Just Cause im Test

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Je davon geträumt in die Haut eines Geheimagenten zu schlüpfen und in einem malerischen Inselparadies eine korrupte Regierung zu stürzen? Euch fehlt die physische Verfassung und die entsprechende Ausbildung? Kein Problem, denn die Entwickler der Avalanche Studios bringen euch mit Just Cause genau dieses Traumabenteuer auf die Xbox 360. Kann neben dem Setting auch das Gameplay überzeugen? Erfahrt es pünktlich zum Release in unserem Review!
Just Cause versetzt euch in die Rolle des Geheimagenten Rico Rodriguez, der auf dem 1.025 km² großen, fiktiven karibischen Inselstatt San Esperito für Ruhe sorgen soll. Genauer gesagt besteht sein Auftrag darin, den korrupten Diktator Salvador Mendoza zu stürzen. Mit Informationen und Aufträgen versorgen euch dabei zwei Kollegen aus der Agency: Joe Don Baker und die Blondine Kane. Neben den beiden theoretischen Helfern gibt es auch praktischen Beistand für Rico. Sowohl die Guerilla-Armee als auch das Riojas Drogenkartell wünschen sich ebenfalls den Sturz des Diktators und greifen euch demnach mit Rat und Tat unter die Arme. Um dem Regime dem Hahn zuzudrehen, verbringt ihr eure Zeit mit Anschlägen, Spionage und sehr viel umherfliegendem Blei.

San Esperito ist schlichtweg riesig. Nach Test Drive Unlimited nun also das nächste Spiel mit überdimensionalem Areal... Obwohl es einige Siedlungen, Militärstützpunkte, Häfen und Flughäfen gibt, nimmt der dichte Dschungel den meisten Platz auf der Insel ein. Zwar lässt sich in diesen Wäldern nicht viel anstellen, das Größenverhältnis der Insel wird dadurch aber prima vermittelt. Gleich zu Beginn des Spiels werdet ihr mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug geschmissen und könnt mit eigenen Augen sehen, wie riesig San Esperito ist. Diesen Fallschirm habt ihr übrigens immer dabei – auch wenn man ihn, während er nicht gebraucht wird, nicht sieht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass es sich um einen sehr fortschrittlichen Fallschirm zu handeln scheint – Bäume, Strommäste usw. bereiten ihm keinerlei Probleme.

Nach guter alter Grand Theft Auto-Manier könnt ihr in Just Cause jegliche Fahrzeuge, die euch auf eurem Abenteuer begegnen, auch selber steuern. Damit sind neben normalen Autos auch Motorräder, Boote, Flugzeuge und Helikopter gemeint. Die Übernahme der mobilen Untersätze ist denkbar einfach: ihr stellt euch einfach in die Nähe und drückt den Y-Button. Da auf San Esperito aber die Dinge ein bischen anders laufen als in San Andreas oder Stilwater, müsst ihr allerdings mit heftiger Gegenwehr rechnen. Habt ihr es in das Gefährt eurer Wahl geschafft, könnt ihr (in den meisten Fällen) per Knopfdruck in die sogenannte Stunt-Position wechseln. Dadurch verliert ihr zwar die Kontrolle über den Wagen, könnt aber auf einen naheliegenden Wagen springen oder euren Fallschirm öffnen, wodurch ihr direkt wieder in luftige Höhen katapultiert werdet. Nach ein paar Missionen erhaltet ihr außerdem eine Art Enterhaken, mit dem ihr euch aus der Distanz an andere Fahrzeuge hängen könnt.

Um mit der Steuerung von Just Cause warm zu werden, braucht man durchaus eine gewisse Einarbeitungszeit. Einige Buttons sind abhängig von einer bestimmten Situation im Spiel, so dass sich die Funktionen mancher Buttons häufig ändern. Der Button mit dem ihr von einem Fahrzeug zum nächsten springt ist so z.B. auch der Button, mit dem ihr einfach aus eurem Fahrzeug herausspringt. Wer also nicht den richtigen Moment und die Textanweisungen auf dem Bildschirm abwartet, landet ganz schnell auf der Straße ohne Fahrzeug, statt in der gewünschten Position. Auch die Steuerung der Wagen ansich ist nicht immer gut gelöst und ihr werdet nicht selten einfach die Kontrolle verlieren, besonders wenn es mal sehr rasant zur Sache geht.

Und rasant ist die Action in Just Cause definitiv. Dabei bemüht sich das Spiel aber auch gar nicht, einen gewissen Grad an Realitätsnähe aufrecht zu erhalten. Was der Spieler zunächst sicherlich nicht selten als hektisch und nervenaufreibend empfindet, wird spätestens nach der angesprochenen Einarbeitungszeit zum reinen Vergnügen. Wer hat sich noch nie gewünscht, sich mit dem Enterhaken auf einer karibischen Insel ein Fahrzeug zu schnappen, es in seine Kontrolle zu bringen, es über eine Klippe zu steuern, auf das Dach zu klettern, abzuspringen und den Fallschirm zu öffnen während das Auto unter euch in die Tiefe stürzt und explodiert, danach einen Helikopter mit dem Enterhaken anzuvisieren, ihn zu übernehmen und sich aus luftigen Höhen im freien Fall der karibischen See zu nähern? OK, so explizit habt ihr es euch vielleicht noch nicht gewünscht, aber wem jetzt schon das Wasser im Mund zusammenläuft, der wird mit der Spielgeschwindigkeit und der damit verbundenen einzigartigen Action sicherlich seinen Spaß haben.

Um diese ganze geladene Action heil zu überleben, kommt Just Cause auf den Konsolen mit einem Auto-Zielsystem daher. Das hält die Geschwindigkeit zwar weit oben, da ihr schnell via linkem Bumper zwischen potentiellen Zielen wechseln könnt, senkt aber im gleichen Zuge erheblich den Schwierigkeitsgrad. So werdet ihr während eurer Abenteuer auf San Esperito nur ganz selten wirklich gefordert, ich habe während meiner langen Testsessions nur selten die untere Hälfte von Ricos Lebensanzeige gesehen (und ich bin nicht sonderlich gut in diesem Genre). Hinzu kommt, dass die Hauptmission, also den Diktator zu stürzen, relativ kurz und somit nach ca. fünf Stunden beendet ist, insofern ihr euch zwischendurch nicht mit anderen Dingen beschäftigt.

Die Hauptmissionen verfolgen eine gerade Linie, die, abgesehen von den letzten Aufträgen, kaum spezielle Aktivitäten verlangt. Tötet Person X, klaut Gegenstand Y, sprengt Gebäude Z in die Luft. Interessanter ist hingegen, wie ihr die Missionen angeht. Da wäre z.B. schon die Frage, wie ihr zum nächsten Einsatzort kommt. Über euren PDA könnt ihr Fahrzeuge von der Agency schicken lassen, die dann von einem Helikopter aus abgeworfen werden. Oder aber ihr schnappt euch den nächstbesten Wagen auf der Straße, rast wie bekloppt über die nächste Klippe und schwebt mit dem Fallschirm zum Ziel. Letztere Variante macht nicht nur mehr Spaß, sie spart auch Zeit. Denn wie schon mehrmals betont ist San Esperito wirklich verdammt groß und die Strecken, die ihr manchmal zurücklegen müsst, sehr lang. Da Abwechslung im Design der Insel keine Stärke ist, können lange Autofahrten schnell langweilig werden.

Wer keine Lust auf die eigentliche Story hat oder mal etwas Abwechslung braucht, kann sich mit der kaum überschaubaren Masse an Nebenmissionen beschäftigen. In diesen Nebenmissionen seid ihr meistens für die Guerillas oder die Riojas unterwegs und befreit Siedlungen, zerstört bestimmte Gebäude usw. Dadurch, dass ihr euren Status bei diesen beiden Organisationen verbessert, erhaltet ihr neue Waffen, Fahrzeuge und Speicherpunkte in San Esperito, die euch im Verlauf der Mainquest durchaus helfen können.

Grafisch setzt Just Cause auf viel Motion Blur und Lichteffekte, die euch möglicherweise zunächst übertrieben vorkommen. Auf der Xbox 360 erlebt ihr Rico Rodriguez’ Abenteuer mit einer absolut stabilen Framerate und meist knackigen Texturen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Die Hauptcharaktere sind gut animiert und detailliert entworfen, was aber meist nur in den Zwischensequenzen auffällt. Bei den NPCs ist zwar auch viel Abwechslung geboten, der Detailgrad wurde hier jedoch runtergeschraubt. Beim Sound begeistert der treibende Soundtrack, der richtig gut zur Stimmung und Geschwindigkeit des Spiels passt. Klassische, von mir als spanisch eingeordnete, Gitarrensounds paaren sich mit elektronischen Beats, Trompeten u.v.m. Zwar gibt es nur relativ wenig verschiedene Melodien, diese setzen jedoch perfekt vor besonders rasanten Szenen ein und begleiten das Spielerlebnis somit richtig gut. Der restliche Sound kann damit leider nicht mithalten, sowohl die Soundeffekte als auch die deutsche Sprachausgabe (abgesehen von Rico) sind relativ schwach ausgefallen.

Gregory meint:

Gregory

Just Cause ist einer der Titel, den man entweder liebt oder hasst. Viel Zwischenraum wird es da für die meisten Spieler nicht geben. Wer auf rasante und vor allem kurzweilige Desperados-Action steht wird mit Just Cause, welches wie eine Mischung aus Grand Theft Auto und Mercenaries wirkt, sicherlich viel Spaß haben. Andere werden das Gameplay als viel zu hektisch empfinden und die riesigen Distanzen zwischen den Einsatzorten hassen. Fakt ist jedoch, dass mehr Zeit bei der Entwicklung dem Spiel definitiv gut getan hätte. So bleibt ein ganz leicht überdurchschnittlicher Action-Titel, der am ehesten für die kleine Runde zwischendurch zu empfehlen ist.

Positiv

  • Riesiges Spielareal
  • Viele Nebenmissionen

Negativ

  • Kurze Story
  • Suboptimale Fahrzeugsteuerung
  • Wenig Herausforderung
Userwertung
10 1 Stimmen
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Just Cause Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 22.09.2006
Vermarkter Eidos
Wertung 7.1
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neXGam YouTube Channel
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