Willkommen in der Welt von Myst!
In Myst, einem der meistverkauftesten Spiele (plattformübergreifend) überhaupt, wird der Spieler durch ein gleichnamiges Buch in eine völlig fremde Welt geschleudert. Ohne klares Ziel ist man auf einer verlassenen Insel gefangen und erforscht die Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner. Man findet alte Schriften, setzt Maschinen in Gang und letztlich reist man sogar durch Raum und Zeit. Bei jedem Fortschritt der Story durch eingestreute Dokumente oder Videosequenzen kommt man so dem schrecklichen Geheimnis des Buches Myst und seiner Welt einen Schritt näher.
Was will uns der Autor damit sagen!?
Erlebt wird das Spiel dabei aus der Ego Perspektive. Per Cursor klickt man sich durch vorgerenderte Bilder und bewegt sich so Stück für Stück auf vorgegebenen Pfaden durch die fremde Welt. Bei manipulierbaren Objekten wie Buchseiten oder Ventile wechselt das Cursorsymbol sinngemäß und weist auf eine Interaktion hin. Die Rätsel die es zu meistern gilt sind größtenteils recht logisch. Wer beispielsweise wissen will wo die Stromversorgung für Gerät X ist braucht nur dem Kabel zu folgen und kommt so zum Generator.
Doch so leicht ist es meist nicht. Im Gegenteil, wer alle Rätsel ohne Hilfe schafft darf stolz auf sich sein. Wenn man es denn schafft, denn die Hinweise sind knapp und die Zusammenhänge oft nicht leicht zu erkennen. Noch dazu ist das Spiel komplett in English und man sollte die Sprache schon recht gut beherrschen, da jedes Detail wichtig sein kann. Was hier geboten wird dürfte auch so manchen erfahrenen Spieler zur Verzweiflung bringen. Nur sehr geduldige Rätsel Freaks sollten sich daher an dieses Spiel wagen.
English please - das Spiel ist komplett in der angelsächsischen Sprache gehalten!
Denn sonst hat Myst nichts zu bieten. Keine Action, nur Rätsel. Wen wundert es da, dass sich die Verkaufszahlen des Lösungsbuches nicht hinter denen des Spiels zu verstecken brauchen. Zur Freude aller kann aber jederzeit gespeichert werden. Wer kein Memory Track besitzt, kann sogar alternativ ein nicht gerade kurzes Password bekommen.
Die Spielwelt wirkt recht plastisch und war damals sehr beeindruckend. Zwar wirkt die Optik heutzutage recht detailarm und Animationen wie fliegende Vögel sind sehr rar. Zusätzlich bietet Myst nicht mal Fullscreen. Doch überzeugt das fremdartige aber realistische Design und teils fantasievolle Settings. Die Musik ist sehr stimmungsvoll und Sound-FX sind nicht nur so da, sondern können indirekt sogar Hinweise zur Lösung eines Rätsels geben.
Wer sich nicht an der etwas veralteten und leblosen Rendergrafik stört, kann noch immer in eine unbekannte Dimension eintauchen. Aufgrund der vorberechneten Bilder sind Ladezeiten allgegenwärtig. Doch hier spielt der Jaguar seinen größten Trumpf aus. Im Vergleich zu den anderen Konsolenumsetzungen dieses PC Hits klickt man sich bei der Raubkatze nur mit kleinen Verzögerungen durch die Bilder. Nur bei animierten oder interaktiven Elementen dauert es etwas länger. Umso beeindruckender wird das ganze, da die Grafik nur minimal schlechter ist wie auf Saturn oder 3DO. So wird das Abenteuer merklich flüssiger was sich wiederum positiv auf die Atmosphäre auswirkt.
Myst ist ein Spiel an dem sich die Geister scheiden. Die einen sagen langweiliger Grafikblender…die anderen geniales Rätselspiel. Es ist definitiv kein Titel den man uneingeschränkt empfehlen kann. Wer auf Action steht, Humor sucht oder eine pompöse Story a la MGS2 erwartet sollte einen (sehr) großen Bogen um Myst machen. Ist man auf der Suche nach einer Herausforderung und scheut keine harten Rätsel ist man schon eher richtig. Das Gameplay ist zeitlos, nur die Technik hat etwas gelitten. Die Jaguar Version braucht sich jedenfalls trotzdem nicht vor den anderen Umsetzungen zu verstecken. Im Gegenteil, sie spielt sich sogar noch etwas flotter!