
Ihr übernehmt im Spiel nun die Kontrolle über zwei vierköpfige Sondereinheiten der US Armee. Das Spiel beginnt mit einem spektakulären Intro. Als unser Konvoi beim Einmarschieren in eine zekistanische Stadt unter schweren Beschuss gerät, sondern wir uns ab, um den Feind durch die eng verwinkelten Häuserschluchten zu Umgehen und von hinten aufs Korn zu nehmen und somit den eingeschlossenen Kameraden den Weg frei zu machen.
Doch das klingt einfacher als es ist. Da wir mit unserer LKW-Kolonne auf offenem Feld und somit unter Sperrfeuer stehen, ist es für uns umso schwerer ordentliche Deckung zu finden. Wir entscheiden uns für die etwas radikale Methode. Während Team Alpha die vor uns liegenden Gegner unter Beschuss nimmt, gibt das Team Bravo soviel Spielraum, als dass sie schnell zum Straßenrand laufen und da hinter einer Häuserecke Deckung suchen können. Team Alpha stellt nun das Feuer wieder ein, während Team Bravo nun für die nötige Rückendeckung sorgt. Team Alpha kann sich nun ebenfalls sicher vom Konvoi entfernen und wir rücken weiter vor.
Viele denken jetzt sicher „Das is’ ja wieder n typischer Third-Person-Shooter…“ – Doch weit gefehlt. Full Spectrum Warrior ist mehr als das. Ich würde es eher als Strategie-Action-Spiel charakterisieren. Wer vorhat einfach drauflos zu feuern, wird es nicht weit bringen. Zwei bis drei feindliche Treffer und eure Männer liegen am Boden. Entwickler Pandemic hat den Realismusgrad sehr hoch angesetzt. Dementsprechend gilt es auch den verletzten Mann nicht einfach dort liegen zu lassen, sondern ihn zum nächsten „Vevac-Punkt“ zu schleppen. Hier wird er medizinisch versorgt und wieder aufgepäppelt und das Team kann neue Munitionsvorräte aufnehmen. Ist die nämlich während einer Mission mal verbraucht ist Feierabend. Wer es dann noch zum nächsten Vevac schafft muss schon verdammt viel Glück haben.

Da jede der im Spiel integrierten Missionen ca. 1 Stunde in Anspruch nimmt und niemand, bei all dem Realismus, auch noch erwarten kann, dass ihr das ohne Abspeichermöglichkeiten durchspielt, gibt es so genannte „Sit Rep“-Stellen (Abkürzung für Situational Report). Hier müsst ihr eure beiden Platoons versammeln und dann wird gespeichert. Trotz des großen Taktikanteils lebt das Spiel von seiner Action, deren Anteil nicht zu gering ist.
Um den Flair einer orientalischen Stadt und den eines Kriegsschauplatzes ordentlich einzufangen benötigt man natürlich eine entsprechende Grafik-Engine. Pandemic greift im Fall von Full Spectrum Warrior auf die sehr bekannte „Havoc-Engine“ zurück. Dieser ermöglicht realistische Bewegungen von Gegenständen. Gemeint ist zum Beispiel, dass die offene Tür eines Fahrzeugs in Folge starken Beschusses, durch die Wucht der Kugeln, zugeworfen wird, oder dass beim Einschlagen von Geschossen in einer Häuserwand Teile dieser abbröckeln. Auch das geschickte Spiel Licht und Schatten weiß zu überzeugen.
Die Partikeleffekte, wie sie nun mal zu einer staubigen arabischen Stadt gehören, sehen fantastisch aus und wissen zu jedem Zeitpunkt zu überzeugen. Die Mimiken unserer Soldaten sind ebenfalls nicht zu verachten und sollten somit ebenfalls positiv erwähnt werden. Framerate-Einbrüche oder Pop-Ups sucht man beinahe vergebens. Die Grafik von Full Spectrum Warrior überzeugt fast gänzlich, einzig die etwas ungenaue Kollisionsabfrage sei hier zu bemängeln, aber das sind Kleinigkeiten.

Seit Filmen wie „Der Soldat James Ryan“ oder „Blackhawk Down“ weiß jeder, wie wichtig die Soundkulisse für die Atmosphäre eines Kriegsszenarios sein kann. Leider
ist davon für meinen Geschmack zu wenig enthalten. Zwar ist die Musikkulisse an sich top, doch geizig wenig wurde für den Titel komponiert. Wenn Ihr eine Dolby Digital-Anlage an Euren PC angeschloßen habt, werdet Ihr von raumfüllenden Klängen dafür umso mehr verwöhnt, sprich: Umgebungsgeräusche, Motoren, Maschinengewehre oder Explosionen klingen wie bei einer Live-Übertragung aus Baghdad.

Was bringt die genialste Optik und die beste Soundkulisse, wenn man nach fünf Minuten frustriert die Tastatur vor Wut zertrümmert?
Das dachte sich auch Entwickler Pandemic und hat sich offensichtlich reichlich Gedanken gemacht. Dazu gibt es fünf Trainingsparkurs mit jeweils mindestens zwei Unteraufgaben zu durchlaufen, damit man sich mit Steuerung und taktischen Handgriffen vertraucht machen kann. Nach einer kurzen Einarbeitungszeit von ca. 30 Minuten geht alles frei von der Hand, man wird mit der Steuerung so schnell vertraut.
Systemanforderungen
AMD Ahtlon bzw. Pentium 4 mit 2Ghz
512 MB RAM
ATI Radeon 9500
THQs ambitioniertes Projekt weiß von der ersten Spielsekunden an zu begeistern: die hochauflösende Grafik, die fordernde aber nicht frustrierende Gegner-KI und abwechslungsreiche Missionen, fertig müßte eigentlich der Hit sein...fast! Leider ist der Story-Modus mit einer Durchspielzeit von 15-20 Stunden zu kurz ausgefallen und teilweise etwas nervige Ladezeiten reiben den Spielgenuß etwas auf. Nichts desto trotz macht man mit dem Kauf von Full Spectrum Warrior als Fan des Genres nichts falsch! Nicht zuletzt, weil es auf einer Trainingssimulation der U.S. Army basiert und somit einen hohen Realitätsgrad garantiert.
Infos zum Spiel findet ihr unter www.fullspectrumwarrior.com