Galileo Mystery - Die Krone des Midas im Test

Nintendo Wii
Während einige Fernsehzuschauer Galileo-Mystery aufgrund der populärwissenschaftlichen Darstellung verschiedenster geschichtlicher Ereignisse mögen, ist es für andere eine Art Sendung mit der Maus für Doofe. Dass nun ein Game für Wii erhältlich ist, auf dem das Logo der Pro 7-Produktion zu sehen ist, dürfte also ebenso viele Besitzer des Nintendo-Systems anziehen wie abschrecken. Das deutsche Entwicklerteam Independent Arts Software, das von Bibi Blocksberg Hörspielen bis hin zu Game Shows wie Quiz Taxi schon so ziemlich alles in Computer- und Videospielform gebracht hat, verspricht uns diesmal ein spannendes Adventure der klassischen Art. Ob es tatsächlich Spaß macht, die Krone des Midas zu jagen, haben wir für euch getestet.

Eigentlich wollte er die ganze Nacht Kaffee trinken und Videospiele zocken. Leider ist der Museumswächter-Job aber doch nicht so einfach wie gedacht.


Ein mögliches Missverständnis lässt sich schnell aus dem Weg räumen. Galileo Mystery – Die Krone des Midas hat herzlich wenig mit der Fernsehsendung zu tun, die auf Pro 7 läuft. Aiman Abdallah und sein Team können weder gesteuert noch bekämpft werden, obwohl letzteres für einige TV-Kritiker sicherlich ein Kaufgrund gewesen wäre. Offensichtlich passte einfach die Story des Spiels gut genug, um eine Marketing-Kooperation zu rechtfertigen. Der Protagonist Stephan hat gerade erst einen neuen Job als Nachtwächter in einem Museum angenommen, als sich erste mysteriöse Vorfälle ereignen. Nicht nur sein Vorgänger kommt dem jungen Helden verdächtig vor, auch der Museumsdirektor scheint gleich mehrere Geheimnisse zu verbergen. Einzig Jessica, die ebenfalls im Museum arbeitet und eine alte Schulfreundin von Stephan ist, steht ihm jederzeit hilfreich zur Seite. Ein umgefallenes Dinosaurier-Skelett ist nur der Anfang einer langen Reihe von merkwürdigen Vorkommnissen, die es aufzuklären gilt. Schnell wird klar, dass ungebetene Gäste in das Museum eingedrungen sind und wie es sich für einen verantwortungsbewussten Nachtwächter gehört, nimmt unser Jobanfänger die Verfolgung auf.


Dieses Mini-Game stellt keine große Herausforderung dar. Schnell ist der zerbröselte Dino wieder zusammen gesetzt.


In keinem anderen Genre sind eine gute Geschichte und gelungene Dialoge so wichtig wie in Adventures. Die Krone des Midas bietet genug spannende Momente und unerwartete Situationen, um den Zocker bei Laune zu halten. Immer wenn ein größeres Rätsel gelöst wurde, startet das nächste Kapitel mit neuen Herausforderungen und Überraschungen. Im späteren Spielverlauf steht beispielsweise auch Jessica als steuerbare Figur zur Verfügung und lange Zeit bleibt unklar, ob ihr Ex-Freund, der Indiana-Jones-Verschnitt Rick, in düstere Machenschaften verstrickt ist oder nicht. Doch es gibt auch genug Grund zur Kritik. Das Game ist absolut linear aufgebaut. Verschiedene Handlungsstränge und alternative Vorgehensweisen sucht man also vergeblich, was den Spaß deutlich mindert. Außerdem wendet sich Die Krone des Midas offensichtlich an eine junge Zielgruppe und hält sich deswegen oft zurück. Auf schlüpfrigen Humor oder wirklich gruselige Momente muss verzichtet werden, was ältere Semester als sehr schade empfinden werden. Eine kinderfreundliche Detektivgeschichte, die vom Aufbau her ein wenig an eine Folge der Drei Fragezeichen erinnert, ist aber auch nicht zu verachten.
Das Game besinnt sich auf die Stärken früher Adventures und kommt völlig ohne Action-Elemente aus. Gegenstände müssen gesammelt, kombiniert und an richtiger Stelle eingesetzt werden, um im Laufe der Zeit immer mehr Räume zu öffnen und die Geheimnissen des Museums zu entschlüsseln. Ein Großteil der Aufgaben lässt sich tatsächlich mit etwas Nachdenken lösen und das ist auch gut so, denn wie jeder weiß, gibt es kaum etwas Schlimmeres als ein unlogisches Adventure. Von Zeit zu Zeit hilft zwar nur das ziellose Herumprobieren nach dem Trial-and-Error-Prinzip weiter, aber diese Momente halten sich glücklicherweise in Grenzen. Ein paar eingestreute Mini-Games sollen für etwas Dynamik sorgen, entpuppen sich aber schnell als recht simple Herausforderungen für die grauen Zellen.


Nicht nur die alten Ägypter sind vertreten. In den Ausstellungsräumen sind viele Informationen aus Geschichte und Wissenschaft versteckt.


Da Die Krone des Midas in einem Museum spielt, liegt der furchtbare Verdacht nahe, dass hier Bildung vermittelt werden soll. Doch keine Sorge, einige Fakten aus verschiedenen Wissensgebieten kann man zwar aufschnappen, aber es handelt sich bei dem Spiel nicht um ein getarntes Lernprogramm. Neben der Midas-Sage, wichtiges Ereignissen der Geschichte und der Welt der Dinosaurier werden auch viele weitere Themen kurz angeschnitten, was ausreicht, um einen kleinen Einblick zu erhalten.

Gleich zwei Hilfsfunktionen stehen dem Rätselfreund zur Seite. Durch einen simplen Knopfdruck lassen sich die Objekte auf dem Bildschirm farblich hervorheben, mit denen unsere Helden interagieren können. Eine wirklich gute Idee, die jeder zu schätzen wissen wird, der in anderen Games schon einmal eine Ewigkeit damit verbracht hat, jeden Quadratzentimeter der Umgebung mit der Maus oder dem Controller abzutasten. Leider ist das zweite Unterstützungsfeature etwas zu gut gemeint. Wer nicht mehr weiter weiß, darf sich einen Tipp geben lassen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen zurückhaltenden Hinweis, sondern um eine präzise Erklärung der nächsten geforderten Aktionen. Natürlich wird niemand dazu gezwungen dieses Geschenk anzunehmen, aber wollen wir mal ehrlich sein: Welcher Zocker kann in der heutigen schnelllebigen Zeit einem solchen Angebot schon widerstehen, wenn er bereits unzählige Minuten nach der Lösung eines Rätsels sucht? Die auf der Verpackung angepriesenen “bis zu 15 Stunden spannende Unterhaltung“ können bei häufigem Einsatz der Hilfe tatsächlich auf weniger als die Hälfte reduziert werden, was echte Adventure-Fans nicht zufrieden stellen dürfte.


Gemeinsam sind sie stark. Jessica unterstützt unseren Helden zeitweise tatkräftig bei der Lösung der Rätsel.


Optisch macht Galileo Mystery – Die Krone des Midas einen recht angestaubten Eindruck. Besonders die detailarmen Hauptfiguren sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Stephan und seine Kollegen enttäuschen mit unrealistischen Animationen, die es heute nur noch selten zu sehen gibt und die so wirken, als bewegten sich die Darsteller auf einem Planeten mit leicht verringerter Schwerkraft. Noch unangenehmer wird es, wenn die Protagonisten aus der Nähe gezeigt werden. Hier bleiben große Teile der Körper und Gesichter vollkommen starr, was die Atmosphäre tatsächlich stört. Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass die Hintergründe okay sind. Obwohl die Texturen recht grob ausfallen und immer wieder unschöne Treppcheneffekte an Kanten auffallen, wurden die verschiedenen Räume des Museums abwechslungsreich gestaltet. Da auch eine PS2-Version des Spiels erhältlich ist, liegt der Verdacht nah, dass keinerlei Anpassung an die grafischen Möglichkeiten der Nintendo-Hardware stattgefunden hat. Dass für die Wii-Fassung 10 Euro mehr hingeblättert werden müssen und sie damit auf dem preislichen Niveau diverser First-Party-Games liegt, ist mit der guten Steuerung allein nicht zu rechtfertigen.
Es wurden einige bekannte Synchronisationstalente verpflichtet und diese Investition hat sich tatsächlich gelohnt. Die deutschen Stimmen von Tobey Maguire, Nicole Kidman und Clive Owen sind zu hören und schaffen es, den Figuren Leben einzuhauchen obwohl sich die Lippen nur selten synchron bewegen. Besonders der leicht schusselige Stephan ist sofort sympathisch und darum fällt es leicht, den ein oder anderen überbetonten Satz zu vergeben. Die ständig unheilvoll anmutende Musik trägt ebenfalls ihren Teil zu einer gelungenen Mystery-Stimmung bei.


Selbst die letzte Konsolengeneration konnte bereits wesentlich mehr Details auf den Bildschirm zaubern...

Tim meint:

Tim

Die Krone des Midas ist kein schlechtes Spiel und wird aufgrund der Tatsache, dass klassische Adventures ohne Action-Sequenzen immer noch Mangelware sind, sicherlich ein paar Freunde finden. Dummerweise fehlt dem Game das nötige Etwas, um Kult-Status erreichen zu können. Monkey Island punktet mit unvergleichlichem Humor und mein persönlicher Geheimtipp Shadow of Memories hat eine geniale Story. Das Galileo Mystery Spiel ist aber in keinem Bereich dazu in der Lage, die Konkurrenz deutlich abzuhängen. Auf der Disc schlummert ein technisch mittelmäßiges und spielerisch solides Adventure mit guten Rätseln,,, nicht mehr und nicht weniger. Wer das Genre mag und ein paar Monate warten kann, sollte eventuell zu einem späteren Zeitpunkt zuschlagen, sobald das Preisetikett besser zum Produkt passt. 

Positiv

  • Klassisches actionfreies Adventure
  • Solide familienfreundliche Story
  • Gute deutsche Sprecher

Negativ

  • Grafisch stark veraltet
  • Sehr linear
  • Übertriebene Hilfsfunktion
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Galileo Mystery - Die Krone des Midas Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 08.10.2009
Vermarkter -
Wertung 6.5
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen