
Selbige führen euch von St. Nazaire an der französischen Westküste über die Ardennnen und das verbissen umkämpfte Stalingrad bis in die staubige Wüste Nordafrikas. Anstatt euer nun linear ein Level von Anfang bis Ende durchtraben zu lassen, wie man es eigentlich mittlerweile blind gewohnt ist, versucht EA mit Medal of Honor: European Assault neue Akzente zu setzen. So erhaltet ihr vor Missionsbeginn eure Befehle und Ziele (aufteilt in Primär und Sekundär) mitgeteilt, bevor es ab Richtung feindliche Linien geht. Gerade Bonusaufträge winken oftmals mit einem der begehrten Extraleben, die ihr dank des bombigen Schwierigkeitsgrades mehr als nur gut gebrauchen könnt. Doch dazu später noch mehr.
Verglichen mit den Vorgängern setzt der neueste Teil der populären Reihe noch mal verstärkt auf straighte Action, der Simulationscharakter wurde so gering wie möglich gehalten. Sehr gutes Beispiel für dieses These ist der neue "Adrenalin Modus", welcher nach einer Reihe gut platzierter Schüsse bzw. Aktionen per Knopfdruck in einen unverwundbaren John Rambo Verschnitt verwandelt. Als selbiger stiefelt ihr dann in Matrix-ähnlicher Slow-Motion für kurze Zeit weiter durch das Level und killt was euch vor die Flinte kommt, allerdings hält dieser Zustand naturgemäß nur recht kurz. Geschickter Einsatz ist hier also gefragt, beispielsweise wenn die Wehrmacht mal wieder mit völlig überzogenen Soldatenmassen anrückt um euch richtig einzuheizen.
Die Feindmassen erledigen ihren Job übrigens ganz ansehnlich und halten euch gut auf Trap. Da die Levels nun nicht mehr so linear nach Marke Start - Wegstrecke - Exit designt sind, habt nicht nur ihr, sondern eure Gegner nun mehr Freiheiten. Die platzen nun manchmal auch in den ungünstigsten Momenten ins Spielgeschehen, greifen flankierend oder von hinten an. Was für ein Glück das ihr nicht ganz auf euch alleine gestellt sei und stets eine Handvoll GI-Kameraden an eurer Seite habt. Und die Jungs stellen sich sogar ganz brauchbar an, verschanzen sich hinter einer Deckung und erwidern selbständig Feindfeuer. Leider sind eure Einflußmöglichkeiten auf den Trupp arg begrenzt - bis auf ein "Gehe dorthin" und "Komme her" habt ihr keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten, was insgesamt doch etwas dürftig ist.

Optisch überzeugt der Zweite Weltkrieg auch hier mit beeindruckenden Details und Effekten. Ob ein explodierendes Benzinlager, ein zerfetzter Panzer oder die Sicht verhängender Rauch und Nebel - das Endergebnis kann sich für Cube-Verhältnisse durchaus sehen lassen. Einzig an den Animationen der Soldaten und den EA-typisch langen Ladezeiten hätte man ruhig noch etwas feilen können.
Dafür hat man sich ganz serientypisch beim Sound wieder so richtig ins Zeug gelegt. Zuständig war dafür niemand geringeres als das Londoner Symphonic Orchestra, daß sein Werk wirklich beherrscht. Keine Frage ob hektischer Schlachtensound, melancholische Klänge oder Chorgesänge in Stalingrad - akustisch überzeugt der Titel auf der ganzen Linie, auch bei den hervorragenden Effekten und der fehlerfreien Sprachausgabe. Daumen hoch an dieser Stelle!

Wer übrigens gern gemeinsam mit Freunden einen kriegerischen Abend einlegen will, darf drei Kameraden dazu einladen und dies per Split-Screen tun. Nach einem Onlinemodus traut man sich als Cube-Besitzer ja schon gleich gar nicht mehr zu fragen, wer es dennoch wagt, wird zwar enttäuscht, darf sich aber hämisch darüber freuen, daß auch PS2 und Xbox Besucher ebenfalls lediglich den Split-Screen im Multiplayer zu sehen bekommen.
Wer noch nicht genug vom Zweiten Weltkrieg als Szenario hat oder versteifter Simulationsanhänger ist, wird mit Medal of Honor: European Assault sicherlich so einige unterhaltsame Stunden verbringen. Trotz einiger guter neue Ansätze erfindet EA das Genre zwar nicht neu, liefert dafür aber den nächsten konsequent hochwertigen Serienteil ab. Shooterfans greifen unbedingt zu!