
Denn die Idee, die Geschehnisse der Star Wars Episoden I bis III anhand von Lego-Figuren und Bausteinen nachzuerzählen klingt eher nach einem witzigen hausgemachten fünf Minuten-Film von absoluten Hardcore-Fans, der sich über Rundmails und Foren auf der ganzen Welt verbreitet. Die Entwickler aus dem Hause Traveller's Tales hielten dieses Grundgerüst als stabil genug, um daraus ein Videospiel zu machen. Erfreulicherweise entstand dadurch - nicht wie in den meisten anderen Lego-Lizenzspielen - ein Titel mit einer riesigen Portion Charme und Spielwitz. Obwohl Lego Star Wars eindeutig an eine jüngere Käuferschicht gerichtet ist, werden auch ältere Semester mit Star Wars bzw. Lego-Faible ihren Spaß haben. Im Idealfall sollte der Käufer dieses Spiels also großer Star Wars-Fan sein und in seinen Kindheitsjahren unzählige Stunden mit den bunten Bausteinen verbracht haben - prima, dass ich genau in dieses Raster passe ,,,)

In seinem Inneren ist er schon nicht mehr Anakin Skywalker... die beiden übrig gebliebenen Jedi wissen es nur noch nicht!
Wie bereits erwähnt erzählt Lego Star Wars die Story der Episoden I bis III nach,,, Mark Hamill, Harrison Ford und co. werdet ihr demnach im Spiel nicht als Lego-Figuren antreffen. Jede Episode ist in mehrere Kapitel unterteilt, die es nacheinander zu beenden gilt. Diese Kapitel zeigen (den Entwicklern als besonders wichtig erscheinende) Passagen aus den Filmen, die ihr nun nachspielen müsst. Dadurch entstehen hin und wieder recht große zeitliche Lücken - in Episode II z.B. beginnt das Spiel erst mit Obi Wans Anflug auf Kamino.

Ob Qui-Gonn auch noch so beherzt kämpfen würde wenn er wüsste dass er bald den Löffel abgibt?
Beim Spiel handelt es sich um ein recht simples Action-Adventure. Ihr steuert stets einen Charakter, mindestens ein CPU-Kollege ist immer mit dabei - oftmals läuft eine richtige Sippe mit euch umher. Per Tastendruck lässt sich auch jederzeit zwischen den Charakteren wechseln. Wenn ihr also gerade in Episode I Naboos Straßen von strohdummen Droiden befreit und Obi Wan steuert, lauft ihr einfach rüber zu Prinzessin Amidala und übernehmt sie als spielbaren Charakter. So kommt eine gesunde Portion Abwechslung ins Spielgeschehen, denn manche Hindernisse lassen sich nur von bestimmten Charakteren überwinden. Wenn z. B. zwei Zielscheiben getroffen werden wollen, damit sich ein Tor öffnet, kommt ihr mit dem Lichtschwert nicht weiter. Erst wenn ihr einen Charakter mit einem Blaster in der Halterung steuert, überwindet ihr diese Hürde.

Mit Hilfe der Macht lasst ihr eine Brücke entstehen die euch über den Abgrund bringt.
Andere Charakter-spezifische Elemente sind z.B. die Macht-Stöße der Jedi, kurze Flugeinlagen von Astromechdroiden wie R2-D2 und Rutschmanöver des jungen Anakin Skywalker in Episode I. Da es insgesamt über 30 spielbare Charaktere in Lego Star Wars gibt, werdet ihr ein wenig Zeit brauchen bis sich herausgestellt hat, welche speziellen Fähigkeiten jeder einzelne hat.

"Mit 900 Jahren, da fängt das Leben an" *sing*
Die meiste Zeit in Lego Star Wars verbringt ihr mit dem offenen Kampf. Egal wo ihr gerade unterwegs seid, immer sind eine Reihe feindlich gestimmter Kreaturen ebenfalls vor Ort. Genau wie die gelegentlich auftretenden 'Rätsel' sind auch die Kampfeinlagen generell recht einfach. Wer schnell Frust aufbaut, wird Lego Star Wars lieben: unendliche Continues schonen eure Nerven. Natürlich stehen auch Bossfights gegen die Bösewichte aus dem jeweiligen Film auf dem Programm.
Besiegt ihr einen Gegner hinterlassen diese kleine Lego-Bausteine, die als Münzen gelten (ja... das waren noch Zeiten, als diese Dinger für uns die wahren Lego-Münzen waren. Heute gibt es ja sogar Fussballstadien-Bausätze, das haben wir damals alles alleine geplant und gebaut! Und ihr glaubt gar nicht wie schwer es war, einen ordentlichen Ball hinzukriegen)... ups, sorry... da ist mein melancholisches Alter Ego wieder mit mir durchgegangen ,,,) Jedenfalls sammelt ihr also diese Münzen und könnt damit später viele neue Charaktere und weitere Spielelemente freischalten, was aber nur ein Grund für die wirklich große Langzeitmotivation bei Lego Star Wars ist.

LEGO Star Wars Screenshots (Macintosh) - click to enlarge
Nach ein paar Stunden habt ihr alle drei Episoden beendet - das ist jedoch kein Grund, das Spiel ins Regal zu verfrachten. Wie bereits erwähnt gibt es noch einige Goodies, die freigespielt werden wollen. Im Verlauf des 'Story-Modus' werdet ihr feststellen, dass es an manchen Stellen für die Original-Charaktere schlichtweg unmöglich ist, an gewisse Items heran zu kommen. Dafür gibt es das sogenannte 'Freie Spiel', in dem ihr mit jedem beliebigen freigeschalteten Charakter eines der bereits beendeten Kapitel noch einmal spielen könnt. Durch Jar-Jars Sprungfähigkeiten z.B. können dann Items eingesammelt werden, die zuvor unereichbar schienen. Oder aber ihr zieht einfach aus reinem Spaß an der Freude los... mit Darth Maul und seinem speziellen Lichtschwert macht die Massenschlacht auf Geonosis aus Episode II gleich noch mehr Spaß... ihr seht schon was ich meine - Lego Star Wars ermöglicht euch durchaus, die 'historischen Grenzen' der Saga zu durchbrechen und die Geschichte in gewisser Weise umzuschreiben.

LEGO Star Wars Screenshots (Macintosh) - click to enlarge
Neben den Kämpfen und dem klassischen Action-Adventure Gameplay bietet euch das Spiel auch einige Minigames. Als Beispiel sei da z.B. das Pod-Rennen aus Episode I zu nennen, bei dem ihr natürlich die Steuerung des jungen Anakin Skywalker übernehmt (ist euch eigentlich mal aufgefallen, dass Yoda schon damals wusste, dass mit dem Kerl was nicht stimmt? Aber nein, Qui-Gonn war ja so überzeugt davon dass er... argh... naja, lassen wir das). Diese Minispiele lockern das Spielgeschehen ein wenig auf und sind eigentlich sogar recht spaßig. Auch wenn oben genanntes Beispiel euch schonmal ein bischen ärgern wird, da ihr nach nur einer kleinen Berührung mit 'was-auch-immer' vom letzten Abschnitt an neu beginnen müsst.

LEGO Star Wars Screenshots (Macintosh) - click to enlarge
Last but not least bleibt zu erwähnen, dass Lego Star Wars zu zweit im Co-Op gespielt werden kann. Zu jeder Zeit kann sich ein zweiter Spieler durch Druck auf den Start-Button des zweiten Controllers ins Spiel herein katapultieren. Zeitgleich ändert sich das Spiel so, dass ihr an verschiedenen Stellen zusammenarbeiten müsst um Erfolg zu haben.
Das Spiel ist für ein solches Co-Op Erlebnis meiner Meinung nach prädestiniert - zu zweit als Jedi-Duett oder in was für einer Konstelation auch immer die bösen Buben in Scharen auszuschalten macht unheimlich Spaß. Auch wenn man mir das vielleicht nicht glauben mag: hier vergesst ihr wirklich schnell die Zeit!
Die grafische Gestaltung ist in meinen Augen dabei ohnehin nicht so wichtig und daher sind einige fehlende Details durchaus zu verschmerzen. Immerhin vermittelt der von den Entwicklern knallhart durchgezogene LEGO-Look ein ganz eigenes Flair, weil eben alles aus den dänischen Bausteinen besteht. Wenn man z.B. mit Jar-Jar Binks durch den Dschungel hüpt und am Boden überall die typischen 'Noppen' sieht, kann dem labilen Lego-Fan der seiner Kindheit hinterher trauert schonmal die ein oder andere Freudenträne über die Wange laufen. Alleine schon zu sehen wie die Figuren versuchen 'anatomisch korrekt' zu laufen hat mir ein riesiges Grinsen aufs Gesicht gezaubert. Durch diese Gestaltung versprüht das Spiel eine gehörige Ladung Charme, Lego-Fans vergangener Tage werden es trotz optischer Schwächen lieben, das verspreche ich euch! Dabei hilft auch die Mimik der Lego Star Wars-Figuren, die für eine gesunde Prise Humor sorgen.

Die Szene, auf die wir alle gewartet haben.
Beim Sound protzt Lego Star Wars mit den Original-Stücken aus der Saga, die mittlerweile wirklich jeder kennen sollte. Neben den Lichtschwertern ist es eigentlich hauptsächlich der Sound bzw. der Soundtrack, der einem immer wieder mitteilt, dass es sich hierbei um Star Wars handelt - aufgrund der 'unkonventionellen' optischen Gestaltung des Spiels könnte man das ja vielleicht im Eifer des Gefechts einmal vergessen ,,,) Um die Phantasie der Lego-Fans nicht mit Füßen zu treten wurde auf eine Sprachausgabe verzichtet, lediglich manche Charaktere lassen hin und wieder ein paar Töne von sich kommen (z.B. Chewbacca oder die Droiden). Durch korrekte Soundeffekte was Laserschwert und co. angeht, würde man Lego Star Wars bei geschlossenen Augen für ein ganz normales Spiel mit der Lizenz der Saga halten.
Noch ein abschließendes Wort zum Hardwarehunger von LEGO Star Wars - das Spiel begnügt sich hier mit einem G4 ab 1,2 Ghz, 512 MB RAM und einer 32 MB Grafikkarte. Soweit zumindest die Theorie laut Hersteller. Wie gehabt solltet ihr hier schon ein wenig noch draufpacken und insbesondere bei RAM und Grafikkarte nicht sparen, denn die machen sich bei der Performance stark bemerkbar. Auf unserer Testkonfiguration (siehe unten) lief das Spielerlebnis beispielsweise absolut flüssig und ohne Einschränkungen - wer noch Zweifel hat im Bezug auf die Performance oder den spielerischen Gehalt, der sollte bekannte Adresse mal nach der frei erhältlichen Demo Version absuchen.

Leider kränkelt das Spiel aber auf Dauer etwas an mangelnder Abwechslung und manch einem Zocker wird auch der Schwierigkeitsgrad zu niedrig angesetzt sein. Dafür ist Lego Star Wars aber mal erfrischend anders und lädt vorallem Freund von kooperativen Merhspielerorgien zu ausgedehnen Spielesessions ein. Letztere Gruppe sollte daher zugreifen, denn bessere Alternativen auf kurze Sicht wohl vorerst nicht zu erwarten.