Leider hat sich im Vergleich zum Vorgänger Formel 1 2001 nicht viel getan, nach wie vor habt ihr die Wahl zwischen einem spritzigen Arcade-Race, einem Zeitrennen und dem obligatorischen Simulationsmodus. Letzterer ist nochmals in ein Rennwochenende und eine komplette monumentale Meisterschaft gesplittet. Auch für gesellige Zocker wurde gesorgt, bis zu vier Rennsportler können im Hotseat-Verfahren gegeneinander antreten. Natürlich bietet die 2002er Edition ebenso wie der Vorgänger die aktuelle FIA-Lizenz samt authentischer Strecken, Wagen und Fahrer.
Im kurzweiligen Arcademodus könnt ihr durch euer fahrerisches Können massig Punkte sammeln, ohne euch auf Simulationsaspekte wie einem „richtigen“ Schadensmodell konzentrieren zu müssen – weder Reifen noch Flügel können spontan abbrechen, stattdessen gibt eine Anzeige stets Auskunft über den Zustand eures Gefährts. Ist diese komplett gefüllt müsst ihr euch leider vom Rennen verabschieden und euch mit einer wenig rühmlichen hinteren Platzierung zufrieden geben. Im Schwerpunkt des Games liegt jedoch der toll ausgearbeitete Simulationsmodus, besonders Bastler und Möchtegern-Mechaniker kommen hier auf ihre Kosten.
Nahezu jeder noch so kleine Aspekt lässt sich eurem Können und Vorlieben anpassen, wählt einen von drei Schwierigkeitsgraden, bestimmt den Simulationsgrad oder nehmt selbst Modifizierungen an eurem Silberpfeil vor: unter dem Menüpunkt Garage werdet ihr von der Fülle an Variablen nahezu erschlagen, entscheidet euch für einen Reifentyp, wählt unterschiedliche Härtegrade des Gummis, einen dazu passenden Bremssscheibentyp, legt den Bodenabstand, Druck und Dämpfung fest, schraubt an Stabilisatoren, Winkeln, Bremsbalance oder am Übersetzungsverhältnis rum – Und das ist bei Weitem nicht Alles! Ganz nach eurem Gusto aktiviert verschiedenste Fahrhilfen. Rast unverwundbar ohne Schadensmodell über den Asphalt, modifiziert die Abnutzungserscheinungen eurer Bremsen, Motorausfälle und verschönert euer Leben durch eine Prise ABS :o)

Boxenstop bei Team Jaguar.....die hübsch animierte Crew beeilt sich, damit Ihr schnell auf die Piste könnt
Lobenswert ists übrigens, dass wie in gängigen Rally-Games Pfeile eingeblendet werden die euch auf den folgenden Streckenverlauf vorbereiten. Dies ist auch bitternötig, da das gefühlvolle Steuern eures PS starken Boliden ein Schwachpunkt des Games ist. Viel zu sensibel und nervös reagiert die Abtastung eures Dual Shock Controllers, in Sekundenbruchteilen schliddert ihr wie eine Rakete von einer Fahrbahnbegrenzung zur anderen. Zwar werden sich passionierte Racer mit der Zeit dran gewöhnen und ihren Fahrstil entsprechend anpassen, jedoch wird grade der Arcade-Modus (Ihr könnt im Gegensatz zur Simulation die Trägheit nicht nachjustieren) zeitweise unnötig frustig – Ein Lenkrad wirkt hier wahre Wunder!
Auch das Schadensmodell ist ein zweischneidiges Schwert, während Auffahrunfälle euch meist ohne den kleinsten Kratzer davonkommen lassen, bestraft euch ein mittelschwerer Rempler an die Streckenbegrenzung konsequent mit Radverlust – Das Rennen ist dann gelaufen.
Die Präsentation weiß Sony üblich komplett zu überzeugen- eine durchweg stabile Framerate gepaart mit authentischen Polygonmodellen. Selbst in der Rechenintensiven Startphase stellt die Engine ohne Ruckler 24 Boliden dar, die allesamt mit realistischen Texturen und Oberflächen (Dank der Lizenz sogar mit Originalwerbung) versehen sind.

Ouh Schumi, Vorsicht! Kurven sollten nicht so eng genommen werden, um einen unnötigen Ausritt in das Kiesbett zu vermeiden.
Da verschmerzt man gerne dezentes Kantenflimmern und das besonders auf der Xbox heimische Bump-Mapping der asphaltierten Rennstrecken. Weitere Glanzpunkte der Optik sind der aufgewirbelte Dreck abseits der Piste, der realistisch an Reifen und Karosserie hängen bleibt und die dank Motion-Capturing absolut flüssig agierende Boxencrew. Der Sound steht der visuellen Pracht in Nichts nach, die Motoren brummen realistisch mit viel Bass aus euren Boxen, Der Boxenfunk und Soundeffekte abseits der Strecke lassen echte Formel 1 Atmosphäre aufkommen. Als Sahnestück bekommt ihr zudem Originalkommentare der bekannten RTL-Moderatoren Heiko Wasser und Christian Danner auf die Ohren, die stets überzeugend über das Geschehen wachen.
Insgesamt bekommen Racing-Begeisterte gelungene Kost geboten, die ein übertrieben sensibles Gameplay durch Optionsfülle, liebevolle Aufmachung und erstklassige Präsentation wieder wettmacht. Besitzer des Vorgängers sollten sich eine erneute Investition jedoch zweimal überlegen, da vom Arcademodus und aktuellen Statistiken wenig Neues geboten wird.