Neuro Hunter im Test

Die Story von Neuro Hunter ist in einem Zukunfts-Setting angesiedelt, in dem ein mächtiger Großkonzern die Kontrolle über die Welt beansprucht. Hauptcharakter "Hunter" verdient sich in diesem düsteren Szenario durch seine außergewöhnlichen Programmier-Fähigkeiten als Experte für Netzwerke und Kommunikation. Als er eines Tages einen Routine-Auftrag für die Corporation ausführen will, verschlägt ihn eine Explosion unweigerlich in einen mysteriösen Höhlenkomplex, der von Gefangenen, Minenarbeitern und grausamen Mutanten bewohnt wird. Hunter muss einen Weg zurück an die Oberfläche finden und das Geheimnis um den sogenannten "Hacker" lösen, der diese rätselhafte Welt zu beherrschen scheint.
Fortan steuert ihr Hunter aus der First Person Perspektive durch die "einladenden" Gänge der Spielwelt. Euer Abenteuer beginnt in einem finsteren Minenstollen, in dem euch ein hilfsbereiter Bewohner darauf hinweist, dass ihr nur über die naheliegende Bergbaukolonie nach oben gelangen könnt. Gesagt, getan, und mit einem Blick auf die einblendbare Map machen wir uns auf den Weg zum Eingang der Kolonie. Der dortige Wachmann knüpft den Einlass jedoch an die Bedienung, dass wir ihm seinen verloren gegangenen Helm wiederbeschaffen müssen. Eine typische Quest steht also an, bei der wir auch auf erste Gegner treffen werden. Wir bewaffnen uns folglich über das Inventar mit einem gefundenen Käsemesser und treffen kurze Zeit später auf eine hässliche Spinnen-Kreatur, die wir in einem hektischen Kampf erledigen. In einem Container finden wir dann auch den geforderten Helm und übergeben ihn dem Wachmann, der uns daraufhin in die Kolonie eintreten lässt...
Auch im weiteren Spielverlauf laufen die Quests nach diesem Schema ab: bestimmte NPCs geben euch wichtige Hinweise, die euch dann zum eigentlichen Auftraggeber führen. Dieser entsendet euch zumeist auf eine Mission mit mehreren Unteraufgaben. Beispielsweise müsst ihr drei Minenbewohnern bei ihren individuellen Problemen helfen, damit euch der Kolonie-Ingenieur den Zugang zu einem Aufzug gewährt. Allgemein spielt die Interaktion mit Charakteren eine wichtige Rolle im Spiel, denn die NPCs geben euch wie erwähnt Hinweise, bieten Nebenquests an oder treiben Handel.
Ganz Rollenspiel-typisch erhaltet ihr in Neuro Hunter natürlich Erfahrungspunkte für erledigte Monster oder Aufträge. Habt ihr genügend dieser Punkte gesammelt könnt ihr die sogenannten Neuroaxons auf die Fähigkeiten Waffenkenntnis, Intuition, Konstitution, Stehlen,Konstruktion, Codes knacken und Programmieren verteilen. Habt ihr eine neue Fähigkeitsstufe erreicht, könnt ihr stärkere Waffen tragen, neue Gebiete erreichen oder Gegner früher ausfindig machen. Zusätzlich dürft ihr gelegentlich auf Neuro-Implantate a la Deus Ex zurückgreifen, die euer Können ebenso beeinflussen.
Das Konstruktions-Feature ist sicherlich einer der hervorhebenswertesten Punkte des Spiels. So könnt ihr mit einer entsprechenden Bau-Vorlage Objekte aus eurem Inventar zu gänzlich neuen Gegenständen zusammenschrauben. Zum Beispiel kombiniert ihr aus Stahlplatten und Schrauben eine Rüstung, bastelt aus einem Rohr und Aufsatz einen beinharten Schläger oder mischt diverse Pflanzen zu einem Likör, den ihr gewinnbringend beim Händler verkauft. Eine interessante Idee, die gelungen ins Spiel integriert wurde.
Das mag sich bisher zwar alles ganz nett anhören, allerdings krankt Neuro Hunter unter zahlreichen Schwächen, die den Spielspaß deutlich nach unten ziehen. Die absolut altbackene Präsentation inklusive umständlichem Slot-Inventar lockt im Jahr 2005 keinen Spieler mehr vor den Bildschirm, auch die Storyline kann mit ihren seichten Dialogen nicht fesseln. Einfach nur nervig sind dagegen die Code-Spielereien (Symbol-Reihenfolge muss durch stures Ausprobieren geknackt werden), die ihr vor dem Öffnen jeder (!) noch so kleinen Kiste absolvieren müsst. Eine ausgefallene Idee, die nichtsdestotrotz etwas belanglos erscheint, sind die Cyberbattles. Hier bewegt ihr verschiedene Cyber-Figuren über ein Spielfeld, um einen Prozessor zu übernehmen.
Leider kann das Spiel auch grafisch nicht punkten, denn eintönige Levels, pampige Texturen und lachhafte Kampf-Animationen sorgen nicht gerade für Freudensprünge beim Tester. Einziger Lichtblick sind die gerade noch ordentlichen Charaktermodelle. Womit wir auch schon beim Sound wären, der bei einem RPG ja gerade in Sachen Atmosphäre von Bedeutung ist. Davon ist in Neuro Hunter jedoch nichts zu merken, denn die belanglose Hintergrund-Musik und mangelhafte Sound-Effekte sorgen keineswegs für düstere Höhlen-Stimmung. Wenigstens bei der Synchronisation hat man sich noch einmal ins Zeug gelegt und bekannte Sprecher (Sharon Stone, Bruce Willis) für die Dialoge engagiert.
Marcel meint:
Positiv
- nette RPG-Features
Negativ
- altertümliche Präsentation
- stupide Kämpfe
Userwertung
Ich konnte Neuro Hunter in Belangen wie dem cleveren Konstruktions-Feature und den ordentlich eingebundenen RPG-Elementen wirklich etwas abgewinnen, allerdings reissen fehlende Atmosphäre, miese Präsentation und hektische Kämpfe den Spielspass ganz klar nach unten. Wer auf Action-RPGs der alten Schule steht und sich nicht an altbackener Spielmechanik stört, kann einen Blick auf den Titel werfen.