Gameplay ist durchaus spaßig, aber auch das nur für eine kurze Zeit - Langzeitgamer haben bei diesem Spiel nichts zu suchen.
Kommen wir nun zu den weiteren Modi. Im Modus Smash & Dash muss man Punkte sammeln, indem man den Ball lange hält und den Gegnern geschickt ausweicht. Ist man in der Defensive, verfolgt man den Ballträger und erhält Punkte durch Fumbles (Ball fallen lassen) und harte Tackles. Bei Redzone Rush zählen lediglich die Touchdowns. Ist man im Ballbesitz, muss man bis zu zwei Verteidiger überwinden und in einem Spielzug in die Touchdown-Zone kommen. In der Verteidigung, muss man den Gegner an genau diesem Vorhaben hindern. Der Online-Modus bietet Ranglisten- und normale Spiele. Bei ersterem kann man auch Statistiken und Leaderboards einsehen, um zu sehen, wer derzeit der beste NFL-Tour-Spieler ist. In Lobbies kann man sich zudem mit Spielern gleicher Klasse (Beginner, Advanced etc.) treffen, um so faire Matches austragen zu können. Ein insgesamt ordentlicher Online-Modus!
Grafisch präsentiert sich NFL Tour sehr farbig. Die Arenen sind sehr bunt ausgeschmückt, ähneln sich von Stadt zu Stadt aber zu sehr. Den Unterschied zwischen den einzelnen Städten erkennt man kaum, nur bei genauerem Hinsehen lassen sich einige Unterschiede ausmachen. Neben den schönen Scheinwerferspielen wird jeder Touchdown mit einem fulminanten Feuerwerk gefeiert - insgesamt famose Lichteffekte. Auch die Spieler bieten flüssige Animationen. Die Umgebungsgrafiken wurden allerdings etwas lieblos gestaltet, sehen teilweise unförmig und unbeweglich aus - ein kleiner Wehrmutstropfen bei einem insgesamt netten Grafikbild.
Untermalt wird das ganze von einem rockigen Soundtrack, der das Spielgeschehen schön auflockert. Kommentator und Fangemeinde überzeugen in diesem EA-Titel allerdings nicht ganz so wie sonst. Neben den zumeist nervigen Kommentaren sind die Fans ungefähr so atmosphärisch wie bei einem Golfspiel - schade, denn wir wissen, wie gut Electronic Arts so etwas kann.
Renke meint:
Ich hätte mehr von dem inoffiziellen Nachfolger von NFL Street erwartet. Der magere Umfang und das simplifizierte Gameplay bieten nicht besonders viel für längere Zeitinvestitionen. Die Steuerung ist zwar intuitiv und leichtgängig, bietet nach einiger Zeit aber nichts Forderndes, wird öde und langweilig. Entsprechend stellen auch Online-Modus und Minispiele später keinen Reiz mehr dar. Die Präsentation ist insgesamt gut, weist hier und da allerdings ein paar Fehlerchen bzw. Lieblosigkeiten auf. Der sonst so gute EA-Sound fehlt hier, weder Kommentatoren noch Fans sind wirklich gelungen. Arcade-Fans dürfen einen Blick wagen, Anhänger der Madden NFL-Serie bleiben hingegen bei ihrer ernsthaften Alternative.
Ich hätte mehr von dem inoffiziellen Nachfolger von NFL Street erwartet. Der magere Umfang und das simplifizierte Gameplay bieten nicht besonders viel für längere Zeitinvestitionen. Die Steuerung ist zwar intuitiv und leichtgängig, bietet nach einiger Zeit aber nichts Forderndes, wird öde und langweilig. Entsprechend stellen auch Online-Modus und Minispiele später keinen Reiz mehr dar. Die Präsentation ist insgesamt gut, weist hier und da allerdings ein paar Fehlerchen bzw. Lieblosigkeiten auf. Der sonst so gute EA-Sound fehlt hier, weder Kommentatoren noch Fans sind wirklich gelungen. Arcade-Fans dürfen einen Blick wagen, Anhänger der Madden NFL-Serie bleiben hingegen bei ihrer ernsthaften Alternative.