Spätestens seit dem enormen Erfolg der 'Herr der Ringe'-Filme erlebt das Fantasy-Genre sowohl in den Bestsellerlisten als auch auf den Leinwänden ein glorreiches Comeback. Zu den Helfern gehört auch Eragon aus den Händen des amerikanischen Schriftstellers Christopher Paolini. Zwei Bücher der als Trilogie geplanten Reihe sind bislang erschienen und im Dezember startete der auf der Romanvorlage basierende Kinofilm mit gleichem Titel in europäischen Kinos. Und natürlich darf da das passende Spiel nicht fehlen...
Das Videospiel Eragon basiert dabei auf dem Film von 20th Century Fox, folglich befasst man sich wie schon beim Herrn der Ringe nur die absoluten Grundpfeilern der Story. Die Geschichte folgt dem 15-jährigen Bauernjungen Eragon, der zusammen mit seinem Onkel Garrow und seinem Cousin Roran am Rande des kleinen Dorfes Carvahall lebt. Menschen, Elfen, Zwerge, Drachen und andere Fantasykreaturen bevölkern das Königreich Alagaësia, zu dem Eragons Heimatstadt gehört. Eines schönen Tages findet Eragon auf der Jagd einen glühenden, blauen Stein, der seine Zukunft grundlegend verändern soll. Was Eragon zunächst für einen einfachen Stein hält, entpuppt sich als Drachenei, aus dem auch gleich ein solches Geschöpf schlüpft. Schnell wird klar, dass Eragon und den Drachen eine mysteriöse und magische Kraft verbindet, was Eragon zum sogenannten Drachenreiter macht. Dies wiederum stellt das Imperium des Königs vor ein Problem, denn sie empfinden jeden weiteren Drachenreiter als Bedrohung. Und schon bald befinden sich Eragon, sein Drache Saphira und Brom, ein alter Geschichtenerzähler, auf der Flucht...
Im Spiel übernehmt ihr die Steuerung des Titelhelden Eragon und startet euer Abenteuer in ruhigen Zeiten,,, Zwischensequenzen führen euch aber recht schnell in die Geschichte ein und erklären euch, warum die Situation soweit gekommen ist. Die 16 Level des Spiels werden in der Xbox 360-Fassung um ein paar weitere exklusive Level ergänzt, doch auch diese sorgen nicht für die nötige Abwechslung.
Als Eragon seid ihr mit Schwert und Bogen unterwegs und verbringt die meiste Zeit damit, durch die verschiedenen Gegenden zu laufen und herannahende Wellen von Gegnern zu zeigen, aus welchem Holz ihr geschnitzt seid. Dazu gebraucht ihr einen normalen (A-Button) und einen stärkeren Schwerthieb (B-Button). Mittels X-Button ist es euch außerdem möglich, gegnerische Angriffe abzublocken. Den Bogen packt ihr über den rechten Bumper aus und feuert via A-Button die Pfeile ab. Die diversen Schwerthiebe lassen sich zu einfachen Combos verknüpfen, doch im Endeffekt stellt das Gameplay von Eragon nur eines dar: stumpfes Buttonmashing! Grund dafür ist u.a., dass die Gegner euch auch auf der 'Schwer'-Einstellung nicht vor große Probleme stellen. Zwar können sie einiges an Schlägen einstecken, doch früher oder später fällt jeder ohne ordentliche Herausforderung um, so dass die ganzen Combos nicht zwingend angewendet werden müssen. Während des pausenlosen Rumgeschlage kann es dann auch noch vorkommen, dass ihr euch auf mysteriöse Art und Weise vom Gegner entfernt habt und nur die Luft schneidet. Abgesehen von den vielen Kämpfen dieser Art sind auch kleinere Sprung- und Kletterelemente anzutreffen, die aber lediglich einen Übergang zur nächsten Massenschlägerei darstellen.
Als Drachenreiter kann Eragon auch auf ein paar magische Tricks zurückgreifen, die dem Titel einen Großteil seines Spielspaßes verpassen. So wird durchaus geschmunzelt, wenn ihr einen Gegner in Flammen steckt und dieser anschließend das Weite sucht oder ihr einen Gegner von einem Berg mittels Magie in die Schlucht fallen lasst.
Neben Feuergeschossen sowie Ziehen und Stoßen des Gegners könnt ihr anhand der Magie auch noch mit der Umgebung interagieren, so dass z.B. Hindernisse aus der Welt geschafft werden. Das Ganze bleibt dabei aber sehr linear, nur mit als solchen ausgewiesenen speziellen Gegenständen könnt ihr interagieren und die magischen Attacken im Kampf lockern das Geschehen nur temporär auf. Dem ganzen Drachenthema entsprechend werdet ihr natürlich auch noch auf den Rücken eines solchen gesetzt, was in der Praxis viel weniger Spaß bereitet als es die Theorie hoffen lässt. Die wenigen dieser Level spielen sich wie ganz simple Rail Shooter, in denen ihr auf einem vorgegebenen Weg fliegt und die Gegner mit dem feurigen Atem des Drachens oder euren Pfeilen einheizt. Die Gegenden werden dabei schlicht wiederholt, sprich ihr fliegt quasi solange im Kreis, bis ihr die immer wieder respawnenden Gegnerscharen alle besiegt habt.
Nach guten sechs Stunden sehen Normalo-Zocker den Abspann von Eragon, was doch ziemlich früh ist und so zu einem bitteren Nachgeschmack führt. Wiederspielwert gibt es nur für diejenigen, die auf die 1000 Gamerscore Punkte scharf sind – um diese zu erhalten müsst ihr jedes Level in beiden Schwierigkeitsgraden durchspielen sowie je ein verstecktes blaues Drachenei pro Level finden. In Sachen Multiplayer sieht es auch nicht viel besser aus: zwar kann jederzeit ein zweiter Spieler ins Geschehen einsteigen, doch die Abfrage bereitet Schwierigkeiten und so wird der Spielfluss durch die Begrenzung auf den einen Bildschirm arg eingeschränkt. Einen Online Coop gibt es leider nicht.
Auch bei der Präsentation kommt Eragon nicht über das Mittelmaß hinweg. In Sachen Grafik fallen vor allem die wenig detaillierten und sehr klotzigen Charaktere negativ auf. Zudem gibt es nur sehr wenige unterschiedliche Gegnerarten, die sich dementsprechend ständig wiederholen. Im Gegensatz dazu wirken einige Umgebungen noch recht ansehnlich, doch auch hier mangelt es an Abwechslung und so werdet ihr euch in einem neuen Level nicht selten fragen, ob ihr hier nicht schonmal gewesen seid. Hinzu kommt die sehr frustrierende Kamera, die euch aufgrund von festgelegten Perspektiven oftmals den gewünschten Durchblick verwehrt. So kommt es z.B. häufiger vor, dass ihr hinter einem großen Objekt steht und weiterkämpfen müsst, obwohl ihr euren Charakter aus dieser Position aus überhaupt nicht sehen könnt. Auch die Soundsparte ist nicht viel besser ausgefallen, doch wenigstens gibt es hier einen schönen und für das (Film-)Genre typischen Soundtrack. Die deutsche Sprachausgabe lässt zu wünschen übrig, was aber hauptsächlich daran liegt, dass Dialoge aus abgegriffenen Einzeilern bestehen – der Wechsel auf die englische Sprachausgabe hilft hier also auch nicht wirklich weiter.
Gregory meint:
Eragon wirkt schlichtweg unfertig und kann so weder als Lizenzspiel, noch als Action-Adventure bestehen. Es war wohl wichtiger das Spiel zum Kinostart des Films auf den Markt zu bringen, als ein ordentliches Produkt abzuliefern - und das geht eben nicht ohne deutliche Spuren. Absolute Eragon-Fanatiker schauen nach einer Preissenkung mal rein, alle anderen greifen zur besseren Genrekonkurrenz.
Eragon wirkt schlichtweg unfertig und kann so weder als Lizenzspiel, noch als Action-Adventure bestehen. Es war wohl wichtiger das Spiel zum Kinostart des Films auf den Markt zu bringen, als ein ordentliches Produkt abzuliefern - und das geht eben nicht ohne deutliche Spuren. Absolute Eragon-Fanatiker schauen nach einer Preissenkung mal rein, alle anderen greifen zur besseren Genrekonkurrenz.