Ist die schwere Wahl dennoch irgendwann gefallen, geht es ans regieren. Wahlweise die volle Dauer von 1936 ab oder aber erst zu einem späteren Zeitpunkt ist euch überlassen. Dabei fällt wieder die extreme Detailtreue auf, denn praktisch jede Regierung hat ihren damaligen Regierungschef und weitere Kabinettsmitglieder, die jeweils über positive oder negative Eigenschaften verfügen.
Neuanwärter mögen vermutlich auf den ersten Blick böse von der Präsentation überrascht sein. Eine mehrfarbige in diverse Provinzen unterteilte Weltkarte bietet hier den Dreh- und Angelpunkt und hat sich im Vergleich mit dem Vorgänger auch nicht recht verändert. Die Geschichte erinnert so ein wenig an das bekannte Brettspiel Risiko. Und auch hier werden auf der Karte munter Luft, Wasser und nicht zuletzt auch Landeinheiten verschoben. Allerdings ist kriegerische Expansion nicht zwingend erforderlich, ihr werdet auch mit den anderen Bereichen Wirtschaft, Handel, Diplomatie und Forschung ausreichend beschäftigt sein.
Da wollen neue Handelsabkommen ausgehandelt und der verärgerte sowjetische Botschafter mit diplomatischem Geschick beschwichtigt werden, während man als Finnland gleichzeitig ein Geheimabkommen mit den Nachbarn der Sowjetunion unterzeichnet um ein Gegengewicht zu schaffen.
Um hier dabei überhaupt einen Überblick behalten zu können, empfiehlt es sich erstmal die mitgelieferten Tutorial Missionen anzuspielen, viel Zeit zu nehmen und auch das mitgelieferte Handbuch zu studieren. Klugerweise hat man sich bei Paradox dafür entschiedenen einen Fan des ersten Teils die Anleitung zu Teil 2 schreiben zu lassen und nur zu deutlich merkt man den Unterschied. Ein Spieler schreibt eben doch ganz anders als dies ein Programmierer tun würde und so ist zumindest das Überfliegen des Handbuchs schwer zu empfehlen. Denn Hearts of Iron II ist beileibe kein Game für zwischendurch, vielmehr ist hier wieder ein unglaublicher Tiefgang vorhanden. Der Detailgrad ist unglaublich, alle Regierungen sind mit den Originalbildern ihrer Minister ausgestattet, selbiges gilt auch für Technologien. Hier hat man offenbar wirklich alles an Photomaterial verwurstet, was man zwischenzeitlich zusammentragen konnte.
Doch was ist nun wirklich neu am Nachfolger? Nun, zuerst hat man einige nervige Bugs beseitigt und es erscheint mir fast so als liefe der Titel nun etwas stabiler. Mit dem Vorgänger waren gelegentliche Abstürze ja leider noch an der Tagesordnung, hier hat sich das schon etwas gebessert. Bei etwa 25 Spielstunden hatte ich nur einen Backdrop zu Windows. Und wie auch beschrieben hat der Nachfolger auch in Sachen Umfang stark zugenommen.
Zudem erfreut sich das Strategenherz nun an einem praktischen Befehlsmenü für Flugzeuge und Schiffe sowie vereinfachten Forschungseinstellungen. Musste man beim Vorgänger noch mühsam Technologie für Technologie erforschen und selbst einstellen, so könnt ihr hier die Wissenschaftler nun einfach beauftragen auf einen Panzer oder eben neue Taktiken zu forschen. Zudem wurde im Detail noch viel verändert - neue Angriffstypen und realistischere Kampfwerte fanden so beispielsweise ihren Weg ins Spiel.
Die Kämpfe laufen überdies sehr ähnlich dem Vorgänger ab, was leider auch auf die extrem angestaubte Optik bezogen werden kann. Unverständlicherweise wurde hier verglichen mit dem Vorgänger nichts geändert und auch musikalisch ist das Endergebnis eher durchwachsen - neben martialischen Klängen gibt es wiederrum höchstens mal das Marschgeräusch eurer Infantrie oder aber einen kleinen Feuerwechsel akustisch zu hören. Leider ist das doch sehr spartanisch für das Jahr 2005, hier sollte Paradox mal ansetzen um nicht schon vorher alle Interessierten abzuschrecken. Übrigens hat man sich technisch noch einen bösen Schnitzer geleistet - so ist die Auflösung stets 1024 x 768, was sich auch nicht im Optionsmenü ändern lässt. Gerade Besitzer von hochwertigen TFT-Bildschirmen werden hier ihre "Freude" haben, was angesichts der variablen Auflösungen des Vorgängers doch etwas verwundert.
Wer sich davon nicht stören lässt, wird aber mit Sicherheit unglaublich viel Spaß bei diesem strikt strategischen Titel haben. Und das zwangsweise nicht alleine, lassen sich doch sowohl im LAN als auch im Netz über das Valkyrienet online Gefechte austragen. Bei der relativ großen und festen Fangemeinde von Hearts of Iron dürfte es zudem kein Problem sein, geeignete Mitspieler zu finden.
Systemanforderungen
- Windows XP / 2000 / ME / 98
- 450 Mhz CPU
- 128 MB RAM
- 4 MB Grafikkarte
- 1 GB Festplattenspeicher
Testkonfiguration: - Windows XP inkl. SP2
- Athlon 64 3200+ (2 Ghz)
- 1024 MB RAM DDR/400 Mhz
- Geforce 6800 (256 MB RAM)
Das Fazit ist eigentlich ganz simpel. Wer schon den Vorgänger oder aber zumindest Europa Universalis mochte, wird mit Hearts of Iron II weitere spannende Stunden zubringen. Zählt ihr euch nicht zu dieser Gruppe und habt mit Strategie sonst nichts am Hut, so solltet ihr besser erstmal die Finger von Hearts of Iron II lassen. Gerade für unerfahrene Anfänger ist das Spiel nämlich ein schwerverdaulicher Brocken!