'Unsere beiden Trickbetrüger treten zum Glücksspiel an. Ein Sieg wird mit einer legendären Schatzkarte belohnt.'
Die Rätsel sind sehr einfach und der Spielablauf ist recht linear. Wenn man sich in der Nähe eines wichtigen Gegenstandes befindet, macht dieser durch Blinken auf sich aufmerksam, wodurch eine längere Suche nach bestimmten Objekten entfällt. Ein erfahrener Zocker, der mit dem Mindestmaß an Logik ausgestattet ist, dürfte das Ende des Spiels nach spätestens vier Stunden erreicht haben, ohne ein einziges Mal im Internet nach Lösungshilfen zu suchen. Offensichtlich ist "Der Weg nach El Dorado" eher für Einsteiger gedacht, die sehr jung sind und noch nicht viele Adventures gespielt haben. Das Game ist völlig gewaltfrei. Selbst wenn man es schafft, einen der beiden Helden in eine ausweglose Situation zu manövrieren, ist das Schlimmste, was passieren kann, ein Neustart der jeweiligen Mission. Da es die Möglichkeit gibt, zu jeder Zeit abzuspeichern, kann man eventuelle Frustsituationen auf ein Minimum beschränken.
Die Grafik des Spiels ist teilweise genial und teilweise furchtbar. Die vielen vorgezeichneten Räume sehen einfach toll aus und vermitteln durch eine unglaubliche Liebe zum Detail das Gefühl, sich direkt in einem Zeichentrickfilm zu befinden. Leider wird diese Atmosphäre durch die beiden Hauptfiguren wieder zunichte gemacht. Unsere Glücksritter sind, wie auch alle anderen Charaktere, die im Spiel auftauchen, aus viel zu wenig Polygonen zusammengesetzt. Wenn die Kamera das Geschehen aus der Nähe zeigt, wird deutlich, wie grob Tulio und Miguel konstruiert wurden. Die Gesichter sind praktisch nicht zu erkennen und auch die sonstige Erscheinung ist recht erbärmlich. Die Animationen sind eigentlich in Ordnung, werden aber recht häufig durch erhebliche Slowdowns unterbrochen. Manchmal kommt es sogar für ein oder zwei Sekunden zu einem völligen Stillstand des Bildes.
Der Sound kann sich hören lassen. Jede Spielsituation wurde mit eigenen Effekten unterlegt und wenn es besonders spannend wird, erklingt ein wenig atmosphärische Musik. Das Wichtigste bei Der Weg nach El Dorado ist allerdings die Sprachausgabe, die ausgezeichnet gelungen ist. Die Übersetzer haben ganze Arbeit geleistet und die Sprecher sorgen dafür, dass die Dialoge der Hauptfiguren sehr lustig anzuhören sind.
'Die Hintergründe sind wirklich gelungen. Schade nur, dass die Helden in Sachen Optik nicht mithalten können.'
Obwohl das Game eigentlich für Kinder konzipiert ist, kann die fesselnde Story bestimmt auch den ein oder anderen Erwachsenen begeistern. Der intelligente Tulio und sein schlichter Freund Miguel geraten nicht nur in die seltsamsten Situationen, sondern sorgen durch ihre witzigen Kommentare auch dafür, dass die ruhigeren Spielabschnitte interessant wirken. Von Zeit zu Zeit bekommt man Ausschnitte aus der Filmvorlage in hervorragender Qualität zu sehen und wenn man den Streifen im Kino verpasst hat, hat man nach ein paar Stunden vor der Playstation garantiert Lust, ihn einmal auf Video anzusehen.
Zwar kommt es bei einem Spiel dieser Art nicht unbedingt auf eine gute Steuerung an, aber was die Programmierer der Softwareschmiede "Revolution" hier abgeliefert haben, ist eine Frechheit. Schon nach ein paar Minuten dürfte der ein oder andere Zocker seinen Controller entnervt in die Ecke werfen und das Game für unspielbar erklären. Es ist praktisch unmöglich, die jeweilige Spielfigur flüssig über den Bildschirm zu lenken. Wenn man versucht, die Laufrichtung ein kleines bisschen zu korrigieren, macht man häufig eine komplette Wende. Außerdem drehen sich unsere Helden schon bei dem kleinsten Zusammenstoß mit Hindernissen sofort um, was ebenfalls für viele frustrierende Situationen sorgt. Die beste Möglichkeit, sein Ziel zu erreichen, ist, es aus der Ferne anzuvisieren, den Laufknopf zu drücken und zu versuchen, rechtzeitig anzuhalten.
Der Humor ist skurill - man beachte die Itembeschreibung!
Leider leidet Der Weg nach El Dorado unter den gleichen Problemen wie die ersten aufwändigeren Grafik-Adventures auf dem PC. Immer wieder unterbrechen Ladepausen den Spielfluss, da man sich zwischen verschiedenen Räumen bewegen muss und nicht alle Hintergründe gleichzeitig im Speicher sind.
Mit einer genaueren Steuerung und ohne die nervigen technischen Probleme wäre Der Weg nach El Dorado das perfekte Spiel für Kinder, die erste Erfahrungen mit dem Adventure-Genre machen wollen. Leider sind die technischen Macken so schwerwiegend, dass sie den Spielspaß stark einschränken. Für Zockveteranen kommt das Game aufgrund der lächerlich leichten Rätsel ohnehin nicht in Frage. Die Playstation-Abenteuer von Tulio und Miguel können vor allem durch die witzigen Dialoge und die spannende Story ein paar Punkte gutmachen.