
"Spektakuläre Kampfszenen dürfen natürlich nicht fehlen..."
Während die Story im Film sich rund um Neo, Morpheus und Trinity dreht, stehen im Spiel Niobe und Ghost im Vordergrund, die auf der Leinwand kleinere Rollen erhielten. Im Spiel ebnet ihr sozusagen den Weg für die erstgenannten drei, damit jene ihre Mission erfüllen können, denn die Maschinen graben sich in der realen Welt immer näher an Zion heran, der letzten Stadt in der Menschen frei leben. Den Revoluzzern gelingt es jedoch eine warnende Botschaft in der Matrix zu hinterlegen. Hier startet das Spiel mit eurer Wahl, ob ihr lieber in Niobe's oder Ghost´s Rolle schlüpfen wollt. Doch nicht nur die beiden Charaktere an sich unterscheiden sich, auch ihre Geschichte ist verschieden - sprich ihr müsst das Spiel mit beiden Charakteren durchspielen um wirklich alles vom Spiel gesehen zu haben.
Enter the Matrix sollte wohl mal ein Action Adventure werden – herausgekommen ist aber ein Non-stop Action Spiel, das mit einem Action-Adventure eigentlich nur die Kameraposition gemein hat. So zieht ihr mit Niobe / Ghost durch die Level in der Matrix, immer mit einem festen Ziel pro Level vor Augen, dass es erfolgreich zu erfüllen gilt.
Leider ist das eigentliche Spielprinzip von Enter the Matrix absolut linear und wenig abwechslungsreich. Große Ansprüche wie mitdenken o. ä. werden selten gefordert.

"Freunde von Schleichspielen finden auch hier ein Betätigungsfeld..."
In den Levels trefft ständig auf Gegner, die es auszuschalten gilt. Wie ihr das macht, bleibt euch überlassen – an Möglichkeiten mangelt es jedoch keineswegs. Die beiden Akteure im Spiel sind Meister sämtlicher Kampfsportarten und so im Stande sich auch ohne Waffe prima zu verteidigen. Allerdings dürfen jene natürlich in keinem Action Spiel fehlen und so steht euch auch eine weite Auswahl an Schusswaffen zur Verfügung, mit denen ihr euch der diversen Gegner entledigen könnt. Leider beschränkt sich das Spiel fast nur auf diese Element - ihr lauft von Location zu Location, killt alles was sich irgendwie regt und lauft weiter zum nächsten Schauplatz...
Damit das ganze nicht zu eintönig wird, dürft ihr euch auch hin und wieder bei Geschicklichkeitspassagen beweisen - hier heisst es im richtigen Moment das richtige Knöpfchen auf dem Pad zu drücken.
Das dies nicht wirklich abendfüllend ist merkten offenbar auch die Programmierer, so das man mit Fahrmissionen etwas Abwechslungs ins Spiel zu bringen versuchte.
An einigen Passagen des Spiels klettert ihr also in fahrbare Untersätze um euch entweder als Fahrer oder Schütze zu betätigen. Spielt ihr als Niobe, müsst ihr den Wagen wie in einem Rennspiel steuern. Zudem gebt ihr Ghost, der auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, per Knopfdruck Bescheid wann er sich aus dem Fenster lehnen soll um die heran nahenden Gegner per MG außer Gefecht zu setzen. Spielt ihr als Ghost, müsst ihr euch mit der Waffe an die Gegner machen. Ziemlich das gleiche Prinzip umfasst die andere Action-Passage, in der ihr in einem Gleiter Platz nehmt der durch die tiefsten Tunnel der realen Welt düst. Zwar schaffen diese beiden Teile des Spiels Abwechslung, jedoch sind sie sowohl technisch als auch spielerisch so arm, dass der Spieler sich dann doch wieder auf die Rückkehr des eigentlichen Spiels freut.

"Eure Gegner sind nicht nur gut ausgerüstet, sondern auch zahlreich..."
Doch auch wenn es auch keinen Preis in der Kategorie Abwechslung und Innovation gewinnt, kann Enter the Matrix durchaus Spaß machen. Die Kampfsequenzen sind genial inszeniert und lassen vor allem Kampfsport Liebhaber die Augen leuchten. Dazu kommt der „Fokus“, oder auch „Bullet Time“ genannt, der die Kampfszenen in „Matrix“ so spektakulär machte. Ihr habt einen Balken am rechten Bildschirmrand der euch euren Focus-„Status“ anzeigt, sprich wie viel dieses Specials ihr noch nutzen könnt. Doch keine Angst – genau wie eure Lebensenergie lädt sich auch der Focus mit der Zeit von ganz alleine wieder auf. Mit diesem könnt ihr spektakuläre Matrix-Moves vollziehen, wie z.B. weite Sprünge, an der Wand entlang laufen samt abschließenden Sprungkick usw.
Das sieht wirklich sehr cool aus und bringt eine gesunde Portion Matrix-Style ins Spiel.
Richten wir aber nach dem Gameplay mal unsere Augen auf die technische Seite des Atari-Games.
Zum einen wären da die genialen Charakteranimationen, die besonders in den Kämpfen und im aktivierten Fokus fantastisch und sehr stylish aussehen. Im direkten Gegensatz dazu stehen die Animationen beim Hoch- bzw. Runterklettern von Leitern und beim Erklimmen von Zäunen, die einfach nur lächerlich aussehen. Das Leveldesign in Enter the Matrix ist ebenfalls nicht das, was man heute von einem Computerspiel erwarten kann: einfältige Texturen, ein Levelaufbau, der sich immer zu wiederholen scheint, Clipping Fehler usw. machen es Technikfetischisten nicht grade einfach… Umso erstaunlicher, dass das Level im Schloß des Merowingers praktisch im direkten Kontrast zum Rest des Spiels steht – hier werden eure Augen mit wunderbaren Lichteffekten und toll designten Räumen verwöhnt. Leider begrenzt sich das aber nahezu wirklich auf dieses Level.
Leider und wie so oft bei 3D-Actiongames heimst auch die Kamera Minuspunkte ein: Sobald es zu einem Faustkampf zwischen euch und einem Gegner kommt, zoomt diese näher ans Geschehen ran. Dummerweise "verhakt" sie sich bei der schnellen Aktion auf dem Bildschirm aber recht gerne, so dass ihr im wahrsten Sinne nicht immer ganz im Bilde seid.
Als drittes kommen noch nervige Ruckler hinzu, die sogar bei Top Rechnerkonfigurationen (2,4 Ghz, 512 MB Ram, GeForce Ti 4200 / 128 MB Ram) und mittelmäßiger Auflösung/Details nicht ausbleiben. Und die Zerren doch ganzschön an euren Nerven...

"Impressionen aus dem Schloß der Merowinger..."
Beim Sound wurde im Grossen und Ganzen gute Arbeit geleistet. Rockige Gitarren Einlagen und brummende Technobässe scheinen immer im genau richtigen Moment einzusetzen. Dazu kommen die original Synchronstimmen der Darsteller, die zum Glück nicht ins Deutsche übersetzt wurden (deutsche Untertitel werden während der Dialoge angezeigt). Klingt perfekt, doch aus unerklärlichen Gründen hakt die Musik an diversen Stellen zum Beispiel völlig unerwartet komplett ab, springt an offensichtlich falschen Stellen wieder an usw. Daher nicht die absolute Traumnote, sondern "nur" 8 von 10 Punkten…
Wer übrigens kein Gamepad zur Hand (eigentlich ein Must-have!) hat, der lässt übrigens am besten gleich die Grabscher vom neuen Matrix. Denn mit Tastatur ist es eine reine Qual und die Aktionen eurer Charaktere sind nicht richtig zu kontrollieren.
Richtig Spaß hat Enter the Matrix nicht wirklich beim testen gemacht. Dazu wirkte alles einwenig zu unausgegoren und unfertig, die Steuerung ist mau (sofern ihr nicht über ein Gamepad verfügt) und technisch ist es mittelmäßig.
Wenn schon Enter the Matrix, dann zumindest auf einer Konsole...