
Als Manager müsst ihr alle wichtigen Aufgaben im Verein übernehmen
Zu Spielbeginn entscheidet ihr euch für einen von diversen Spielmodi. So könnt ihr entweder den Verein festlegen, den ihr managen wollt, zusätzlich eine Stelle bei einer Nationalmannschaft einnehmen oder gar einen völlig eigenen Verein aus einer großen Datenbank an Städten und Wappen kreieren. Wir lassen das jedoch außer Acht und wählen eine ehrliche Karriere, in der wir uns erst einmal hocharbeiten müssen. Folglich legen wir unser Profil als Trainer/Manager an und nehmen erste Angebote entgegen. Schließlich erhält die SpVgg Unterhaching nach kniffligen Verhandlungen den Zuschlag und wir treten unseren neuen Job als Team-Manager in der 2. Bundesliga an.

Unsere Maßnahmen haben gewirkt und das Ergebnis kann sich sehen lassen
Direkt ins Auge fallen dürfte dabei das völlig neue Spielinterface, das eine deutlich Wandlung im Vergleich zu den Vorgängern durchgemacht hat. So kommen die Spielmenüs nun in weißen Tönen daher und arbeiten geschickt mit Einblendungen und Verwischeffekten im Hintergrund. Das Ganze wirkt zu Beginn zwar etwas steril und überladen, entpuppt sich allerdings schnell als angenehme Lösung für die übersichtliche Präsentation einer großen Menge an Einstellungsmöglichkeiten und Informationen. Hier haben die Entwickler von EA Canada in jedem Fall gute Arbeit geleistet!
Das Hauptmenü zwischen den Spieltagen ist natürlich das Nonplusultra für alle wichtigen Aufgaben des Manager-Alltags. Hier kontrolliert ihr unter den Punkten Mannschaft, Verein (Finanzen), Marketing/PR (Fanartikel, Werbung) und Gebäude die Geschicke eures Clubs. Zunächst solltet ihr euch jedoch im sogenannten "Newscenter" über alle bedeutenden Ereignisse der letzten Zeit informieren, um dann in diversen Untermenüs Transfers zu tätigen, Finanzkürzungen vorzunehmen oder die Verträge von Spielern zu verlängern. Der Titel überfordert euch dabei allerdings nicht mit unüberschaubaren Aufgaben, es bleibt zumeist offensichtlich was nun zu tun ist und unter welchem Menüpunkt ihr das Ganze umsetzen könnt.

Den Stadionausbau solltet ihr nur mit einem gut gefüllten Konto angehen
Um als Trainer erfolgreich zu sein, solltet ihr zu Beginn eine Stammformation aus den stärksten Spielern festlegen. Dabei könnt ihr nicht nur das Talent oder die Gesamtstärke sondern auch verschiedene Attribute (Abwehr, Physis, Sturm etc,) oder Spezialfähigkeiten beachten. Die Aufstellung legt ihr dann unter dem Menüpunkt "Mannschaft" fest. Je nach Spielsystem solltet ihr ausserdem eine individuelle Taktik erstellen: so lassen sich Faktoren wie Laufwege, Positionstreue, Pressing, Offensive oder Defensive ganz nach eurem Belieben bestimmen.

Richtige Trainingsmethoden sind der Schlüssel zum Erfolg
Ebenfalls unerlässlich für eure Arbeit ist der Trainingsplan. Hier könnt ihr pro Wochentag 2 Trainingseinheiten eintragen, die euer Team auf bestimmte Aktionen schulen. So könnt ihr Torschüsse, Abwehrverhalten, Konter, Flanken und viele andere Fähigkeiten trainieren, um die Mannschaft optimal vorzubereiten. Doch Vorsicht: wer zu oft auf Konditionstraining oder Sprints setzt, hat bald mit müden Beinen und geringer Moral zu kämpfen haben. Im zwischenzeitlichen Wochenbildschirm, der den Übergang zum nächsten Spielen darstellt, wird schließlich das aktuelle Training angegeben und die Form (Fitness & Frische) der Mannschaft gezeigt.
Richtig zur Sache geht es jedoch erst in den Spielen, die ihr erstmal ganz lässig mit einem Presse-Gespräch einläuten könnt. Das Spielgeschehen selbst läuft dann je nach eurer Wahl ab: entweder in einer simplen Sofortberechnung, in der ihr eure Spieler ausschließlich in der Halbzeitpause mit einer kleinen Ansprache beeinflusst (hier vermisst man die genialen Sprachsamples aus Anstoss 3!), einem dezent eintönigen Text-Modus (direkte Auswechslungen oder Taktik-Änderungen möglich) oder gar einer richtigen Live-Präsentation, die auf der FIFA-Engine basiert.

Im Text-Modus wiederholen sich Situationen leider häufig
Leider hält sich die Künstliche Intelligenz der Spielfeld-Akteure in engen Grenzen. So ärgert ihr euch im Übertragungs-Modus ständig darüber, dass die Spieler reihenweise ins Seitenaus laufen, gelbe Karten en masse verteilt werden und der Spielaufbau stellenweise mehr als zerfahren wirkt. An der Präsentation gibt es dabei allerdings nichts zu mäkeln. Die Atmosphäre in den originalgetreuen Stadien ist gelungen, die Grafik kann auf ganzer Linie überzeugen und die Moderatoren machen ausnahmsweise mal mit passenden Kommentaren einen sehr guten Job.

Mit "Fussballwelt" haltet ihr euch auf dem Laufenden
Neben Spielen, Aufstellungen und Taktik bleiben euch im Fussball Manager 2006 jedoch auch andere Features. Beispielsweise könnt ihr euer Stadion in vielen Optionen ausbauen oder das Vereinsgelände ausweiten, wobei man hier statt einer hübschen Karte des Geländes (Anstoss 3) mit sterilen Menüs Vorlieb nehmen muss. Einen großen Pluspunkt erringt das Spiel dagegen in Sachen Lizenzen, so dass ihr auf tausende Original-Vereine, Spieler und Ligen zurückgreifen könnt, die dann auch noch mit zahlreichen (Spieler-)Fotos veranschaulicht werden. Ebenfalls für Authentität sorgt das "Match Analyse Tool" (MAT), mit dem ihr Partien haargenau anhand von Statistiken analysiert, und die integrierte Website "Fussballwelt", auf der ihr Spiel-Berichte oder aktuelle Gerüchte nachleset.
Die Grafik einer Manager-Simulation lässt sich selbstverständlich nur nach der Präsentation der Spiele beurteilen, und die ist wie bereits gesagt mehr als zufriedenstellend ausgefallen. Die FIFA-Engine sorgt hier für detaillierte Spielermodelle, gelungene Animationen und beeindruckende Arenen. Der Sound bewegt sich dank eines überzeugenden Soundtracks und toller Stadionatmosphäre auf ähnlich hohem Niveau, ganz abgesehen vom Kommentatorenduo, das die Spiele tatsächlich passend begleitet.

An der Präsentation der Spiele gibt es nichts auszusetzen
Leider hat die ganze Sache einen Haken, denn die Technik wird einigen Spielern den Spaß mit Sicherheit gehörig vermiesen. So kommt es außergewöhnlich oft zu Abstürzen, auf manchen PCs will der Titel nicht einmal starten. Auch die Anzahl an kleineren Bugs ist nicht unerheblich. Electronic Arts will die Probleme Mitte November mit einem großen Patch beheben, allerdings bleibt es fraglich, wieso der Publisher den Entwicklern nicht einfach mehr Zeit zum Finetuning zugesprochen hat.
Die technischen Macken und die mäßige Spieler-KI fallen zwar deutlich ins Gewicht, ändern jedoch wenig daran, dass es sich beim Fussball Manager 06 um eine rundum gelungene Manager-Simulation handelt. Die Entwickler haben sich keinesfalls auf den Lorbeeren der Vorgänger ausgeruht und mit dem neuen Interface und der verbesserten Spiel-Präsentation positive Akzente gesetzt. Ebenso erfreulich sind die weiterhin tadellose Bedienung und die authentische Masse an Lizenzen und Statistiken. Zum Hit hat es aufgrund der oben genannten Schwächen jedoch nicht gereicht, sodass "Anstoss 3" mit seiner unnachahmlichen Spieltiefe wie gehabt auf dem Thron der Fussball-Manager bleibt.