

Ob Regen oder Sonnenschein, die Moto GP Fahrer trauen sich bei jedem Wetter auf die Straße.
Das Hauptmanko des leicht veralteten Vorgängers war schon immer der lächerliche Umfang. Gerade mal fünf verschiedene Kurse durfte man unsicher machen. Zwar strotzt auch Moto GP 2 nicht gerade vor Vielfalt, aber immerhin bietet es doppelt so viele Strecken wie das Original. Was die Modi angeht, wird genau das geboten, was man von einem Rennspiel erwartet. Neben dem schnellen Einzelrennen und der Zeitattacke ohne Gegner darf man auch eine komplette Weltmeisterschaft in Angriff nehmen oder gegen einen zweiten menschlichen Zocker antreten. Lediglich wenn man im Hauptmenü die Herausforderung wählt, wird eine Spielvariante geboten, die man nicht überall findet. Hier hat man die Auswahl zwischen einigen Dutzend Aufgaben, deren Erfüllung mit Bildern, neuen Motorrädern oder anderen Überraschungen belohnt wird. Für den Einzelspieler bietet das Game dank einstellbarem Schwierigkeitsgrad, den vielen Mini-Missionen und der Weltmeisterschaft genügend Langzeitmotivation. Der Split-Screen-Modus wird allerdings schnell langweilig. Zwar gibt es keinen nennenswerten Detailverlust zu bemängeln, wenn man sich den Bildschirm mit einem Freund teilt, aber anscheinend wurde diese optische Qualität teuer erkauft. Ohne Computergegner tritt man hier im Einzelrennen zum Duell an. Spätestens wenn man sich auf allen Strecken gemessen hat, vergeht einem schnell die Lust.
Ein großer Fehler von Moto GP ist leider auch im zweiten Teil noch vertreten. Während es immer wieder toll aussieht, wenn am Start 20 Gegner losrasen, zieht sich das Feld schnell auseinander. Dass sich die computergesteuerten PS-Monster nicht gegenseitig überholen, ist verzeihbar, schließlich gibt es selbst unter den Aushängeschildern des Genres nur wenige Games, die ein solches Feature bieten. Allerdings sieht es einfach nur lächerlich aus, dass die Fahrer praktisch immer die gleiche Linie beibehalten. Selbst wenn man durch einen Fahrfehler einen Unfall verursacht, reiht sich der Geschädigte innerhalb von Sekunden wieder in die feste Formation ein. Lediglich die unterschiedlichen Abstände zwischen dem Mittelfeld und den wirklichen Top-Piloten sorgen dafür, dass man kämpfen muss, wenn man auf dem Siegertreppchen landen möchte. Vollprofis können nach vielen bestandenen Prüfungen einen neuen Modus freispielen. Hier muss man sich gegen legendäre Fahrer der letzten Jahre behaupten, was sich schnell als die ultimative Herausforderung entpuppt.


Obwohl die Computergegner nicht sonderlich schlau agieren, ist es alles andere als einfach, als Erster die Ziellinie zu überqueren.
Natürlich kommt es bei einem Spiel dieser Art immer ganz besonders auf eine gelungene Fahrphysik an. Hier haben die Entwickler wirklich vorbildliche Arbeit geleistet. Während man bei vielen verwandten Titeln oft das Gefühl hatte, ein Auto mit zwei Rädern zu steuern, bietet Moto GP 2 ein sehr realistisches Motorrad-Feeling. Aufgrund der schnellen Beschleunigung und der Tatsache, dass die Kurvenlage völlig anders ist als bei einem größeren Fahrzeug, gewinnt das Timing im Vergleich zu anderen Rennspielen sehr viel mehr an Bedeutung. Um auch bei den wirklich schwierigen Strecken eine gute Platzierung zu erreichen, muss man das Spiel mit Gas, Bremse und Lenkung perfekt beherrschen. Wenn man die einzelnen Kurse noch nicht gut kennt, sollte man ständig die eingeblendete Karte im Auge behalten, um rechtzeitig auf die Besonderheiten der nächsten Kurve reagieren zu können. Entscheidet man sich vor einem Rennen dazu, unter Simulations-Bedingungen zu fahren, wird das Game noch einmal kniffliger. Während man normalerweise nur über den Lenker absteigt, wenn man frontal vor eine Wand donnert oder einen Gegner im falschen Winkel rammt, reichen hier schon kleinere Fehler aus, um wertvolle Sekunden zu verlieren.
Zwar hat die grafische Qualität keinen Quantensprung gemacht, aber viele der kleineren optischen Mängel des ersten Teils sind konsequent ausgemerzt worden. Wie ein Großteil der damals veröffentlichten PS2-Titel hatte auch Moto GP mit einem augenfeindlichen Flimmern zu kämpfen. Unter solchen Kinderkrankheiten leidet der aktuelle Teil der Serie praktisch nicht mehr. Höchstens an weit entfernten Gebäuden sieht man den ungewollten Effekt noch von Zeit zu Zeit. Moto GP 2 lauft sehr flüssig und obwohl das Game extrem schnell ist, macht sich kein störender Grafikaufbau am Horiziont bemerkbar. Auch die Polygonzahl der Fahrer und ihre Animationsphasen wurden merklich heraufgeschraubt, so dass nun alles noch realistischer wirkt. Obwohl auch die Strecken gut aussehen, sind sie einer der Schwachpunkte der Optik. Suzuka, LeMans und der Sachsenring sind zwar nett, aber ein ganz großer Knaller wie ein Stadtkurs, der sich deutlich von den restlichen Levels abhebt, fehlt dem Spiel. Für ein wenig Abwechslung sorgen die Effekte, die vor allem im Regenrennen sehr gut zur Geltung kommen.

Die Boxenluder können kommen. Nach der Arbeit folgt der verdiente Lohn.
Was die musikalische Untermalung angeht, hat Namco keine Experimente gewagt. Dass hämmernde Techno-Beats und schnelle Racer gut zusammenpassen, haben in der Vergangenheit schon viele Games bewiesen. Auch bei Moto GP 2 geht diese Rechnung auf. Allerdings erreichen die Stücke nie die Qualität des genialen Wipeout Fusion-Soundtracks. Sehr gut gelungen sind die Effekte. Heulende Motoren und quietschende Reifen sorgen für die richtige Rennatmopshäre.
Moto GP 2 ist eine solide Simulation ohne große Überraschungen. Viele der Neuerungen fallen zwar erst auf den zweiten Blick auf, aber dank der doppelten Anzahl von Strecken dürften Besitzer des Originals den Kauf kaum bereuen. Grobmotoriker sollten einen sehr großen Bogen um den Zweiradracer machen, denn wenn man nicht dazu in der Lage ist, den Analog-Stick milimetergenau zu bedienen, wird man den Controller schon nach kurzer Zeit frustriert in die Ecke werfen. Moto GP 2 besetzt nicht nur dank fehlender Konkurrenz die Pole Position unter den Motorrad-Simulationen. Eine gelungene technische Darbietung und ein gutes Gameplay machen die Fortsetzung des PS2-Oldies zu einem der besseren Racer für die Konsole. Der lahme 2-Spieler-Modus und die mäßige Intelligenz der computergesteuerten Gegner sind noch verbesserungswürdig. Vielleicht werden diese Schönheitsfehler ja im nächsten Update in Angriff genommen.