Enchanted Arms im Test

PlayStation3
From Software darf sich zu den Urgesteinen der Branche zählen, seit 1986 produziert das japanische Unternehmen inflationär neue Titel der Armored Core-Reihe. Das sich die Asiaten nicht nur auf Mech-Gemetzel verstehen, wollen sie mit dem Rollenspiel Enchanted Arms unter Beweis stellen.
Das es sich bei Enchanted Arms um ein typisches japanisches Rollenspiel handelt, merkt der erfahrene Spieler schon nach kurzer Zeit – die Story haben wir in geringfügig anderer Form schon tausend Mal miterlebt. Atsuma, ein junger, fauler Student der Enchant Universität in Yokohama, lernt in seinen Vorlesungen alles Mögliche über die Magie des ‚Enchanting’. Andere suchen zu dieser Zeit nach einer weitaus stärkeren Art der Magie, die in den letzten 1000 Jahren verloren ging. So stellt sich heraus, dass die Menschen vor einem Jahrtausend deutlich geschickter waren in Sachen Zauberei und so künstliche Kreaturen erschufen, die den Menschen dienen sollten. Irgendwann wurde es diesen Golems allerdings zu bunt und sie setzten sich massiv zur Wehr. Als Folge dessen startete der Golem Krieg, der fast zur Zerstörung der Welt geführt hätte. Die sogenannten Devil Golems, die mächtigsten der Kreaturen, wurden rechtzeitig gefasst und weggesperrt, damit sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen kann. Zurück zur Gegenwart, wo einige unverbesserliche Trottel sich Zugang zu einem der Siegel verschafft haben und somit die Queen of Ice, eine der Devil Golems, befreien. Schnell wird klar, dass jemand reagieren muss. Zu diesem Zeitpunkt wird Atsuma klar, dass eine mysteriöse Kraft in seinem rechten Arm schlummert, die ihm gleichzeitig zur Rettung als auch zur Zerstörung der Welt behilflich sein kann.


Als Atsuma ist es nun natürlich eure Aufgabe, die Devil Golems aufzuhalten und somit die Welt vor einem neuen Krieg zu schützen. Dies geschieht in klassischer RPG-Manier: ihr lauft durch Dungeons und die große (lineare) Spielwelt, tretet im Kampf gegen böse Jungs und Golems an, sammelt Geld, Erfahrungspunkte sowie Items und entwickelt die Charaktere eurer vierköpfigen Party zu starken Kämpfern. Unterbrochen werden diese Hauptbestandteile des Gameplays durchZwischensequenzen und meist sehr lange Konversationen, die nicht alle vertont wurden. Doch diese Dialoge stellen einen Großteil des Charmes von Enchanted Arms dar, denn die Gespräche zwischen den verschiedenen Charakteren sind voll von Humor, der richtig gut ankommt. Die Anzahl der menschlichen Charaktere im Spiel hält sich in Grenzen, wodurch ihr euch gut auf die Hauptakteure konzentrieren könnt und euch schnell mit ihnen anfreundet.


Die Kämpfe in Enchanted Arms finden zufällig statt, sprich sie überraschen euch während ihr auf den sehr linearen Wegen von Punkt A nach Punkt B lauft. Normalerweise ist die Auftrittsrate der Zufallskämpfe dabei absolut erträglich. An manchen Stellen des Spieles wird aber fast schon Skies of Arcadia-Niveau geboten, mit neuen Duellen nach nur wenigen Schritten. Und das nervt auch im Jahr 2006 noch richtig! Zum Glück ist im Kampf eine Auto-Funktion anwählbar, durch die die Charaktere sich selber für ihre Angriffsvariante entscheiden und ihr während dem Kampf nichts mehr machen müsst. Erfreulich ist zudem, dass dieses System gut funktioniert und ihr euch somit nicht zwangsläufig selber anstrengen müsst, falls ihr gerade keine Lust auf einen Kampf habt. Die Auto-Funktion läuft übrigens nur für jeweils eine Runde im Duell, so dass ihr – insofern es schlecht um eure Akteure stehen sollte - jederzeit doch noch selber eingreifen und die Situation entschärfen könnt.

Das Kampfsystem von Enchanted Arms erinnert in erster Linie an Taktik-RPGs wie Fire Emblem oder Final Fantasy Tactics. Die Schlachtfelder sind immer in zwei 6x4 Kästchen große Flächen eingeteilt – eine für euch, eine für die gegnerische Gruppe. Zwischen diesen Flächen ist eine unsichtbare Mauer, d.h. ihr könnt euch nur auf eurer Fläche bewegen und nicht die Grenze zum Gegner überschreiten. Vier Charaktere befinden sich in eurer Party, in jeder Runde könnt ihr diese Akteure bewegen und ihnen eine Aktion zuweisen. Habt ihr das gemacht, wird eure Angriffsreihenfolge per Knopfdruck gestartet und ihr könnt sehen, ob diese Runde für euch erfolgreich war. Danach plant dann der Gegner seine Aktionen usw.


Dadurch, dass alle Angriffe der Charaktere verschiedene Angriffsweiten haben, kommt so ein nicht zu unterschätzender strategischer Aspekt ins Gameplay. Die Positionierung der Figuren ist somit entscheidend. Während der Angriff von Charakter A nur ein Kästchen trifft, greift Charakter B mit einer seiner Attacken direkt ein größeres Feld mit mehreren Kästchen an. Ideal ist es also, im Vorfeld die Party so zu kombinieren, dass ein gesunder Mix aus Nah- und Fernangriffen verfügbar ist. Dabei muss man allerdings auch sagen, dass Enchanted Arms generell nicht sonderlich schwer ist. Abgesehen von den hin und wieder auftretenden Bossfights, die den Schwierigkeitsgrad direkt richtig hoch ansetzen und somit durchaus für Frust sorgen können. Aber auch hier ist Enchanted Arms typisch japanisch: zusätzliches Aufleveln ist das beste Mittel gegen Sorgen im Kampf. Nach einem Kampf regenerieren sich die Gesundheits- und Magiepunkte eurer Charaktere automatisch. Aber Achtung: über die Zeit verlieren die Akteure ‚Vitality Points’. Sind jene bei Null angelangt, wird die HP des jeweiligen Partymitgliedes nach einem Kampf nicht mehr aufgefüllt. Dann helfen nur entsprechende Items oder das Austauschen des Charakters in der aktiven Party.


Dieses Austauschen von Charakteren stellt das wohl kleinste Problem in der Welt von Enchanted Arms dar. Denn an allen Ecken der Welt findet ihr herrenlose Golems, die ihr – nachdem ihr sie im Kampf besiegt habt – auf eure Reise mitnehmt. Im Spiel gibt es über 100 dieser Golems, die alle nach verschiedenen Elementen (Feuer, Wasser, Erde, Wind) klassifiziert sind und so auch bei der Taktik mithelfen können. Jeder dieser Golems hat ein paar Standardattacken und kann, wie die vier menschlichen Hauptcharaktere, jederzeit aufgelevelt und somit gestärkt werden. Beim Design der Golems haben die Entwickler ihrer Phantasie freien Lauf gelassen: von Meerjungfrauen über Vampire bis hin zu einer Kreatur mit einer Pizza als Kopf ist alles mit dabei. Der mangelhafte Mehrspieler-Modus der XBox 360-Version wurde nicht verbessert - Sondern einfach weggelassen.

Grafisch ist der Titel für ein PlayStation 3-Game unter aller Kajüte. Zwar sind die Charaktermodelle leiden teils unter verwaschenen Texturen, die mangelhaften Animationen tun ihr übriges. Während der Dialogsequenzen seht ihr vergrößerte Fassungen der Figuren links und rechts auf dem Bildschirm, die entsprechend zum Gesagten reagieren. Das Repertoire an Bewegungen ist dabei allerdings recht eingeschränkt und so habt ihr nach einer knappen Stunde fast schon alles gesehen. Die Umgebungsgrafik weist ebenfalls Schwächen auf: zwar kriegt ihr wunderschöne weiträumige Areale mit toller Aussicht geboten, doch jene sind viel zu oft nahezu ausgestorben und stets unterbevölkert.


Wer also gerne mit unbekannten Charakteren spricht um so noch mehr von der Story mitzukriegen, muss sich bei Enchanted Arms auf die Städte konzentrieren. Diese sind meistens sehr schön anzusehen und bringen ganz unterschiedliche Stile auf den Bildschirm: vom modernen Yokohama über das mittelalterliche London bis hin zum traditionell japanischen Kyoto mit Holzbauten und detaillierten Pagoden. Im Kampf habt ihr die Wahl zwischen ein paar voreingestellten Kameraperspektiven, anhand derer ihr stets den vollen Überblick habt. Bei Angriffen zoomt die Kamera näher an den jeweiligen Charakter heran und vor allem die speziellen Magieangriffe sind richtig gut in Szene gesetzt. Großartig sehen außerdem die vorgerenderten Zwischensequenzen aus, von denen es aber leider viel zu wenige im Spiel gibt.

Der Soundtrack von Enchanted Arms ist – ihr könnt es euch schon denken – typisch für ein japanisches Rollenspiel, was in diesem Aspekt aber keineswegs negativ gemeint ist. Dramatische orchestrale Stücke wechseln sich gut mit Loops im Hintergrund ab und so wird die musikalische Untermalung nie langweilig oder nervig, was man anhand einer Spielzeit von knapp 40 Stunden durchaus hoch anrechnen sollte. Nerven könnte euch jedoch die englische Sprachausgabe, die vor allem bei den weiblichen Charakteren und zu Beginn des Spieles bei einem homosexuellen Charakter einfach nur viel zu übertrieben wirkt. Glücklicherweise hat Ubisoft die japanische Sprachausgabe optional auch auf der PAL-Fassung gelassen – selbst wenn ihr kein Wort verstehen solltet ist jene viel angenehmer und verschafft der Atmosphäre außerdem den ein oder anderen Pluspunkt. Wer jedoch kein Englisch versteht, wird mit Enchanted Arms nicht glücklich,,, die Menütexte und Untertitel wurden nämlich nicht eingedeutscht. Des Weiteren erhält die PS3-Variante rudimentären SIXAXIS-Support, 30 zusätzliche Golems und 10 Minuten Filmsequenzen extra.

Kai meint:

Kai

Enchanted Arms hat das Glück der Erstgeborene zu sein, so fehlt die Möglichkeit das Japano-RPG mit ähnlichen PS3-Games zu vergleichen. Das From Software-Produkt ist eigentlich in keiner Disziplin ein Totalausfall - aber eben auch in keiner wirklich gut! Vor allem die duchwachsene Optik gewinnt keine Schönheitspreise, konnte der Titel doch schon vor Monaten auf der 360 grafisch nicht begeistern. Ausgehungerte Rollenspieler dürfen einen Blick riskieren, der Rest wartet auf ausgereiftere Genre-Kost.

Positiv

  • Sehr umfangreich

Negativ

  • Enttäuschende Grafik
  • Multiplayer-Mode gestrichen
Userwertung
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Enchanted Arms Daten
Genre -
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 23. März 2007
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7.2
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neXGam YouTube Channel
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