
Das Königreich steht mal wieder vor dem Abgrund - der fiese Lord Qual (Name ist Programm..) hetzt der überforderten Königreicharmee seine Uhrwerker Truppe auf den Hals. Auch Archineur Isaiah, königlicher Baumeister, bekommt von den mechanischen Freunden die Hucke voll und rettet sich verletzt in ein namenloses Dorf, in dem zufällig unser Held Lock mit Großvater und Schwester lebt. Es kommt, wie es kommen muß - Schwesterlein verschwindet spurlos, Opa spielt den Sturkopf und ihr habt kurz darauf euren Azubi-Vertrag als Archineur in der Tasche.


Bei Lock's Quest herrscht cripser Anime-Look vor!
Selbige Archineure (Vorsicht, verbale Stolperfalle.. ^_^) verdienen ihren Lebensunterhalt damit, die Landschaft mit Mauerwerken zu überziehen, so dass selbst Genosse Honecker noch etwas davon hätte lernen können. Doch dieses Mal sollen die monströsen Bauwerke aus Holz (später Stein) auch tatsächlich anmarschierenden Feindhorden Einhalt gebieten und geschickt mit Geschützen gespickt werden.


Die letzten Neuigkeiten von der Front treffen ein...
Warum aber in der Einleitung der Rückgriff auf die strategische Puzzelei Rampart? Nun ganz einfach - ähnlich wie damals bei Rampart werden die Kämpfe bei Lock's Quest in Phasen geteilt. Unter Zeitdruck errichtet ihr etwa neue Wälle und repariert beschädigte Teile, legt Fallen aus oder bastelt gefundenen Schrott in McGyver Manier zu neuen Fallen zusammen. Sind die wertvollen Sekunden schließlich verstrichen, marschiert der Feind auf breiter Front an eure Befestigung heran und bemüht sich durchzubrechen. Konstruktionsfehler werden dabei bitter bestraft, so dass ihr euch mit eurem Spielersprite weniger den notwendigen Reparaturen widmen, als vielmehr selbst ins Schlachtgetümmel werfen müsst. Und wenn alle Stricke reissen, dann dürft ihr es dank einer unendlichen Anzahl an Continues direkt noch einmal mit veränderter Taktik probieren.


Minispiel-Alarm: Als Turmwächter verteidigt ihr hier das Haupttor
Wer nun gedanklich auf epische Festungswerke à la Stronghold (PC) hofft, wird womöglich etwas enttäuscht werden - denn so richtig komplexe Festungen baut ihr hier nie. Meist zieht ihr einfach ein paar Mauern, legt Fallen und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Strategisches Vorgehen ist spätestens nach den ersten zwei Dutzend Tagen Pflicht, denn sonst geht euch die zur Errichtung von Bauwerken notwendige Quell-Energie schneller als lieb aus. ("Gesparte" Quell-Energie darf auch zur nächsten Schlacht mitgenommen werden)


Ostblock-Kreativität: Aus Schrott setzt ihr neue Fallen und Maschinen zusammen
Leider sieht es auch mit dem Rollenspiel-Part von Lock's Quest nicht ganz so rosig aus. Genau diese "nichts halbes, nichts ganzes" Kritik könnte dem Titel eigentlich rasch das Genick brechen, doch trotz mageren Konversationen, fehlender Charakter-Evolution und wirklich begehbaren Städten spielt sich Lock's Quest - Hüter der Welt irgendwie erfrischend kurzweilig. Wer noch ein zweites Exemplar nebst Mitspieler auftreiben kann, darf sich bei dem komplett eingedeutschten Titel auch gegenseitig das Mauerwerk zerdeppern.


"Niemand hat vor 'ene Mauer zu bauen!"
Vielleicht ist ja auch die fröhliche Anime inspirierte Grafik nicht ganz unschuldig daran, entschädigt sie mit ihren schön gezeichneten Charakteren und Landschaften zumindest Fans von peppig bunter Japano-Optik ein wenig für die stellenweise fehlende Spieltiefe. Der Sound geht indes in Ordnung, lässt aber jegliche Ohrwurm-Qualität vermissen und die Stylus-Pen Steuerung funktioniert einwandfrei, sieht man mal von Schwierigkeiten beim manöverieren in größeren Gegnergruppen ab, was aber eher der Iso-3D Perspektive geschuldet ist.
Auf der diesjährigen E3 wurde Lock's Quest als der potenzielle strategische Weihnachtshit gehandelt. Das ist es aber nie im Leben. Dennoch vereint Lock's Quest geschickt das Element Aufbau mit Schlachtgetümmel und liefert wirklich unterhaltsame Kost - sofern man halt eher vom strategischen, als dem RPG-Blickwinkel auf das Geschehen schielt. Alles in allem ein guter, aber nicht überragender Nintendo DS Titel.