Im Gegensatz zu Vivendi, welche die kostbaren Rechte zu einem Rollenspiel ummünzten (Test folgt in Kürze!), nahmen sich die Entwickler von Stormfront Studios vergleichsweise mehr dem vorliegenden Kinomaterial um den actionlastigen zweiten Teil an und programmierten ein überaus ansprechendes Hack'n Slay mit Kinoformat.

Zwerg Gimli ist sichtbar erbost über den Zustand seiner unterirdischen Heimatstadt
Denn im Vergleich zu anderen Videospielumsetzungen lukrativer Kinolizenzen besticht Der Herr der Ringe: Die zwei Türme durch seine sagenhafte Atmosphäre.
Das Spiel beginnt mit der Schlacht um Mittelerde, dem letzten Feldzug der Menschen und Elben in der Hoffnung den Herrn der RingeSauron niederzustrecken. Dabei bekommen Eure beiden Augen die Original-Schlachtszene aus der Zelluloidvorlage von Die Gefährten vorgesetzt.
Doch länge wärt der Kinogenuss nicht, denn schon nach kurzer Zeit morpht das Bild in einer atemberaubend, technisch perfekten Art und Weise von Kinofilm zu Spielgrafik.
In der Rolle von König Isildur, dem Vorfahren von Aragorn, metzelt Ihr nun scharenweise todesmutige und aufdringliche Orks inmitten einer Schlachtreihe der Völker Mittelerdes nieder. In klassischer Hack'n Slay-Manier setzt Euer Alter Ego mit schnellen oder starken Schwerthieben, Fußtritten oder Defensivmanövern den dunklen Kriegern zu.
Während des Spielverlaufs werdet Ihr immer wieder einen Wechsel zwischen dem spielbaren Parts und den (Kino-)Zwischensequenzen erleben, welcher natürlich in preisverdächtiger Art und Weise vonstatten geht. Am Ende eines jeden Abschnitts bilanziert eine Statistik Eure Kampfkünste und belohnt Euch, wie man es von einem klassischen Rollenspiel gewohnt ist, mit Ability Points, welche Upgrades Eurer Ausrüstung oder Fertigkeiten ermöglichen. Je weniger Energie der Protagonist also in einem Kampf verliert oder je mehr Gegner ohne großartige Verletzungen erledigt wurden, desto mehr Punkte gibt es, die munter auf die gewünschten Bereiche verteilt werden können.

Die glorreichen Drei gegen unzählige Bösewichte
Leider versäumten es die Entwickler, das Spiel wie aus einem Guss wirken zu lassen,,, denn trotz der herrlichen Atmosphäre innerhalb der einzelnen Level, gepaart mit den tollen Zwischensequenzen, die mich sprichwörtlich nach Mittelerde gesogen haben, fehlt es dem Spiel an storytechnischer Kontinuität: ist erstmal ein Level abgeschlossen geht es auch gleich zum nächsten, welcher jedoch teilweise auch mal weit später in der Geschichte vorkommt.
Wer sich also bisher nicht mit dem Roman oder den Kinoverfilmungen auseinandergesetzt hat, wird also nicht verstehen, wieso das Geschehen plötzlich von Helm's Klamm auf die Schlacht gegen die Uruk-Hais verlagert wird. Storykundige ärgern sich über diese fehlende Verknüpfung, die Unwissenden werden gar völlig im Dunkeln gelassen.
So wirkt das Spiel daher wie eine Aneinanderreihung einzelner Level, so wie beispielsweise Shiny's Wild 9.
Abgesehen von diesem Manko bekommen Käufer des Games hervorragende Unterhaltung geboten. In Stages, die sowohl von Szenarien aus dem ersten Kinofilm, Die Gefährten, als auch aus Die Zwei Türme, entnommen wurden schlägt man sich mit bekannten Helden wie Gandalf, Aragorn, Gimli oder Legolas gegen die Heerscharen des dunklen Fürsten Sauron und genießt dabei neben einer für PlayStation2-Verhältnisse hervorragenden Grafik auch den offiziellen Soundtrack aus Hollywood, welcher die ohnehin schon dichte Atmosphäre des Titels beeindruckend untermalt.

Aragorn metzelt sich in hervorragender Optik durch Helm's Klamm
Die Optik verdient hier wirklich ein Sonderlob: detailreiche Charaktere, naturechte Texturen, grafische Effekte wie Feuer, Schatten, Licht, die naturgetreuer nicht dargestellt sein könnten, und allein das zahlreiche Umhertreiben der zauberhaft animierten Gegnerscharen bei einer konstant hohen Bildrate sorgen nicht nur einmal für herunter klappende Kinnladen.
Leider nur ist das Spiel relativ kurz. Die Level sind alle recht schnell gemeistert, so dass letztendlich nur noch freispielbare Credits, Artworks, Filmschnippsel und Interviews zum erneuten Einlegen der DVD-Rom ermutigen. Ab und an vielleicht packt Euch mal die Lust, ein paar Orks, Ringgeister oder Wölfe niederzustrecken, ansonsten staubt das Spiel relativ schnell an.
Die Herr der Ringe-Fans unter Euch werden mit dem Kauf dieses Spiels sicherlich keinen Fehler machen. Wenn jedoch ein Titel mit hoher Langzeitmotivation gesucht wird, sollte man eventuell zu anderen Spielen greifen, auf die Gefahr hin EA's Sahnestück nicht kennen lernen zu können.