Medieval II: Total War im Test

PC Windows
Wir schreiben das Jahr 1066 Anno Domini. William der Eroberer besiegt in der Schlacht von Hastings seine Gegner und wird der neue König Englands. Diese Epoche wird beherscht von intriganten Adligen, die um Macht, Gunst und Geld feilschen und ganz Europa somit zu einem ständig wechselnden Schlachtfeld verdammen, in dem sogar die einfachen Bauern jederzeit mit dem Tode rechnen müssen, können sie doch jederzeit zu den Waffen gerufen werden. Aber diese Zeit ist auch eine Zeit der großen Führer, einzelnen Persölichkeiten, die taktisch und strategisch erfolgreich sind, die sich mit einem Hofstaat von treuen Vasallen umgeben, und nahezu unweigerlich ihr Königreich ausweiten, bis sie im Kampfe von einem feindlichen Schwert oder in einer dunklen Ecke vom Dolch des Mörders getötet werden.


In diese Zeit hineingeworfen werden wir als Spieler von Medieval II: Total War. Zu Beginn des Spiels entscheiden wir uns für eine lange oder kurze Spielpartie,,, und für eine Seite, für die wir den Lauf der Geschichte ändern wollen. Wir entscheiden uns für die bereits während des Tutorials angespielten Engländer und eine kurze Kampagne. Die Siegbedingungen: Schottland und Frankreich besiegen und 15 Regionen halten.



Wir starten im Strategiemodus des Spiels, für den wir dauerhaft die meiste Zeit benötigen werden. Hier können wir uns in aller Seelenruhe um unser noch bescheidenes Imperium kümmern, Einheiten bewegen und die einzelnen Städte verwalten. In der Verwaltung liegt einer der besonderen Reize im Gameplay von Medieval II, denn es ist schier unmöglich, seine Städte gleichmäßig aufzurüsten,,, man muss sehr gezielt Schwerpunkte setzen, was sich schon in der Siedlungsart äußert: Eine Burg ist zwar ein idealer Rekrutierungsplatz und bietet jede Menge Schutz, erwirtschaftet jedoch nur geringe Erlöse. Eine Stadt hingegen bildet das kulturelle Zentrum einer Region, ist jedoch gerade zu Beginn einem Angriff fast schutzlos ausgeliefert. Um z.B. die gefürchteten Feudalritter anwerben zu können, muss man seine Ställe schon mehrfach ausgebaut haben, was zwangsläufig darin mündet, dass man andere Gebäude nicht verbessern oder gar nicht bauen kann.

In den wenigen Städten, welche wir zu Beginn bereits besitzen, erweitern wir unsere Armee und kümmern uns mit den bereits stehenden Heeren um diverse Rebellen. Schnell wird unser Königreich um ein oder zwei vormals abtrünnige Provinzen vergrößert, und wir bekommen die Bürde unseres Erfolges auch bald zu spüren – unsere mittlerweile stark gewachsene Armee frisst nahezu alle Finanzen auf. Die richtige Balance zu finden zwischen richtigem Städteausbau und Investitionen in eine schlagkräftige Armee fällt anfangs noch recht schwer, geht aber im Laufe der Zeit einfacher vonstatten.



Wie es sich jedoch für einen König geziemt, gibt es noch deutlich mehr an Belangen, um die man sich kümmern muss: Die diplomatischen Beziehungen zu den Nachbarn müssen aufrecht erhalten, Kaufleute zum Handeln in ferne Länder geschickt, oder Priester zur Bekehrung der Heiden abbestellt werden. Auch das gelegentliche Auftragsmorden gehört zum Alltag am königlichen Hofe, und so müssen für diese speziellen Missionen zivile Einheiten rekrutiert werden. Sämtliche Einheiten im Spiel erlangen Erfahrungspunkte bei der Durchführung ihrer Tätigkeiten, die Kommandanten einer Armee können sogar mehrere Attribute verbessern.



Ein erfahrener Kommandant verbessert die Moral seiner Truppe enorm, und verhilft ihr so im Kampf zu disziplinierterem Verhalten. Treffen zwei Armeen aufeinander, so wechseln wir in den Taktikmodus, welcher in Echtzeit abläuft. Vor der Schlacht stellen wir unsere Einheiten auf und bestimmen die Formation, doch dann geht der Kampf los. In diesem Modus macht sich taktische Raffinesse bezahlt: Die Moral einer Einheit entscheidet maßgeblich über ihr Kampfgeschick und -verhalten. So geht euren Milizen ordentlich die Muffe, wenn sie am Fuße eines Berges stehen und die gegnerischen Truppen von oben auf sie zu rasen. Eine in vollem Galopp anstürmende Kavallerie hat bei einem Gegner mit niedriger Moral verheerende Auswirkungen, die entsetzten Mannen verweigern ihre Kampfbefehle und fliehen vom Schlachtfeld.



Ebenso bietet sich die Möglichkeit, den Gegner mit Brandgeschossen bis kurz vor dem Ansturm der eigenen Infanterie und Kavallerie zu beschießen: obwohl die feindlichen Verluste gering sind, senkt das bei den unter Beschuss stehenden Einheiten erstmal ordentlich die Moral. Fliehen die ersten Einheiten, so verleiten sie andere Einheiten mit niedrigem Kampfgeist auch zur Flucht – in Medieval II gewinnen wir Schlachten nicht, indem wir alle Gegner töten, sondern indem wir ihren Kampfgeist brechen.



Das Schlachtfeld setzt sich aus dem Kartenausschnitt zusammen, in dem die Gegner aufeinandertreffen,,, schlägt man also aus einem im Wald vorbereiteten Hinterhalt zu, so lauern unsere Truppen auf der Schlachtkarte im Dickicht verborgen den in offenem Gelände passierenden Gegnern auf. Die Grafik des Spiels ist angenehm übersichtlich im Strategiemodus und wechselt in eine sehr detaillierte Darstellung im Taktikmodus, wobei die jeweiligen Zoomstufen genügend Übersicht über das Schlachtfeld wie auch ein Eintauchen in den Kampf Mann gegen Mann erlauben. Die Darstellung des Wetters und die Rauch- bzw. Brandeffekte sorgen im Taktikmodus für eine sehr gute Stimmung.



Auch der Sound ist sehr gut gelungen, die Umsetzung der Kampfgeräusche erfolgt je nach Zoomstufe,,, nah am Geschehen hört man einzelne Befehle oder Kommentare der Einheiten, aus der Ferne nur noch ein gemischtes Geklirr der Waffen. Ein Anstürmen der Kavallerie kommt erst mit einem guten Soundsystem so richtig zur Geltung, man kann richtig mit den Einheiten mitfühlen, welchen angesichts der anstürmenden Gegner das Herz in die Hose rutscht.



Die Steuerung des Spiels geht sehr einfach von der Hand, Shortcuts sind kaum nötig, die nicht sofort einsehbaren Informationen sind ein oder zwei Mausklicks entfernt, und da man bis auf die Schlachten nicht unter Zeitdruck steht, gestaltet sich die Bedienung des Spiels als eingängig und einfach zu handhaben. Auch in den Schlachten ist die Bedienung sehr einfach, die Formationsbefehle sind schnell erreichbar und im Notfall kann man das Spiel pausieren, um jeder Einheit einen neuen Befehl zu geben.

Medieval II stellt allerdings gehobene Anforderungen an die Hardware: als Mindestvorraussetzungen werden ein 1,8GHz schneller Prozessor, 512MB RAM, eine voll DirectX 9.0c kompatible Grafikkarte mit 128MB RAM und sagenhafte 11GB an Speicherplatz benötigt (das Spiel selbst belegt allerdings nur ca. 8GB). Auf dem Testsystem I lief das Spiel mit mittleren Details flüssig, einzig bei Massenschlachten, in denen das Einheitenlimit ausgeschöpft ist, kam es bisweilen zu Rucklern. Auf Testsystem II konnte mit vollen Details bei jeder Schlachtgröße flüssig gespielt werden, lediglich das Anti-Aliasing musste deaktiviert werden.



Bei diesen Einstellungen zeigt sich, wie groß der Sprung ist, den die Grafik seit Rome erneut gemacht hat. Die einzelnen Rüstungen der mittelalterlichen Kämpfer sind deutlich detaillierter als die ihrer antiken Kollegen. Auch von Effekten wie Rauch und Licht wurde ordentlich Gebrauch gemacht und lassen die Schlachten noch imposanter wirken. Spielerisch fallen sie jedoch nicht ins Gewicht. Wenn sich auf der Strategiekarte auch wenig verändert hat, die Vegetation der Taktikschlachten ist eine Augenweide. Gerade die neuen Klimazonen, wie z.B. die lateinamerikanischen Wälder und Hochlandgebiete, sind traumhaft in Szene gesetzt.

Besonders erwähnenswert ist die Existenz eines 62-seitigen Handbuchs, in dem nahezu alle nötigen Informationen vorhanden sind, und man während dem Spiel ohne Probleme nachschlagen kann. Leider ist ein solches Handbuch heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr, obwohl dies früher üblich war. Außerdem ist die Installation des Spiels benutzerfreundlich, sie benötigt zwar ein wenig Zeit, aber lässt sich von einem gewöhnlichen Benutzer durchführen, statt eines Administrators.

Der Multiplayerpart konnte leider im Rahmen des Tests nicht angespielt werden und wird somit auch nicht in die Endnote mit einfließen.

Testsystem I:
AMD Athlon XP2400+ 2,0GHz
768MB DDR-RAM
ATI Radeon 9600 Pro 128MB

Testsystem II:
Intel Core 2 Duo für Mobile T5600
2 x 1,83 GHz
1024 MB DDR2 SDRAM
Nvidia GeForce 7600 Go, 256 MB

Minimale Systemvoraussetzungen
Dt. Version von Windows 2000/XP
Pentium 4, 1,8GHz oder vergleichbarer Athlon
512MB RAM
128MB Grafikkarte mit Shader1-Unterstützung
11GB Festplattenspeicher
DirectX 9.0c kompatible Soundkarte
DVD- ROM Laufwerk (1200kb/sec)

Inhalt der Collector´s Edition:
  • Medieval II: Total War und eine Special Edition der Medieval II: Total War-Spielanleitung in einer aufwändig gestalteten Sammlerbox
  • Medieval II: Total War-Soundtrack im Remix vom Komponisten und BAFTA-Award-Gewinner Jeff Van Dyke
  • eine separat verpackte Latinkon-Figur auf Basis des Ingame Modells, speziell für diese Edition angefertigt
  • eine hochwertige Landkarte der Medieval II: Total War-Welt (anstatt der Stoffkarte liegt eine Papierkarte bei, man kann sich aber unter http://www.segaforum.de/me2/ die Stoffkarte zuschicken lassen)
  • vier hochwertige Sammlerkarten – inspiriert durch den künstlerischen Stil der Serie
  • ein aufwändiges Collector‘s Edition-Poster mit detaillierter Darstellung der Upgradepfade für Gebäude und Verteidigungsanlagen
  • einen exklusiven Blick hinter die Kulissen von Medieval II: Total War – The Creative Assembly verrät im Making Of die Hintergründe der Entwicklung des Rome-Nachfolgers

Benjamin meint:

Benjamin

Medieval II: Total War: ein Spiel mit definitivem Suchtpotenzial. Durch die geschickte Verwebung eines anspruchsvollen, rundenbasierten Strategiemodus und den in Echtzeit ablaufenden Schlachten wurde ich stundenlang vor den PC gefesselt. Wie bereits in dem Handbuch erwähnt, ist die Kampagne eine Aufgabe für viele Tage, die lange Kampagne gar für viele Wochen. Da sich die einzelnen Parteien auch in den verwendeten Einheiten unterscheiden, ist der Replaywert sehr hoch. Von meiner Seite auf jeden Fall eine Kaufempfehlung an alle Fans rundenbasierter Strategiespiele, aber auch der eher taktisch orientierte Spieler kommt dank des getrennt aufrufbaren und konfigurierbaren Schlachtenmodus auf seine kurzweiligeren Kosten!

Christian meint:

Christian

Medieval II ist das, was man einen perfekten Nachfolger nennen könnte. Creative Assembly hat das Erfolgsrezept der Total War-Reihe bewahrt, die zahlreichen Verbesserungen von Rome übernommen und durch viele kleine Neuheiten wieder einmal dafür gesorgt, dass das neueste Total War auch das beste Total War ist. Die Neuerungen sind häufig nicht auf den ersten Blick zu sehen, verbessern aber vor allem die Langzeitmotivation erheblich. Wer also den Total War-Spielen auch nur irgendetwas abgewinnen kann, wird mit Sicherheit nicht enttäuscht werden. Wer jedoch mit dem Spielprinzip und seiner strikten Trennung von Welt- und Schlachtkarte nie so recht warm wurde und beim neuen Teil auf eine Revolution hoffte, sei gewarnt: Die Serie bleibt sich weiter treu. (Und das ist auch gut so!)  

Positiv

  • Schlachten können selber gekämpft werden
  • Hohe Langzeitmotivation
  • Szenario glaubwürdig umgesetzt

Negativ

  • Karte manchmal ein wenig unübersichtlich
  • relativ hohe Systemvorraussetzungen
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Medieval II: Total War Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 10. Nov. 2006
Vermarkter SEGA
Wertung 9
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neXGam YouTube Channel
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